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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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führten, doch ein Fußtritt brachte ihn voran. Er zögerte erneut an der Tür und lugte vorsichtig in das kühle Halbdunkel der Hütte. Ein Handkantenschlag ins Kreuz lud ihn daraufhin zum Eintreten ein.
      Hagen stöhnte auf, als seine Niere zu schmerzen begann, und in einem plötzlichen Wutanfall trat er nach hinten und traf auch tatsächlich eine Kniescheibe. Der chinesische Soldat hinter ihm schrie. Hagen wich dem Gewehr aus, packte den Mann, schleuderte ihn vorwärts und stieß ihn zweimal mit dem Kopf gegen die Wand. Einen Moment lang sah er den Tod vor Augen, als die Bajonette der beiden anderen Soldaten ihn aufspießen wollten, doch von einem auf Chinesisch gegebenen Kommando daran gehindert wurden. Die beiden Soldaten ließen sofort die Waffen sinken, hoben ihren Kameraden auf und zerrten ihn nach draußen. »Treten Sie näher, Kapitän Hagen. Was sind Sie doch gewalttätig«, tönte eine bekannte Stimme aus dem Halbdunkel. Es war die Stimme von Kossoff.
      Hagen folgte der Aufforderung. Kossoff saß in einer Art Korbsessel an einem Tisch. Es stand noch ein zweiter Sessel ihm gegenüber. Hagen nahm darin Platz, griff nach der Ginflasche, die auf dem Tisch stand, und nahm einen Schluck aus der Flasche. Er prostete Kossoff wortlos zu und genehmigte sich noch einen zweiten. Als der Alkohol seinen Körper durchströmte, fühlte er sich wieder besser. Er lehnte sich im Sessel zurück. »Alles, was das Herz begehrt. Kerle wie du haben's schon schwer in ihrem entbehrungsvollen Dienst fürs Proletariat. Übrigens: Hättest du eine Zigarette für mich? Meine letzte Schachtel ist ein bisschen nass geworden.«
      Der Russe zog ein Päckchen amerikanischer Zigaretten aus der Tasche und warf es auf den Tisch. »Sie sehen, mein lieber Kapitän Hagen, dass ich Ihnen mit allem dienen kann.«
      Hagen nahm sich eine Zigarette heraus, beugte sich über den Tisch, dem angebotenen Feuer entgegen, deutete dann auf die Zigarettenschachtel. »Warum rauchst du denn keine von euren Sorten?«
      Kossoff lächelte zuvorkommend. »Weil Zigaretten aus Virginiatabaken sehr gut schmecken. Wenn unsere Zeit gekommen ist, werden wir sie zweifellos alle im eigenen Lande verbrauchen.«
      Hagen schmunzelte. Er konnte es sich nicht verkneifen, sein Gegenüber etwas auf die Schippe zu nehmen. »Vorsicht, Genosse. In Moskau würde man das als Verrat bezeichnen.«
      Kossoff steckte eine Zigarette in den Bernsteinhalter. »Aber wir sind jetzt nicht in Moskau, mein lieber Kapitän. Hier habe ich das Sagen. Ich muss gestehen, dass mir die Gegend hier nicht sonderlich zusagt, bin mir andererseits jedoch sicher, dass wir alle mit Ihrer Unterstützung schnell in angenehmere Gefilde ausweichen können.«
      Hagen wurde aufmerksam. Er hatte aus Kossoffs Worten die Andeutung herausgehört, mit ihm noch immer einen Handel abschließen zu können. Aber wie?, fragte er sich stirnrunzelnd. Er hat doch alle Trümpfe in der Hand. Ich bin in einer hoffnungslosen Lage, und das weiß er auch. »Es gibt also immer noch eine Chance für mich?«
      Kossoff nickte. »Für Sie und Miss Graham.« Er beugte sich zu Hagen hinüber und flüsterte: »Ich muss gestehen, dass zu den angenehmsten Seiten dieser ganzen Sache die Tatsache gehört, ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Ich hätte nicht erwartet, eine solche zarte Blume in diesem Dreckloch zu finden.«
      Hagen kämpfte schwer mit sich, um seine Besorgnis nicht zu verraten, und quälte sich ein Lächeln ab. »Stimmt, sie ist schon ein prima Mädchen.«
      »Aber leider sehr starrköpfig.« Als Hagen sich in seinem Sessel aufrichtete, hob Kossoff beschwichtigend die Hand. »Kein Grund zur Sorge, Kapitän. Ihr ist nichts geschehen. Ich habe nicht die Absicht, ihr wehzutun – noch nicht.«
      Hagen rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her. Worauf wollte Kossoff hinaus? Warum dieses Katz-und-MausSpiel? Er drückte die Zigarette aus.
      »Was ist mit meinem Freund? Haben deine Männer ihn schon hergebracht?«
      Kossoff schüttelte den Kopf. »Sie haben nicht einmal nach der Leiche gesucht. Ihrer Ansicht nach wäre eine Kugel in den Kopf alles gewesen, was sie noch für ihn hätten tun können.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Sie sind Halbwilde – ungebildete Halbwilde. Fast wie Kinder.«
      Hagen zog eine Grimasse. »Ja ja – wie kleine Kinder.«
      Der Russe trommelte mit den Fingern einer Hand auf der Tischplatte und fügte versonnen hinzu: »Es ist wirklich

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