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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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wünschte, es wäre anders. Dieses Mal berührte er nicht einmal mein Haar.
    »Ich mag dich, Haven«, verkündete er plötzlich und sah dabei so aus, als quäle ihn der Gedanke. »Ist das so schwer zu glauben?« Ich erwiderte nichts, darauf wollte ich nicht antworten. Er fuhr fort, sprach aber eher mit sich selbst: »Vielleicht ist es das wirklich.« Dann wandte er für eine Sekunde den Blick ab. »Aber ich möchte mich gern weiter mit dir treffen. Es ist wichtig für mich. Das mag für dich im Moment alles keinen Sinn ergeben, aber du liegst mir wirklich am Herzen.«
    Ein Knistern löste die Anspannung. Wir zuckten beide zusammen und fuhren zu dem kleinen Kasten an der Wand herum.
    »Haven.« Aurelias dunkle Stimme erklang zischend und versetzte mich derart in Panik, dass ich mich augenblicklich auf den Lautsprecher stürzte, Lucian packte mich aber am Arm. Er sah mich mit gerunzelter Stirn an. Scheinbar wollte er nicht, dass ich ihr antwortete; zwischen den beiden Übeln wählte ich jedoch das größere, das mich von ihm wegführte. »Ja, hallo, Aurelia, ich bin da«, sprach ich in die Anlage, während ich immer noch zu Lucian rübersah. Der setzte sich aufs Bett und fuhr mit dem Finger über die Blüte auf dem Nachttisch: die Blume, die er mir geschenkt hatte und die noch immer nicht verwelkt war.
    »Ist Lucian zufällig bei dir?«
    Unsere Blicke trafen sich. Er trug keinerlei Emotionen zur Schau, sein Gesicht war wie eine Maske. Da er mir nichts Gegenteiliges signalisierte, antwortete ich wahrheitsgemäß: »Ja, er ist hier, er hat gerade vorbeigeschaut.«
    »Wunderbar, dann schick ihn doch bitte hoch in mein Büro. Ich habe ein paar dringende Angelegenheiten mit ihm zu besprechen und möchte ihn ein paar Leuten vorstellen.« Lucian ließ seufzend den Kopf hängen und gab sich geschlagen, wie ein Ausbrecher, der kurz vor dem Tor gepackt wird.
    »Natürlich, Aurelia.«
    »Und bitte schnell.« Damit war ihre Stimme verschwunden, das Rauschen verstummt.
    Wieder sahen wir uns an, und er ließ erneut den Kopf hängen. Offensichtlich wollte er da nicht hin.
    »Ich glaube, du musst dann mal los«, sagte ich sanft.
    Er stand auf, fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und ließ sie auf seinem Scheitel ruhen.
    »Ja, allerdings«, murmelte er. »Ich habe dir noch so viel zu sagen, Haven.« Diese Bemerkung klang so gar nicht kokett, stattdessen schwang irgendwas anderes darin mit – etwa Besorgnis? »Aber jetzt muss ich los. Ich sollte wirklich gehen.« Er verließ mein Zimmer.
    Sobald er draußen war, zögerte ich noch einen Moment und schloss dann hinter ihm ab. Zum Umziehen blieb keine Zeit, also kletterte ich in Uniform und mit Stöckelschuhen die Leiter im Schrank hinauf und krabbelte durch den klaustrophobischen Tunnel. Zunächst versuchte ich noch, mir keine Laufmaschen zu holen, gab es aber nach den ersten Metern auf. Als der Gang endlich weiter wurde und ich mich aufrichten konnte, fühlten sich meine Knie rau an und brannten. Ich hastete trotzdem voran, ließ mich durch nichts aufhalten und erreichte mein Guckloch genau in dem Moment, in dem Lucian Aurelias Büro betrat.
    »Anklopfen tust du jetzt wohl nicht mehr?«, bemerkte Aurelia ruhig, ohne ihn anzusehen. Er marschierte herein und ließ sich aufs Sofa sinken. Wie er sich dort ausstreckte, machte nur zu deutlich, dass ihn Manieren und Etikette nun wirklich nicht mehr interessierten. Er sagte kein Wort. »Es ist unhöflich, einfach so zu verschwinden, wenn man Gäste hat«, fuhr Aurelia fort. »Muss ich dich etwa daran erinnern, dass sich halb Chicago – und zwar die wichtigere Hälfte – jetzt gerade im Capone befindet und du ebenfalls dort sein solltest?« Er musterte seinen Schlips und sah sie immer noch nicht an. »Kannst du mir das bitte erklären? Muss ich mir um deine Loyalität Sorgen machen?«
    »Du weißt doch, wo ich war«, erklärte er.
    »Ja, das stimmt. Und ich hoffe, dass du dort wenigstens Fortschritte gemacht hast.« Aurelia klang wütend.
    »Tja, wenn es irgendwelche Fortschritte gab, hast du sie gerade zunichtegemacht.«
    »Und, war dem so?«
    »Das werden wir jetzt nie erfahren.«
    »Das fasse ich mal als Nein auf. Spiel keine Spielchen mit mir.«
    »Du bist doch die mit den Spielchen. Nach deiner Nummer heute Morgen ist die Chance, sie je für uns zu gewinnen, ziemlich gering. Jetzt ist sie nämlich völlig panisch, falls du es nicht bemerkt haben solltest, und so misstrauisch, dass sie wohl kaum auf mich reinfällt.«
    Aurelia lehnte

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