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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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dem die Eindrücke nur so auf uns einprasselten. Hier spielte laute Musik, es gab reihenweise Ständer mit Vintage-Klamotten, Schuhen und Accessoires aus jedem beliebigen Zeitraum zwischen 1920 und heute. Lance machte sich auf den Weg in die Herrenabteilung, und ich betrat das weitläufige Reich der benutzten und abgetragenen Jeans. In die würde Dante mich nur zu gern stecken – die hatten mit Sicherheit mehr Persönlichkeit als meine jetzige Garderobe. Ich stöberte herum, war aber eigentlich nicht in der Stimmung, etwas anzuprobieren. Dann stellte ich mich auf Zehenspitzen, um über einen Kleiderständer hinweg nach Lance Ausschau zu halten, der erstaunlich fasziniert eine Wand mit alten T-Shirts anstarrte. Er sah nicht aus, als hätte er es eilig, also ließ ich mir ebenfalls Zeit.
    Ich schlenderte die Gänge entlang und fuhr mit den Fingern über die Kleider, während die Musik im Hintergrund wummerte. Dann blieb ich bei einer Auslage mit Accessoires – Hüten, Gürteln, Sonnenbrillen und Schultertaschen – stehen und nahm alles unter die Lupe. Vielleicht würde ich ja irgendwas für Dante finden, um ihn nach unserem Streit zu besänftigen und ihn daran zu erinnern, wie viel er mir bedeutete. Er musste wissen, dass ich für ihn da war, auch wenn ihm etwas anderes eingeflüstert wurde. Wenn ich nur daran dachte, wie Etan mir heute in der Küche den Weg zu ihm versperrt hatte, lief es mir kalt über den Rücken. Ich musste Dante erwischen, bevor sie es taten. Aber das ging in diesem Moment eben nicht. Jetzt konnte ich nur versuchen, etwas ganz Besonderes für den Freund zu finden, der mir am Herzen lag – und dem ich so gerne all das erzählen wollte, was ich Lance anvertraut hatte. Vielleicht sollte ich ihm einen Gürtel mitbringen, da ich mir seinen doch ständig auslieh. Ich fand genau den richtigen: schwarzes Leder mit roten und orangefarbenen Flammen. Eigentlich war das ja zu viel des Guten – und würde Dante genau deshalb gefallen. Ein tolles Friedensangebot. Ich kaufte den Gürtel und fand dann direkt am Eingang, zwischen Stapeln von alten Ausgaben einer alternativen Wochenzeitung, einen behaglichen alten Sessel, eins von diesen zurückklappbaren Modellen. Dort machte ich es mir gemütlich, begann zu lesen und wartete auf Lance.
    Der hopste irgendwann mit einer Plastiktüte in der Hand die Treppe runter und ließ sich in den geblümten Sessel neben meinem sinken.
    »Ich hätte ja nicht gedacht, dass du gern einkaufen gehst«, bemerkte ich und deutete auf seine Tüte.
    »Frustshoppen eben«, antwortete er achselzuckend.
    »Was hast du denn gefunden?«
    »Die hatten ein paar alte Tour-Shirts.« Er zog ein abgetragenes graues Nirvana-T-Shirt hervor und hielt es hoch.
    »Echt cool«, nickte ich.
    »Und dann die hier. Die fand ich irgendwie gut.« Er hielt die geballte Faust hoch. Sein Handgelenk zierten zwei dünne Bändchen aus Rohleder und eine abgewetzte braune Ledermanschette mit zwei Druckknöpfen. Als er die Manschette drehte, blitzte etwas Goldenes auf. Ich lehnte mich vor, um mir das mal genauer anzusehen, und berührte das eingelassene Element aus mattem, kühlem Metall: Genau wie der Anhänger meiner Kette war es wie ein Flügel geformt.
    »Wo hast du das denn gefunden?«
    »Da oben in einem riesigen Behälter mit allem möglichen Zeug.« Er deutete auf die Treppe und schlüpfte wieder in seine Jacke. »Davon hatten sie nur eine, glaube ich. Es gab aber jede Menge anderen Kram, wenn du noch gucken willst.«
    »Okay, nein, das frage ich nur, weil …« Ich machte den Reißverschluss meiner Jacke auf und fingerte am Ausschnitt der Uniform herum, wo er hängen geblieben war. Dann zog ich die Kette hervor. »Weil ich das hier eigentlich jeden Tag trage.«
    »Hm.« Er studierte den Anhänger.
    »Euch Männern fällt so was vermutlich nicht auf.« Ich ließ die Kette wieder unter meinen Parka gleiten.
    »Wahrscheinlich, aber vielleicht war ja die unterschwellige Motivation für den Kauf, dass ich den ganzen Tag auf so was Ähnliches starre«, überlegte er. »Komisch. Jetzt gehen wir quasi im Partnerlook.«
    »Offensichtlich haben wir beide einen guten Geschmack.«
    Er lachte. »Eindeutig.«
    Wir machten uns zurück auf den Weg ins Hotel, wanderten die klirrend kalten Straßen entlang zur L, stiegen erneut in den klapprigen Zug ein und schließlich wieder aus. Dieses Mal sprachen wir kaum ein Wort, wurden aber von unserer ganz eigenen, gemütlichen Form von Stille umfangen. Ich fand, dass man eine

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