Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
sie alles vermasselt. Es wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Oder vielleicht besaß sie nach so vielen Jahren des Kummers und der Wut einfach nicht mehr die Fähigkeit, glücklich zu sein.
Dominics Hand glitt zu ihrem Nacken, und zu ihrer Überraschung begann er plötzlich mit einer beruhigenden Massage. »Atme, Solange! Atme einfach einmal!«
Ihre Lungenflügel brannten, weil sie nicht genügend Luft bekamen, und sie hatte es nicht einmal bemerkt. Aufrichtige Scham, ein Gefühl, das sie bisher nicht gekannt hatte, war bitterer als Zorn. Dominic war ein Risiko eingegangen, und sie hatte ihm nicht einmal eine echte Chance gegeben. Nicht in ihrem Herzen. Ihr Kopf hatte es versucht, und ihr Körper begehrte ihn über alle Maßen, doch sie hatte so viel Angst davor, dass ihr das Herz gebrochen würde, dass sie sich nicht wirklich an ihn gebunden hatte. Im Gegenteil. Schon beim kleinsten Anzeichen von Gefahr war sie bereit gewesen, davonzulaufen.
»Verstehst du nicht? Ich kann es nicht«, erwiderte sie. »Ich werde dir immer wieder wehtun. Ich habe bisher nicht einmal in einem Haus mit anderen zusammengelebt. Wir lebten in Lagern im Wald und lernten, uns zu verteidigen. Ich habe kein Zuhause mehr gehabt, seit ich acht war.« Sie wusste nicht, ob sie um Verständnis bat oder ihn anbettelte, sie gehen zu lassen.
Seine Finger setzten ihre langsame, entspannende Massage fort. »Dann wird es vielleicht Zeit, dass du ein Zuhause bekommst, Solange. Ich will dein Zuhause sein. Schenk mir dein Vertrauen! Ich weiß, dass wir es schaffen können.«
»Wir würden ein Wunder brauchen«, entgegnete sie seufzend. »Ich möchte es ja gern, wirklich, doch ich glaube nicht, dass ich dazu imstande bin. Ich schaue dir in die Augen, und ein Teil von mir weiß, dass ich sicher sein werde, wenn ich mich dir schenke. Aber ich klammere mich so sehr an Sicherheit und werde kaum loslassen und mich fallen lassen können. Du bist wie dieser fabelhafte, überlebensgroße Held, der in meinem persönlichen Albtraum erschienen ist, und an Helden habe ich noch nie geglaubt.«
Er strich ihr mit den Fingern über die Lider, fing die Tränen, die darunter hervorquollen, in der Hand auf und drückte sie mit der anderen zusammen. Solange hielt den Atem an, als er die Hände öffnete. Funkelnde rote und grüne Juwelen, die mit goldenen Gliedern verbunden waren, lagen auf seiner Handfläche. »Grün für deine Augen und rot für dein Temperament, für die ich beide eine Schwäche habe.«
Solange wäre vor ihm zurückgewichen, wenn er sie nicht festgehalten hätte. »Du hast viel zu viel Macht, Dominic«, flüsterte sie mit zitternder Stimme.
»Du hast gesagt, wir brauchten ein Wunder.« Er zog an ihrer Hand, bis sie sie öffnete, und ließ das Armband hineinfallen. »Wir haben ein Wunder, Solange. Du und ich zusammen können ein Wunder sein. Wie standen die Chancen nach so vielen Jahrhunderten des Alleinseins, dass ich dich finden würde?«
Ihre Finger schlossen sich um die Juwelen, und sie drückte sie an ihre Brust. »Ich will ja die Frau sein, die du brauchst, Dominic, doch ich habe Angst, mich selbst zu verlieren.«
»Und wie sollte das geschehen?«
»Du wolltest wissen, was ich tue, wenn ich einen Kampf nicht gewinnen kann. Wie könnte ich bei dir je gewinnen? Du bist viel zu stark. Nicht nur körperlich, dagegen könnte ich noch ankämpfen. Es sind nicht einmal deine besonderen Fähigkeiten, sondern es ist die Macht in dir. Diese absolute Macht, die von dir ausgeht.«
Er lächelte sie an und strich ihr die Locken aus dem Gesicht. »Diese Macht gehört dir, Solange. Sie ist zu deinem Schutz, zu deinem Nutzen und zu deinem Glück da. Sie gehört dir. Du bist dir noch nicht im Klaren darüber, aber du bist nicht nur eine Kämpferin, sondern auch eine intelligente Frau. Also kämpf nicht gegen mich, sondern für uns . Kämpf für mich. Ohne dich kann ich nicht überleben. Kannst du das versuchen – mir zuliebe?« Er beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. »Du bist eine starke Frau, Solange. Wirst du mich retten? Du bist die Einzige, die es vermag.«
Ihr Herz zog sich zusammen. »Du brauchst mich nicht, Dominic. Du bist so … kompromisslos. Du könntest jede Frau haben, die du willst. Das mit uns muss ein verrückter Irrtum sein.«
Er schüttelte den Kopf. »In vieler Hinsicht wollen die Karpatianer eine überlegene Spezies sein, und es ist richtig, dass wir viele Fähigkeiten haben, doch genauso wahr ist, dass
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