Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Sturz bewahren würde. Im Kampf hatte sie ihm ja auch vertraut. Natürlich würde er sie absichern. Es war lächerlich, etwas anderes zu denken. Und sie würde erfahren, wie es war, zu fliegen, vielleicht das einzige Mal in ihrem Leben.
Sie atmete tief aus und löste einen Finger nach dem anderen von seinen Armen. Erst da bemerkte sie, dass sie mit ihren Krallen an seinen Unterarmen hing, und stieß beschämt einen kleinen Schrei aus.
Keine Bange, kleine Katze. Lass einfach los und flieg mit mir!
Was für ein verführerisches Flüstern! Sein warmer Atem, den sie an ihrem Nacken spürte, ermutigte sie irgendwie. Um Dominic zu erfreuen – und um ihm zu zeigen, dass sie es bereute, ihm unabsichtlich wehgetan zu haben –, ließ sie ihn los und streckte die Arme in den Wind, als wäre sie ein großer Vogel. Der Wind schlug ihr ins Gesicht und zerzauste ihr das Haar. Über ihnen war ein Meer aus Wolken, aufgewühlt und unruhig, aber wunderschön, um sie herum nur offener, freier Himmel. Unter ihnen sah sie die Wipfel der Bäume, von denen einige aus dem dichten Blätterdach hervorlugten, um sich triumphierend von der Masse abzuheben. Die Erde tief unten bezauberte ihre Augen. Solange hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so frei gefühlt.
Wieder strichen Dominics Lippen über ihren Nacken, sehr sacht nur, und trotzdem empfand sie die Berührung schon fast wie ein Brandzeichen, das er ihr aufdrückte. Niemand hatte ihr je ein solches Gefühl gegeben – als wäre sie das Wichtigste auf der Welt – und seine ganze Konzentration nur auf sie gerichtet. Mit einer einzigen Berührung hatte Dominic es ihr gesagt. Und er hatte gefragt. Er konnte mühelos in ihre Gedanken eindringen, Karpatianer machten das ständig – was Solange bei anderen immer für einen dreisten Eingriff in die Privatsphäre gehalten hatte. Niemand sollte Zugriff zu privaten Gedanken haben, hatte sie gedacht. Und dennoch …
Es muss nicht sein .
Sie konnte keine Enttäuschung bei ihm spüren, aber warum konnte sie nicht trotzdem einfach Ja sagen? Er schenkte ihr ein so wundervolles Erlebnis. War es denn dann so eine große Sache, ihn sehen zu lassen, wie sehr sie diesen Moment genoss? War sie wirklich so ein Feigling? Was konnte schon passieren, wenn sie nur für diesen wundervollen Moment einmal Ja sagte?
Sie holte tief Luft und wusste, dass Dominic es bemerkte. Es macht mir nichts aus, übermittelte sie ihm .
Ich fühle mich geehrt .
Und dann konnte sie auch schon spüren, dass er in ihrem Denken war. Sein langsames, behutsames Eindringen in ihren Geist sandte tausend feurige Pfeile über ihre Haut und in ihr Innerstes, die ihren Körper vor Verlangen brennen ließen und eine pulsierende Hitze zwischen ihren Schenkeln weckten. Sie fühlte Dominic in sich, als teilten sie dieselbe Haut, als wären sie so fest miteinander verschmolzen, dass sie nicht wusste, wo er begann und sie endete.
Ihr war klar, dass er ihre Unsicherheiten würde sehen können, ihr schwaches Selbstvertrauen, das quälende Verlangen, das sie nach ihm verspürte, und die entsetzliche, fast unüberwindbare Furcht, ihn zu enttäuschen.
Pst , minan, sieh dir die Nacht mit mir an! Das ist alles. Teile die Nacht mit mir!
Sein beruhigendes Flüstern, das fast wie ein Streicheln war, beruhigte den Aufruhr in ihr, und sie wandte die Aufmerksamkeit der spektakulären Erfahrung zu, durch die Luft zu fliegen. Und das Gefühl mit Dominic zu teilen, machte es irgendwie noch schöner. Er führte sie in einem weiten Bogen über den Fluss, wo sie die seltenen pinkfarbenen Delfine entdeckte. Sie hatte sie natürlich vorher schon gesehen, aber nicht so, nicht aus dieser Höhe, wo sie ihre erstaunliche Geschwindigkeit im Wasser bewundern konnte. Solange lachte, weil sich sein Glück durch die enge geistige Verbindung mit ihm auf sie übertrug. Nach Hunderten von Jahren ohne Emotionen war er wie ein Kind, das alles zum ersten Mal erlebte, und das erhöhte ihre Freude daran noch.
Sie blickte sich nach ihm um und merkte, dass sie in einer seltenen Zurschaustellung von Zuneigung seinen Nacken küssen wollte, aber sie wagte es trotzdem nicht, sondern atmete nur tief ein, füllte ihre Lunge mit seinem maskulinen Duft und hielt ihn dort fest, als drückte sie ihn selbst an ihr Herz.
Ich werde jetzt meine Hände um deine Taille legen, Solange. Beuge dich vor und lass dich einfach hängen, damit du das Fliegen auch wirklich fühlen kannst!
Ihr Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken. Er
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