Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Stimme.
Er spürte ihre Verlegenheit darüber, dass sie das vergessen hatte. Eine jähe Hitze durchflutete ihren Körper, der sich sofort versteifte. Sie wollte Dominic die Hand entziehen, doch er dachte nicht daran, ihr die Kontrolle zurückzugeben, sondern zog ihre Finger einen nach dem anderen in die Wärme seines Mundes und küsste sie. Ein heißes Prickeln durchzuckte Solange, als er dann ganz sacht nur hineinbiss. »Du bist sehr müde, Liebstes. Aber danke, dass du dir Gedanken um mich machst.«
Wieder glitt ihr Blick zu ihm. Sie sah so unsicher aus, dass er sie in die Arme nehmen und an sich drücken wollte. Stattdessen jedoch gab er ihre Hand frei, legte ihr seine auf die Schulter und drückte sie schweigend auf die Knie. Für einen Moment genoss er das Gefühl ihres warmen Atems an seiner fast schmerzhaften Erektion unter dem Hosenstoff. Es wäre so leicht, die Hose auszuziehen. Der Gedanke an Solanges Mund auf ihm war überaus verlockend, aber er erlaubte sich nicht, sein eigenes Vergnügen vor die Sorge um sie zu stellen. Und so drängte er sie nur sanft, sich hinzuknien, bis sie auf allen vieren hockte und durch den schmalen Tunnel in die dahinterliegende Kammer kroch.
Der Tunnel erinnerte ihn an einen Kaninchenbau. In Dunst verwandelt, schwebte Dominic jedoch mühelos hindurch und folgte seiner Gefährtin in ihre Höhle. Sie hatte sie zu einer Art Zuhause gemacht, und ihm blieb beinahe das Herz stehen, als er erkannte, dass sie diesen geheiligten Ort, ihr einziges wahres Refugium, noch nie mit jemandem geteilt hatte. Solange ging zu der nördlichen Wand, um die Laterne zu holen, aber Dominic zündete mit einer Handbewegung die Kerzen an. Sogleich warf das sanfte Licht seine Schatten über alles.
Er war froh über den Boden aus schwarzer, nährstoffreicher Erde. In einer Ecke lag ein handgewebter Teppich, neben dem ein paar hölzerne Schalen standen. Das Geräusch des Wassers, das in einem stetigen Rinnsal an einer Wand herunterlief und ein relativ großes Becken in dieser Ecke füllte, bildete die Hintergrundmusik. Die Decke war hoch und rief die Illusion von Raum hervor, obwohl die Höhle in Wirklichkeit recht klein war.
Dominic bemerkte, dass Solange sich in einiger Entfernung von ihm hielt und ihre grünen Katzenaugen jede seiner Bewegungen verfolgten, als er sich in der Höhle umsah. Er nahm sich Zeit, ließ das Schweigen sich ausdehnen und lauschte Solanges Herzschlag, in der Hoffnung, dass sie sich beruhigte. Als er Bücher sah, nahm er einige in die Hand, um sich die Titel anzuschauen. Die meisten behandelten die Herstellung von Waffen und die Pflanzen, die am Amazonas wuchsen. Er blätterte in einem der Pflanzenbücher und sah, dass die Namen vieler Heilpflanzen unterstrichen waren.
Nun trat er näher zu Solange, und sie reagierte wie ein in die Enge getriebenes Tier und wich zurück. Obwohl sie den Kopf gesenkt und das Gesicht leicht abgewandt hielt, ließ sie ihn nicht aus den Augen. Erst als er zu einem kleinen Stapel Sachen hinüberging, die ordentlich auf einem Felsvorsprung aufgereiht waren, schien ihre Anspannung ein wenig nachzulassen. Dominic konnte es an ihrem etwas ruhigeren Herzschlag hören.
Bei den Sachen lag eine ausgefranste alte Decke, die jemand einmal liebevoll für ein Kind gehäkelt hatte. Aber es war nicht ihre, vermutete er der blauen Farbe wegen. Sie musste einem Jungen gehört haben, den Solange geliebt zu haben schien. Ein verblasstes Foto einer Frau, das offensichtlich ihre Mutter zeigte, stand in einem hölzernen Rahmen auf einem Regal. Sie hatte die gleichen erstaunlichen Augen wie Solange. Daneben lag ein handgeschnitzter Kamm aus feinstem Holz. Dominic berührte jeden Gegenstand und las die darin enthaltenen Erinnerungen. Sie hatte einen Bruder – nein, zwei Brüder gehabt. Der Kamm war von ihrem Vater hergestellt worden. Dominic runzelte die Stirn. Es war nicht ihr leiblicher Vater gewesen, sondern der Mann, den sie geliebt hatte wie einen Vater. Aber alle waren tot. Jeder einzelne von ihnen.
Dominic hob den Kopf und suchte Solanges Blick. »Komm her zu mir, Solange. Hierher«, sagte er sanft und deutete auf eine Stelle direkt vor ihm.
Sie machte ein erschrockenes Gesicht. Ihre Augen verdunkelten sich, und ihr Herz begann wieder zu rasen und die kleine Kammer mit seinem lauten Pochen zu erfüllen.
7. KAPITEL
Wirst du je wieder einem Mann vertrauen können?
Wirst du einen alten Mann wie mich zu lieben lernen?
Lass dich von meinen starken Armen
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