Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
gekauft?«
Noch ein Bissen. Diesmal ohne Hecheln. »Hat Hannah Kelly seltene signierte Erstausgaben gesammelt?«
»Nein.« Und Rebecca auch nicht.
»Genau.« Sie biss ab, kaute und mampfte.
Ich setzte noch einmal heißes Wasser auf und biss die Zähne zusammen, als meine Fingerknochen aneinanderrieben. Bei Wetterwechsel war es immer besonders schlimm. Die Blutergüsse an den Knöcheln verfärbten sich allmählich gelb und grün. Ich spülte für Dr. McDonald einen Kaffeebecher aus. »Sie sagten, Sie hätten an meinem Gesicht und meinen Händen erkannt, dass ich kein Vegetarier bin – als wir auf der Fähre waren, haben Sie das Steak bestellt. Und gestern Abend das Lamm.«
»Der Gratulator verkauft keine Bücher. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich kenne einige Leute, die in Buchhandlungen arbeiten, und das sind schon richtige Spinner drunter, aber nicht im Sinne von Folterpornos, und das ist es doch wohl, was er macht, aber nicht, weil er selbst Spaß daran hat – er macht es für jemand anderen.«
»Was stimmt denn nicht mit meinem Gesicht und meinen Händen?«
»Ich glaube, er macht es für die Eltern. Ich glaube, das ist der Grund, warum er so empfindlich reagiert, wenn die Mädchen schreien; warum er die Leichen hinterher einfach verscharrt; warum er drei Tage braucht, um den Mut aufzubringen, seine Opfer zu foltern: Er interessiert sich nicht wirklich für sie , es sind ihre Mütter und Väter, die ihn interessieren.«
Ich goss heißes Wasser in die Becher. »›Wen quält er in Wirklichkeit?‹«
»Genau.« Sie biss in die knusprige Kruste der zweiten Sausage Roll. »Ich weiß, dass Sie kein Vegetarier sind, weil Sie blaue Flecken an den Fäusten und im Gesicht haben, und dann ist da die Art und Weise, wie Sie mit den Leuten reden – dieses Alpha-Männchen-Gehabe –, und ich habe den höchsten Respekt vor Ihnen als Polizeibeamter, also bitte verstehen Sie das nicht falsch, aber Sie sind ein Mann der Gewalt, es … es trieft Ihnen aus allen Poren. Das passt nun wirklich nicht zu einer vegetarischen Lebensweise.«
»Ich habe ein Alpha-Männchen-Gehabe ?« Ich musste unwillkürlich grinsen. »Haben Sie schon mal bei den antikapitalistischen Protesten gegen die G-20-Gipfel zugeschaut? Die Hälfte von den Typen sind Körnerfresser. So viel Energie würde man denen gar nicht zutrauen.«
Sie räusperte sich. »Ja, nun … manchmal sind Männer der Gewalt genau das, was man braucht.«
Um zwanzig nach zehn war Henry noch immer nicht aufgetaucht, aber Dr. McDonald war dahintergekommen, wie man die Zentralheizung in Gang brachte, und jetzt war es in der Küche geradezu kuschlig warm. Sie selbst war auch ein bisschen munterer – drei Becher Kaffee und zwei Sausage Rolls, und schon war die Welt wieder in Ordnung.
Jetzt saß sie über den Laptop gebeugt, den sie aus ihrer Ledertasche gezogen hatte. »Er meldet sich an …«
Aus den Lautsprechern drang ein misstönendes Geklingel, ein Zischen, ein Klicken – und dann füllte Sabirs breites, graues Gesicht den Monitor aus. Er blinzelte und beugte sich vor. » Morgen allerseits … Mannomann, Sie seh’n vielleicht scheiße aus, Doc .«
Ich positionierte mich so hinter Dr. McDonald, dass ich mich selbst in dem kleinen Fenster sehen konnte, das in das Videobild von Sabir eingelassen war. »Gibt’s was Neues von dem Buchhändler?«
»Sie haben ihn in einen Vernehmungsraum gepackt. Er tut ganz entrüstet, so nach dem Motto: ›Ich hab nie irgendwem ein Haar gekrümmt.‹ Blöder Sack.«
Ich beugte mich vor. »Was ist mit meinen Personenüberprüfungen?«
»Ah, richtig …« Er verzog das Gesicht. »Da muss ich dich wohl um Entschuldigung bitten. Ich hab ’ne Suche nach allen zwölf Familien gestartet, und bei vieren gab es einfach keine neueren Daten, mit denen man ihren Standort hätte rausfinden können. Nichts, worauf man als Normalverbraucher zugreifen könnte. Jedenfalls nicht ohne hervorragende IT-Kenntnisse.« Sabirs Finger hackten auf der Tastatur herum. »Und auch dann war über Hannah Kellys Mama und Papa nix rauszukriegen. Also hab ich mich einfach mal ’n bisschen ins Zentralregister gehackt und ihm gesagt, er soll mir ’ne Liste von allen Personen ausspucken, die in den vergangenen vier Jahren Suchkriterien für eine der Gratulator-Familien eingegeben haben.«
Eine Dialogbox öffnete sich auf Dr. McDonalds Bildschirm: » SABIR4TEHPOOL MÖCHTE IHNEN EINE DATEI SCHICKEN. AKZEPTIEREN – ABLEHNEN .«
Sie klickte auf »Akzeptieren«, und in
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