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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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schockiert über Lucians Sympathiebekundungen. Außerdem wusste ich ja gar nicht, dass er zu den Bösen gehört, bis er für Satan meine Seele stehlen wollte.«
    »Wenn du es sagst.«
    »Vielleicht sollten wir lieber mal darüber sprechen, warum ihr Kerle denn auf die kalten, glamourösen Mädchen abfahrt, auf die Nachkommen von Giraffen und Sanduhren, die immer ach so viel Haut zeigen.«
    »Du hast ja recht. Aber so wie du würde ich auch gern anführen, dass die Sache mit Raphaella wirklich nicht normal war.«
    »Wo wir gerade dabei sind: Hat sie dir vielleicht irgendwas erzählt, das uns helfen könnte …«
    »Geredet haben wir ehrlich gesagt nicht so viel«, unterbrach er mich.
    »Oooh.«
    »Nein. Nein, so war das jetzt nicht gemeint«, stellte er hastig klar. »Leider. Ich wollte damit nur sagen, dass hinter dieser Giraffen-Sanduhr-Fassade nicht viel steckte …« Er verstummte und sah jetzt an mir vorbei aus dem Fenster.
    Ich wollte noch über so vieles mit ihm sprechen, aber er sah völlig erschöpft aus. Immerhin hatte ich viel mehr Zeit gehabt, um das alles zu verdauen. Also gönnte ich ihm eine Verschnaufpause, bevor ich ihn mit noch mehr Informationen bombardierte. Jetzt hieß es geduldig sein.

24
    Das war ein … unglücklicher Vorfall
    L ance und ich machten uns ans Werk, warfen die Pralinen weg und ersetzten sie durch weniger hübsche, aber auch weniger giftige aus dem Laden. Dann begannen wir unsere Tour, fuhren mit der L hin und her und lieferten die Geschenkbeutel mit den Einladungen ab. Ich überließ es Lance, den Beutel beim Bürgermeister abzugeben, weil ich wusste, wie viel ihm das bedeutete. (Leider traf er ihn dann nicht persönlich, aber nicht weil wir nur kleine Praktikanten waren, sondern weil der Mann gerade beim Mittagessen war. Sonst hätte er uns bestimmt in sein Büro gebeten, denn er war Aurelia ja genauso verfallen wie der Rest der Stadt. Ihr Name öffnete Türen, die Normalsterblichen sonst verschlossen blieben.)
    Unseren letzten Präsentbeutel lieferten wir in Belmont ab – er war für den Produzenten einer wöchentlichen Lifestyle-Show im Lokalfernsehen bestimmt. In diesem Viertel war ich noch nie gewesen, hatte aber in der Schule gehört, dass andere dort zu Konzerten gingen oder sich mit falschen Ausweisen in Kneipen schlichen – so eine Gegend war das. Musiklokale, zwielichtige Bars und Vintage-Läden säumten die Straßen. Hier sahen alle viel zu cool für uns aus, daran waren Lance und ich nach Monaten im Schatten des Syndikats jedoch längst gewöhnt.
    Seit der letzten Lieferung hatten sich unsere Schritte immer mehr verlangsamt, und selbst der harsche Rückenwind konnte gegen unser Schneckentempo nicht viel ausrichten. Wir bogen um eine Ecke und waren jetzt nur noch wenige Meter von der Treppe zum Bahnsteig entfernt. Lance blieb als Erster stehen. Mit den Händen in den Taschen kam er mitten auf dem Gehweg einfach so zum Stehen. Er sah aus, als wollte er etwas sagen, aber stattdessen machte ich den Mund auf: »Ich finde eigentlich, wir sollten noch nicht wieder zurückfahren.«
    »Gut. Im Moment will ich da nämlich so gar nicht hin.« Er seufzte erleichtert. »Nicht dass es irgendjemandem auffallen würde. Die müssen ja eine Leiche verschwinden lassen und eine Party organisieren.« Wieder versteckte er seine Angst hinter logischen Schlüssen.
    »Was wäre denn überhaupt unsere Aufgabe?«
    »Den blöden Abschlussball organisieren?«
    »Der blöde Abschlussball kann warten«, lächelte ich.
    Er nickte. »Also, was nun?«
    »Ich weiß auch nicht. Hast du Hunger?«
    Er schüttelte den Kopf. »Im Moment habe ich eher das Gefühl, dass ich gleich kotzen muss.«
    »Ich weiß, was du meinst.«
    »Wie wär’s denn damit?« Die Hand noch immer in der Jackentasche deutete er zu den Secondhandläden auf der anderen Straßenseite hinüber. Wir überquerten die Fahrbahn und betraten den ersten Shop voll antikem Krimskrams, schrulligen alten Kuckucksuhren, entenförmigen Telefonen und Butterbrotdosen mit Fotos von früheren Fernsehserien, die ich nur aus Joans altem Trivial-Pursuit-Spiel kannte. Lance und ich standen vor ein paar Bücherregalen, ich sah aber, dass er genauso wenig bei der Sache war wie ich. Wir machten uns nicht einmal die Mühe, einen Band herauszuziehen und hineinzuschauen, sondern ließen lediglich den Blick über die Buchrücken wandern.
    Dann schlenderten wir weiter und versuchten es mit dem Geschäft an der Ecke, einem chaotischen dreistöckigen Kaufhaus, in

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