Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
sich, und er ging durch die Eingangshalle zu dem Gang, der zu den Räumen führte, in denen die Experimente durchgeführt wurden. Solange hatte gesagt, mindestens fünf Wissenschaftler arbeiteten an verschiedenen Experimenten. Sie waren menschlich und gehörten der Gesellschaft zur Ausrottung der Vampire an. Dummerweise hatten sie ausgerechnet mit denen einen Pakt geschlossen, die sie vernichten wollten. Die Vampire hetzten sie auf die Karpatianer, und die Mitglieder der menschlichen Gesellschaft strengten sich nach Kräften an, so viele wie möglich zu beseitigen.
Dominic öffnete die Tür, und Blutgeruch schlug ihm entgegen. Um Kraft für die bevorstehende lange Nacht zu sammeln, hatte Dominic sich von Zacarias’ Arbeitern Blut geben lassen. Er würde an zwei Orten zugleich sein, was selbst für jemanden wie ihn eine sehr schwierige Aufgabe war. Dominic verstand sich zwar sehr gut darauf, aber sich selbst zu klonen, zehrte schnell an seinen Kräften, und er würde in Topform sein müssen, um kämpfen zu können.
Niemand blickte bei seinem Eintreten auf. Vier Männer in Laborkitteln umringten einen fünften, der nicht menschlich war. Er trug einen Kampfanzug, hatte ein gut aussehendes Gesicht mit bezwingenden dunklen Augen, und trotz der Hitze und Feuchtigkeit lag jedes seiner Haare an seinem Platz. Er schien es jedoch schwer zu haben, Haltung zu bewahren mit dem starken Blutgeruch im Raum.
Dominic beachtete sie alle kaum; es war der sechste Mann im Zimmer, dem seine Aufmerksamkeit galt. Er war es, der den Vampir in Schach hielt und daran hinderte, über die Labortechniker herzufallen und sich an ihnen zu nähren. Der sechste Mann hatte hier das Sagen und sorgte dafür, dass der Vampir, der auf dem Stuhl saß, sich von den Menschen Blut abnehmen ließ. Zweimal war dieser sechste Mann nur knapp dem Tod durch Dominic entgangen. Sein Name war Flaviu, und sie hatten einander schon als junge Männer gehasst. Bereits vor dem Verlust seiner Emotionen hatte Flaviu einen Hang zur Tierquälerei erkennen lassen. Deshalb hatte es Dominic nicht überrascht, ihn schon sehr früh den ehrenhaften karpatianischen Weg verlassen zu sehen.
Flaviu straffte sich abrupt und bleckte drohend die Fänge, obwohl er zugleich zurücktrat, um sich mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Verstohlen glitt sein Blick zur Tür. »Du kommst … unerwartet.«
Dominic ignorierte ihn, als wäre er ein geringerer Vampir.
Wieder zeigte Flaviu seine Fänge, was unter anderem die unter Vampiren so weit verbreitete Überheblichkeit verriet. Seine Stimme war undeutlich, als könnte er mit diesen langen Fängen nicht vernünftig sprechen. Der Vampir auf dem Stuhl bewegte sich unruhig, und das brachte ihm prompt einen Tadel von einem der mürrischen Labortechniker ein.
»Was willst du hier, Drachensucher?«, fragte Flaviu mit schriller Stimme. »Niemand hat hier drinnen etwas zu suchen. Du musst gehen.«
Dominic hörte auf, im Raum herumzuwandern und sich einen Überblick über die Experimente und die Objektträger unter den Mikroskopen zu verschaffen. Er hüllte sich in Schweigen und ließ den Vampir unter seinem durchdringenden Blick zappeln. Die Stille wurde so lastend, dass sogar die Techniker von ihrer Arbeit aufblickten.
»Glaubst du wirklich, ich würde einem Wurm wie dir gehorchen? Ich bin dem Ruf gefolgt, doch ich werde für niemanden blind in eine Falle tappen. Tritt beiseite oder fordere mich heraus, aber denk vorher gut nach.« Dominics Ton triefte vor Verachtung.
Der Raum verdunkelte sich. Die Spannung wuchs ins Unerträgliche. Zischend wich Flaviu vor Dominic zurück. Der Vampir, der auf dem Stuhl saß, sprang auf und stieß die Laboranten aus dem Weg.
»Henric!«, fauchte Flaviu.
Sofort hielt der geringere Vampir in der Bewegung inne, doch seine Augen glühten rot vor Hass. Ohne ein weiteres Wort verließen die beiden Vampire den Raum, und Dominic erlaubte sich ein kurzes Aufflackern von Genugtuung.
Sie werden draußen auf dich warten. Bei der erstbesten Gelegenheit werden sie dich aus dem Hinterhalt angreifen.
Das ist mir bewusst. Ich werde sie geradewegs zu dir führen.
Gute Idee! Mir wird hier nämlich langsam langweilig, während du den ganzen Spaß hast. Also benutz deine Magie, Dominic, und sieh zu, dass du in den Computerraum kommst!
Ich habe die Techniker durchleuchtet, und keiner von ihnen kennt den Sicherheitscode dafür.
Er schaute zu den Männern hinüber, die sofort den Blick abwandten und, jeder mit einer Ampulle
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