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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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auf seinen Lippen, sich ruhig zu verhalten. Die Augen des Iren weiteten sich, wanderten zu Hagen und schließlich weiter in Richtung des Schilfgürtels. Von dort war ein Plätschern zu hören. Sie warteten gespannt, bis schließlich ein Kanu aus dem Schilf auftauchte, in dem eine zusammengesunkene Gestalt hockte.
      Es war Chang. Als er längsseits kam, sahen sie, dass seine Kleidung verschmutzt und zerrissen war und er eine große Fleischwunde im Gesicht hatte. Fliegen sättigten sich an dem gerinnenden Blut. Sie zogen ihn über die Reling und legten ihn vorsichtig auf das Deck. O'Hara holte eine Flasche Rum und flößte Chang etwas davon ein. Der Chinese hustete und prustete, doch seine Augen bekamen einen lebhafteren Ausdruck. Er war offensichtlich brutal geschlagen worden. Als Hagen ihn genauer untersuchte, wurde ihm bange. Der Fischer fand schließlich die Kraft, Worte zu formen, und erzählte ihnen stockend seine Geschichte in kurzen, knappen Sätzen. Hagen übersetzte Mason und O'Hara Satz für Satz.
      Sie seien ohne Zwischenfälle zum Dorf gelangt. Chang sei die Schweigsamkeit der Dorfbewohner aufgefallen, die nur damit beschäftigt zu sein schienen, ihre Netze zu flicken. Als sie aus dem Boot gestiegen waren, seien Soldaten aus den Hütten, von wo aus sie die Dorfbewohner in Schach gehalten hatten, auf sie zugestürmt. Chang habe versucht, sich zu wehren, sei aber von Gewehrkolben niedergestreckt worden. Als er das Bewusstsein wiedererlangt habe, fand er sich in einer Hütte wieder, die allerdings nicht bewacht wurde. Es sei ihm gelungen, sich davonzuschleichen zu der Stelle, an der ein altes Kanu lag.
      Die drei schwiegen eine Weile betroffen, nachdem Chang seine Ausführungen beendet hatte. Mason stieß schließlich einen Fluch aus und wandte sich an Hagen: »Was hältst du davon?«
      Hagen schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß nicht. Es gibt keinen Beweis dafür, dass es Kossoff mit seinen Leuten ist – möglicherweise nur eine Militärpatrouille.«
      Ein Schauder lief ihm plötzlich über den Rücken. »Ich hoffe bei Gott, dass es Kossoff ist. Wenn sie ihm in die Hände gefallen ist, hat sie's besser als bei den Soldaten.«
      Mason lachte verbittert. »Gerade als alles so gut aussah.« Er erhob sich. »Also Hagen: Wann starten wir unser Himmelfahrtskommando?«
      »Je eher, desto besser. Sie rechnen wahrscheinlich nicht damit, dass wir so schnell reagieren. Hol deine MP und ein paar Granaten.« Als Mason in die Kajüte ging, wandte sich Hagen an O'Hara. »Du bleibst hier. Wenn wir bei Einbruch der Dunkelheit nicht zurück sind, brauchst du nicht länger auf uns zu warten. Du musst dann eben allein versuchen, aufs offene Meer zu kommen.«
      Der Alte nickte. Mason kam mit der Maschinenpistole und den Handgranaten zurück. Hagen stieg in das Kanu. Mason folgte ihm und nahm im Heck Platz. Als Letzter kletterte Chang ins Boot und setzte sich in den Bug. Er und Mason begannen zu paddeln. O'Hara rief ihnen keinen Abschiedsgruß zu, als sie losfuhren. Er glaubt nicht daran, dass wir zurückkommen, ging es Hagen durch den Sinn. Für ihn sind wir bereits so gut wie tot. Trotzig umklammerten seine Hände den Karabiner fester.
      Sie fuhren durch das Schilf in den breiteren Wasserlauf und damit in eine andere Welt: weg von der Stille der verborgenen Lagune, hinein in den Gestank des Sumpflandes mit seinen Stechmücken. Der Schweiß tropfte Hagen von der Stirn. Er beobachtete missmutig die Gegend und hasste den Sumpf mehr als jemals zuvor.
      Nach etwa einer halben Stunde anstrengender Fahrt drehte sich Chang zu Hagen um und erklärte, das Dorf liege nur einige Meter entfernt. Sie erreichten eine offene, von Seerosenblättern und dickem, grünem Schleim bedeckte Wasserfläche. Als sie sie zur Hälfte überquert hatten, wurde aus dem vor ihnen liegenden Röhricht auf sie geschossen. Chang schrie gellend auf und fiel nach hinten auf Hagen.
      Hagen hob den Karabiner und schoss zurück. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Mason verzweifelt versuchte, die MP freizubekommen, die er sich mit dem Riemen um die Schultern gehängt hatte. Von den Kugeleinschlägen aufspritzendes Wasser peitschte Hagen ins Gesicht. Er feuerte das ganze Magazin ins Schilf ab. Als er mit fliegenden Fingern nachlud, schrie Mason auf, erhob sich und presste die Hand vors Gesicht. Zwischen den Fingern quoll Blut hervor. Einen Augenblick stand er schwankend im Boot, verlor dann das Gleichgewicht, fiel ins Wasser und

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