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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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es die Lifttüren taten und Lucian uns durch eine Nebentür des Restaurants zurück in die Lobby führte.
    »Also, ich denke, das heißt dann wohl gute Nacht«, sagte er und lehnte sich vor, um mich noch mal zu küssen, dieses Mal aber ganz rasch und höflich.
    »Gute Nacht.«
    Er winkte und ging davon, die Hände in den Taschen vergraben. Ich sah ihm nach, starrte ihm viel zu lange hinterher und holte dann endlich die Kamera aus der Galerie. Ich musste schließlich noch arbeiten.

18
    Wir dürfen sie nicht unterschätzen
    A ls ich im Tresor eintraf, kochte die Stimmung dort bereits. Die Leuchtbuchstaben auf der Tunnelwand verrieten mir, dass der Abend der Habgier gewidmet war. Ich fragte mich, ob das wohl ein Zeichen war. War ich bei meiner negativen Analyse des Kusses zu gierig gewesen? Immerhin war ich jetzt in zwei Tagen schon dreimal geküsst worden. Ich holte auf jeden Fall schnell nach, was ich bisher verpasst hatte, aber vielleicht sollte ich nicht ganz so kritisch sein und mich lieber dankbar dafür zeigen, dass meine Lippen jetzt doch noch gut genutzt wurden.
    Ich knipste drauflos, ohne groß nachzudenken, und fand mehr Blicke auf meine Kamera gerichtet als erwartet. All die Clubgäste mit ihren Designerklamotten, perfektem Haar und Make-up schienen bereits zu mir herüberzuschauen, wenn ich sie ins Visier nahm. Heute Abend war ich nicht die Fliege an der Wand, sondern eine weitere Mitspielerin – eine Rolle, an die ich nicht gewöhnt war. Das musste wohl an dem Kleid liegen. Aber es war vielleicht gar nicht so schlecht, alle Augen auf mich gerichtet zu sehen. Die gesammelte Kraft dieser Blicke wirbelte mich herum, ließ es in mir brodeln und machte mich beinahe glauben, dass ich mich wirklich sehen lassen konnte. Ich war noch nicht völlig überzeugt, aber so langsam freundete ich mich mit dem Gedanken an.
    Ich hatte allerdings nicht erwartet, dass sogar jemand winken würde, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Aber als ich eine Runde um die vollgestopfte Tanzfläche drehte und Bilder von all den Menschen machte, die im Takt der Musik zappelten, sich wiegten und drehten, entdeckte ich ganz am Rand, mitten in einer Gruppe junger Frauen mit schwarzen Hosen und Glitzertops, jemanden, der mir ein Zeichen gab. Ich stellte die Kamera neu ein, zoomte heran und entdeckte ein lächelndes, nur allzu vertrautes Gesicht: Michelle! Ich musste noch mal hingucken, um sicherzugehen, aber tatsächlich, ich hatte richtig gesehen. Sie legte die Hand an den Mund und schien etwas zu rufen, auch wenn ich bei der ohrenbetäubenden Musik kein Wort verstand. Ich winkte zurück und brüllte: »Bleiben Sie da!«, obwohl ich mich nicht einmal selbst hören konnte und die wogende Masse der Tänzer immer wieder unser Blickfeld durchkreuzte.
    Dann schlängelte ich mich durch die Menge, wobei ich von herumwirbelnden Armen und gelegentlich überschwappenden Getränken getroffen wurde, bis ich Michelle endlich erreicht hatte. Plötzlich wurde mir klar, dass ich sie noch nie außerhalb des Krankenhauses gesehen hatte. Sie trug ein hellblaues Neckholdertop mit Pailletten, eine schwarze Hose und ein deutlich kräftigeres rosa Lipgloss als sonst. Die Haare hatte sie zwar zusammengebunden, sie trug den Pferdeschwanz aber tiefer als bei der Arbeit.
    »Hey, Haven!« Sie umarmte mich heftig. Sie hier zu treffen fühlte sich so gut an, dass ich für einen Moment alle und alles vermisste, sogar die Schule. »Das ist unsere beste Freiwillige im Krankenhaus«, stellte sie mich den Frauen aus ihrer Clique vor, die lächelten und winkten, aber weitertanzten. »Ich musste an dich denken, als Katie vorgeschlagen hat, hierherzukommen …«
    »Ich hab heute Geburtstag!«, lallte Katie, eine Blondine mit Glitzerdiadem und einer pinkfarbenen Federboa; offensichtlich war sie bereits ein wenig beschwipst. »27! Aaah, ich bin sooo aaaaalt!«
    Michelle schüttelte den Kopf. »Egal, jedenfalls dachte ich eigentlich, dass man 21 sein muss, um hier reinzudürfen, deshalb hatte ich nicht damit gerechnet, dir über den Weg zu laufen. Aber da bist du ja nun, lass dich mal anschauen! Du siehst toll aus!« Sie trat einen Schritt zurück, um mich unter die Lupe zu nehmen. »Ich wette, dass du deinen Kittel so gar nicht vermisst!«
    »Ich würde sagen, das Praktikum hat schon seine Vorteile.«
    »Und ob! Aber keine Sorge, ich werde Joan nicht verraten, dass du dich in ein verrücktes Partygirl verwandelt hast!«
    »Danke, das weiß ich zu schätzen. Außerdem bin ich ja

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