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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sehr
    schade.«
      Hagen hörte seine Stimme, als käme sie aus weiter Ferne. Er konzentrierte sich nicht ausschließlich auf die Unterhaltung, sondern dachte selbst angestrengt nach. »Was ist schade?«
      »Dass wir nicht auf einer Seite stehen. Ich bin schließlich kein politischer Idealist, Kapitän Hagen, kein Fanatiker. Ich bin ein Mann, der die Annehmlichkeiten des Lebens liebt und sich stets den Umständen angepasst hat. So habe ich überlebt – und bin nicht schlecht dabei gefahren. Sie könnten nun sagen, ich sei ein Opportunist. Ich glaubte, wir hätten diesen Charakterzug gemeinsam, aber Sie haben mich in dieser Hinsicht enttäuscht, mein Freund. Ich kann Ihr Verhalten in dieser Angelegenheit nicht verstehen.« Es hatte den Anschein, als schwinge aufrichtiges Bedauern in seiner Stimme mit.
      Hagens Verstand arbeitete auf Hochtouren, entwarf Pläne, verwarf sie wieder. Er antwortete nur, um die Unterhaltung nicht einschlafen zu lassen. »Man kann heutzutage keinem trauen, Kossoff. Du müsstest das ja am besten wissen.«
      Hinter Hagen waren plötzlich Schritte zu hören, gefolgt von einem Räuspern. »Wir verschwenden nur unsere Zeit, Genosse. Wir kommen nicht weiter.«
      Hagen drehte sich um, sah hinter sich einen kleinen, beinahe glatzköpfigen chinesischen Offizier in zerknitterter Uniform, der sich den Schweiß aus seinem pockennarbigen Gesicht wischte. Kossoff ergriff das Wort. »Darf ich Sie mit Hauptmann Tsen bekannt machen? Er ist so freundlich, mit mir in dieser Angelegenheit zusammenzuarbeiten.«
      Hagen drehte sich wieder zu Kossoff um. »Er hat natürlich ganz Recht. Wir kommen nicht weiter.«
      Kossoff blies den Rauch genüsslich an die Decke. »Irgendwo in diesem verdammten Schilf befindet sich Ihr Kutter. Vermutlich haben Sie das Gold bereits geborgen. Es ist an der Zeit, dass wir uns einigen. – Wie ich bereits sagte, hat mich Ihr Verhalten in dieser Angelegenheit immer wieder verwundert, doch nun habe ich so eine Theorie. Wollen wir ein Experiment machen.« Auf Chinesisch gab er den Befehl, das Mädchen hereinzuführen.
      Hagen griff nach der Ginflasche und trank noch einen Schluck. Irgendwo im Dunkeln wurde eine Tür geöffnet, und nach einer Weile sah er Rose langsam näher kommen. Sie zögerte einen Augenblick, erkannte ihn dann und flog auf ihn zu. Hagen erhob sich, und sie warf sich in seine Arme. »Alles in Ordnung, Kleines«, tröstete er sie und strich ihr übers Haar. »Es wird alles wieder gut.«
      Kossoff lachte schelmisch. »Wer hätte das gedacht? Ein verliebtes, junges Paar.«
      Hagen sah Kossoff über ihre Schulter hinweg an. »Also, wie geht's jetzt weiter?«
      Tsen trat auf Hagen zu, riss das Mädchen von ihm weg, schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. »Du führst uns zu deinem Schiff!«, schrie er.
      Hagen sah aus den Augenwinkeln, wie Kossoff eine Pistole zog. »Warum sollte ich das? Ihr bringt uns doch sowieso um.«
      Hauptmann Tsens Fuß landete in seinem Unterleib.
      Er sank zu Boden und krümmte sich vor Schmerz. Aus weiter Ferne hörte er, wie Kossoff den Hauptmann anschnauzte. »Du Idiot! Wir brauchen ihn unversehrt! So behandelt man diesen Mann nicht. Wenn du deinen Anteil bekommen willst, dann überlass mir die Sache.«
      Schlagartig wurden Hagen die Zusammenhänge klar, so klar, dass er sich trotz des brennenden Schmerzes im Unterleib ein Lächeln mit zusammengebissenen Zähnen nicht verkneifen konnte. Nach einer Weile zog er sich hoch, stützte sich auf den Tisch auf und begann zu lachen. Nun fügte sich alles nahtlos aneinander. Die Tatsache, dass keine Patrouillen- oder Kanonenboote der Marine ihm das Eindringen in das Sumpfgebiet verwehrt hatten. Die schäbige Barkasse, die Hand voll Soldaten. Er lachte Kossoff ins Gesicht. »Du alter Gauner. Ich hätte es wissen müssen. Du willst das Gold für dich.«
      Rose kam an seine Seite und half ihm in den Sessel. Kossoff grinste. »Was denn sonst? Haben Sie so lange gebraucht, um das herauszufinden? Schließlich ist es ein Wunsch, den wir gemeinsam haben.«
      Einen Augenblick lang herrschte Stille. »Das ist eine Lüge«, zischte Rose.
      »Fragen Sie ihn doch«, erwiderte Kossoff. »Sie waren doch sicher nicht so naiv zu glauben, er würde alles aus Liebe zu Ihnen tun.«
      Sie sah Hagen verdutzt an und runzelte die Stirn. »Sag ihm, dass es nicht wahr ist, Mark.«
      Im ersten Moment war er geneigt zu lügen. Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen,

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