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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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Freundschaft ganz gut danach beurteilen konnte, wie angenehm das Schweigen mit diesem Menschen war. Denn in diesem Moment war man völlig man selbst.
    Als wir in der Dämmerung langsam auf das Lexington zugingen, begann mein Puls vor Nervosität zu rasen. Lance seufzte an meiner Seite, teilte also unwissentlich meine Angst. Ich ging im Geiste durch, ob ich ihm noch irgendetwas sagen musste, bevor wir wieder im Hotel festsaßen – denn da hatten die Wände womöglich Ohren.
    »Ich würde ganz gern was von dir wissen, es ist aber etwas seltsam«, sagte ich. Er bedeutete mir fortzufahren. »Warum glaubst du mir eigentlich? Also, dieses ganze Zeug?«
    »Im Ernst?«
    Ich nickte, weil ich mich nämlich fragte, ob ich das alles wohl genauso problemlos akzeptiert hätte, wenn es umgekehrt gewesen wäre.
    »Ich denke, vielleicht, weil, na ja …« Er vergrub die Hände wieder in den Taschen und sah auf seine Füße hinunter, während wir weiterliefen. »Es ist jetzt nicht so, als wären wir Freunde wie Dante und du oder so, aber irgendwie ähneln wir uns – ich verstehe dich. Du bist clever, und du bist meistens ruhig, außer wenn du wirklich was zu sagen hast. Ich habe das Gefühl, als würden wir die Dinge ähnlich sehen. Wir betrachten alles aus jedem nur erdenklichen Blickwinkel, grübeln vielleicht sogar zu viel. Wir lassen uns … nicht einfach so mitreißen. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja, allerdings.«
    »Ich frage mich schon lange, was hier eigentlich los ist. Die zahlen uns für unsere Praktikantendienste nämlich viel zu viel«, sinnierte er. »Und was sie uns alles erlauben – wir dürfen in den Club und da sogar was trinken –, dafür könnten sie ihre Schanklizenz verlieren. Und irgendwie sind hier alle so merkwürdig, ich bin nur heilfroh, dass ich nicht der Einzige bin, der diesen Eindruck hat. Sonst sind doch angeblich alle anderen immer so normal, und ich bin der komische Vogel«, schloss er schulterzuckend.
    »Ich weiß, was du meinst.« Mehr brauchte ich nicht zu sagen, er hatte den Nagel nämlich absolut auf den Kopf getroffen. So erging es mir auch meistens.
    »Also, ein Teil von mir wusste eigentlich schon die ganze Zeit, dass das irgendwie nicht passt«, fuhr Lance fort. »Und deshalb bin ich erleichtert, dass ich jetzt eine Erklärung dafür habe … selbst wenn es so eine ist. Ich wünschte, ich würde nicht alles überanalysieren, aber so bin ich nun mal. Wäre das Leben nicht einfacher, wenn wir ein bisschen dümmer wären?«
    Jetzt musste ich lächeln. »Ja, die Dummen sehen immer so aus, als hätten sie jede Menge Spaß.«
    »Wem sagst du das!«
    »Also bist du auch nicht zum Spaßhaben geboren, hm?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte er. Jetzt war es ihm peinlich. »Vermutlich nicht.«
    »Keine Ahnung, warum, aber irgendwie käme es mir nie in den Sinn, irgendwas einfach nur zu genießen. Ich denke immer Tage und Jahre im Voraus. Ab und zu rede ich mir zum Beispiel ein, dass ich es jetzt mal ruhiger angehen lasse und dann wieder reinhaue, wenn ich aufs College gehe, aber ich weiß genau, dass ich es dann doch nicht mache – stattdessen arbeite ich eher noch härter.«
    »Ja, manchmal wünschte ich mir, ich könnte einfach einen Schalter umlegen und das abstellen.«
    »Ich habe einfach Angst, dass plötzlich alles über mir zusammenbricht, wenn ich mich gehen lasse. Und natürlich habe ich auch immer das Gefühl, in Joans Schuld zu stehen, denn wer weiß, wo oder wer ich jetzt ohne sie wäre … also bin ich es ihr schuldig, mich am Riemen zu reißen. Geht dir das auch so?«
    »Ja. Das ist wohl das Gegenteil von einem Freifahrtschein.«
    Jetzt schwiegen wir beide, starrten ins Leere und hingen jeder seinen eigenen Gedanken nach.
    »Wow«, seufzte ich schließlich, »wir sind ganz schön verkorkst, was?«
    »Nein, wir sind einfach nur, du weißt schon, 16. Und jetzt leben wir eben in so einem Höllenzirkel und dienen entweder Satan oder werden aus dem Weg geräumt.« Sein trockener Spruch war nur zum Teil Spaß.
    »Ja, das ist die andere Sache …« Ich konnte nicht anders, da musste ich noch mal einhaken: »Übrigens ist es gar kein Höllenzirkel – sondern eher eine weitere Ebene des Jenseits, die parallel zu unserer Wirklichkeit existiert.«
    »Wie bitte?«
    »Erinnerst du dich noch an unser Wandbild? Da gab es doch einen dritten Bereich, die Metamorphose.«
    »Klar.«
    »Das ist diese Übergangsebene mit dem Syndikat.«
    Er schwieg kurz und schüttelte dann den Kopf. Inzwischen war

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