Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
stehen, als er das laute, unheilvolle Knacken hörte.
Solange blieb reglos auf dem Boden liegen, ihre Augen trübten sich, und aus ihrem Hinterkopf floss Blut. Dominic war sofort bei ihr und drang in ihren Körper ein, ohne sich darum zu scheren, dass sein eigener jetzt eine leichte Beute für die Katze wäre. Zum Glück hatte Solange keinen Schädelbruch, sondern nur eine sehr tiefe, schlimme Kopfwunde erlitten. Dominic versorgte sie von innen heraus, bevor er in seinen eigenen Körper zurückkehrte. Dann hob er sie auf, unternahm einen halbherzigen Versuch, die Katze mit dem Fuß wegzuschieben, und als das Tier sich nicht rührte, trug er Solange zum Bett.
»Sprich mit mir!«
Ihren Humor hatte sie nicht verloren, denn ihre Augen funkelten. »Aua. Aua mit einem großen A.«
Erleichterung durchströmte ihn. »Du hast mir ein paar Jahre meines Lebens geraubt.«
»Dann ist es ja gut, dass du unsterblich bist. Ich scheine langsamer zu werden. Ich hätte den Kopf wegziehen sollen. Der Kleine ist noch ungeschickt, aber schnell – und stark.« Sie blickte zu dem Kater hinüber, und ihr Lächeln verschwand. »Shadow! Hör auf damit. Er leckt mein Blut auf.«
Dominic fuhr herum, um die Katze aufzuhalten, als er in der Mitte des Katzenleibs plötzlich eine feste Stelle sah, wo vorher keine gewesen war. Dominics Herz klopfte wie wild. »Solange!« Nicht weit von der Jungkatze entfernt blieb er stehen. »Sieh dir das an!«
Solange setzte sich vorsichtig auf. »Was?« Dominic hatte schon das Blut aus ihrem Haar und von ihrer Haut entfernt und ihr die Kopfschmerzen genommen.
»Dein Blut wirkt wie eine Waffe gegen schwarze Magie.« Dominic konnte es ja selbst kaum glauben. Kein Wunder, dass Xavier auf der Suche nach Solange gewesen war! »Dein Blut tötet nicht nur die Parasiten. Xavier hat sie mit schwarzer Magie erzeugt, doch jetzt sind sie unschädlich, wieder in ihrer ursprünglichen Form.«
»Das ist unmöglich.« Solange stand auf und schüttelte den Kopf. »Sieh in Shadow nach, Dominic! Überzeug dich, dass mein Blut ihm nicht schaden wird!«
Sofort war Dominic bei ihr und legte stützend einen Arm um ihre Taille, doch sein Blick wich keinen Moment von dem Körper der Katze. Dominic hatte Gerede von einem Blut gehört – königlichem Blut –, von dem es hieß, es könne schwarze Magie besiegen, aber in all den Jahrhunderten seines Lebens und auf all seinen Reisen war dieses Gerücht nie untermauert worden. Und jetzt sah es so aus, als hätten Brodrick und seine Vorfahren ausgerechnet das vernichtet, was sie hätte beschützen können.
Dominic kam Solanges Bitte nach. Das stark vernarbte Gewebe der Katze gesundete langsam, und die vielen Lagen Schatten wichen den Zellen, die in den normalen Organismus einer Katze gehörten. Dominic verband seinen Geist mit ihrem, um mit eigenen Augen den Beweis sehen zu können.
»Das ergibt doch keinen Sinn.« Solange trat einen Schritt auf Shadow zu. Schon jetzt hatte sich ein großer Teil seiner linken Seite verfestigt. Das Fell war dünner, und es gab noch offene Stellen, wo der Schatten durchkam, aber nach und nach hob Solanges Blut die schwarze Magie auf.
»Xavier brauchte dein Blut, um das Buch zu öffnen, weil es das Einzige war, womit das machbar war, nachdem er es mit seinem Zauber belegt hatte. Niemand verstand das«, murmelte Dominic, mehr zu sich selbst als zu ihr. »Xavier war sogar für sich selbst zu raffiniert. Er versiegelte sein Buch, damit kein anderer Magier seine Zauber benutzen konnte. Er wurde paranoid, als er schon krank war und verzweifelt versuchte, sich mit karpatianischem Blut am Leben zu erhalten. Aber es müssen jüngere Magier nachgerückt und mächtiger geworden sein; deshalb versiegelte er das Buch mit seinen Zaubern. Und dann konnte auch er es nicht mehr öffnen. Das war der Grund, warum dein Blut so wichtig wurde.«
Solange erschauderte, und Dominic rieb ihr die Arme, um sie aufzuwärmen. »Xavier ist nicht mehr auf dieser Welt, Liebes. Er kann dir nichts mehr antun. Die Magier, die Shadow erschaffen haben, sind längst weg. Sie haben die Ranch neben dem Land der Brüder de la Cruz verlassen.«
»Woher weißt du das?«, fragte sie stirnrunzelnd.
»Wir Karpatianer übermitteln uns beim Aufstehen Nachrichten. Ich habe es von Zacarias erfahren.«
Solange kniete sich neben die Katze, schlang ihr die Arme um den Hals und blickte lächelnd auf zu Dominic. »Wenn mein Blut das bewirkt hat, bin ich froh. Ich bin nie besonders stolz auf mein
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