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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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Feuersäule schoss aus dem Blumentopf auf und flackerte fast bis unter die Decke. Dichter, baumwollgrauer Rauch erfüllte die obere Hälfte des Zimmers. Ich ließ meine Tasche auf den Boden fallen und rannte zum Schrank, zog den Minifeuerlöscher hervor und riss den Sicherungspin heraus. Dann richtete ich die Düse auf die zuckende Asche und setzte eine Fontäne aus weißem Schaum frei. Er bedeckte die Pflanze und erstickte die Glut, bis nichts mehr übrig war als ein verkohlter Stiel. Rauch und neblige Schwaden hingen in der Luft und füllten meine Lunge. Ich machte die Tür weiter auf und wedelte mit den Händen, um den Qualm zu vertreiben. Die heiße, bittere, verbrannte Luft ließ mich heftig husten.
    Die verkohlte Pflanze schob ich vom Tisch direkt in den Mülleimer, und dann floh ich durch die offene Tür hinüber zu Dante und Lance. Würgend und gekrümmt pochte ich mit schmerzendem Magen an ihre Tür. Ich wollte einfach nur weg von diesem Zimmer. Nach kurzem Warten nutzte ich einen hustenfreien Moment und legte das Ohr an die Tür. Als jedoch niemand antwortete, gab ich es schließlich auf und trottete davon.
    Zurück in meinem Zimmer, dessen Tür noch weit offen stand, sank ich aufs Bett. Selbst in dieser kurzen Zeit hatte sich schon viel Rauch verzogen, und mein Husten ließ langsam nach. Schutzsuchend rollte ich mich zusammen. Auf dem Nachttisch neben mir stand ganz ungerührt Lucians Blume, die sogar noch üppiger erblüht zu sein schien. Inzwischen hatte die Blüte die Größe einer glänzend schwarzen, prächtigen Grapefruit. Durch den Qualm hindurch konnte ich noch immer ihren würzigen Duft wahrnehmen. Als ich ihn in mich aufsog, fühlte ich mich mit einem Mal todmüde. Ich hätte jetzt gleich in diesem Kleid eindösen können, ohne mir auch nur darüber Gedanken zu machen, wie das alles überhaupt in meinem unschuldigen kleinen Zimmer passieren konnte. Das konnte ich mir nämlich so gar nicht erklären. Hatte die Pflanze das Feuer etwa ganz allein ausgelöst? Was genau war dieses komische Ding überhaupt gewesen? Ich drehte mich auf die Seite, und dabei stieß mir etwas in die Rippen. Ich griff danach: das Buch. Mir blieb kaum noch Kraft, es aufzuschlagen, geschweige denn, zu tun, was es jetzt unausweichlich von mir verlangen würde. Aber blieb mir denn eine Wahl? Ich machte mich auf so einiges gefasst und blätterte endlich bis zum neuesten Eintrag vor.
    Dein Abend fängt gerade erst an, Himmelsbotin. Klettere die Leiter hinauf, ja, nach oben, und folge dem Tunnel, bis du Stimmen vernimmst. Dann hör gut zu. Sei wachsam.
    Nach oben. Nun fing ich endlich an, mich in den mit Brettern übersäten Gängen unter dem Hotel zurechtzufinden, und jetzt schickte man mich plötzlich nach oben, in neue, unbekannte Gefilde.
    Na, in diesem Aufzug würde ich mich da nicht ranwagen, so viel war sicher, also tauschte ich Kleid und Stöckelschuhe gegen meine übliche Freizeituniform aus Jeans und einem langärmeligen T-Shirt. Dann griff ich im Schrank nach der Taschenlampe, zog an der Schnur, um das Licht einzuschalten und atmete einmal tief durch – zu tief. Die rauchgeschwängerte Luft kratzte in meiner Lunge, und ich musste mich keuchend an der Leiter festhalten. Es hinauszuzögern würde die Sache aber nicht einfacher machen, deshalb kletterte ich nun Sprosse um Sprosse zur Decke hinauf, bis ich nahe genug dran war, um das Brett zur Seite zu schieben. Mit der Taschenlampe leuchtete ich in diese neue Dimension unergründlicher Dunkelheit. Nichts weiter als Balken, die die Wände verstärkten, und ein hölzerner Boden. Ich befühlte die Seiten der Öffnung. Sie war wohl gerade so groß genug für mich, wenn ich auf Händen und Knien kroch. Ich kletterte hinauf, bis mich der muffige Tunnel komplett verschluckt hatte.
    Mit der Taschenlampe in der Hand kroch ich voran und blieb mit dem T-Shirt an den hölzernen Balken hängen. Die Spinnweben und die abgenagten Stückchen der aufgequollenen Isolierung – überhaupt jeden Hinweis auf Gesellschaft aus dem Tierreich – ignorierte ich lieber. Der klaustrophobische Tunnel strömte einen modrigen Geruch aus, der aber immer schwächer wurde, je weiter ich mich voranschob. Jetzt dehnten sich die Wände wie geblasenes Glas zu den Seiten hin aus. Langsam richtete ich mich auf, ging zunächst noch gebückt, konnte dann aber irgendwann stehen, was meine schmerzenden Hände und Knie dankbar zur Kenntnis nahmen. Ich bemerkte, dass der Gang anstieg, und irgendwann waren neue

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