Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
anderen.
»Er suchte nach Spuren, weil er herauszufinden hoffte, wohin Zacarias gegangen sein könnte.«
»Imbécile!«, zischte Giles missbilligend. »Er kann Zacarias nicht töten. Er ist bereits zerstört.« Mit einer angewiderten Handbewegung spie Giles auf den Boden. Winzige weiße Parasiten wanden sich dort in dem Speichel.
»Die anderen müssten in ein paar Tagen hier sein«, sagte Beau, offenbar in der Hoffnung, dass Giles nun einen Themenwechsel dulden würde.
»Falls wir Demyan und seine Männer verloren haben, bleiben uns nur noch wenige, um die Pläne zu verbreiten. Ich vertrete die Meister. Wir müssen unsere Leute für einen wirkungsvollen Schlag gegen den Prinzen organisieren. Er muss in die Knie gezwungen werden.«
Die drei Männer bewegten sich auf das Labor zu. Als sie sich den menschlichen Wachen näherten, hob Giles die Hand und flüsterte den anderen einen Befehl zu. »Lasst sie in Ruhe! Ihr seid Menschen.«
Dominic war bestürzt darüber, wie geschickt die Vampire sogleich das Verhalten von Menschen annahmen, wie sie den Blick auf den Boden richteten, statt auf das verlockende menschliche Fleisch und Blut vor ihren Augen. Sie brachten den Menschen, mit denen sie zusammenarbeiteten, nichts als Verachtung und Hass entgegen, und trotzdem fielen sie nicht über sie her und tranken ihr Blut, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre. Selbst Dominic spürte den unersättlichen Hunger und den Ruf nach Blut, hörte die Parasiten vor Verlangen nach der heißen, köstlichen Verlockung kreischen, ja empfand sogar das Bedürfnis der Untoten, den ihnen Unterlegenen zu zeigen, wer sie waren. Aber die Vampire ignorierten einfach nur den Ruf.
Die Meister hatten gute Arbeit geleistet, als sie den geringeren Vampiren ihren Willen aufgezwungen hatten. Das allein schon war eine Gefahr, denn ihr Verhalten hatte sich zu echter Intelligenz entwickelt. Vampire waren schon immer gerissen und gefährlich gewesen, doch eine gut koordinierte Gruppe mit Intelligenz und Strategie dahinter und der Fähigkeit, diese tödlichen, mächtigen Kreaturen zu kontrollieren, war alarmierend und beängstigend.
Die Brüder Malinov hatten eine Armee aus Jaguarmenschen, Menschen und Vampiren zusammengestellt. Sie hatten sich ein Ziel gesetzt und zumindest einen Anschein von Disziplin erreicht. Für Dominic war vor allem diese Disziplin beunruhigend. Er beobachtete, wie die Vampire in dem Gebäude verschwanden. Dann breitete er die Flügel aus und erhob sich in die Luft, um Etienne zu suchen. Der Vampir würde nicht zu seinem Herrn zurückkehren, aber es würde Dominic sein, der dafür sorgen und zu Zacarias’ Furcht erregendem Ruf beitragen würde.
Der Haubenadler schoss mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch das Blätterdach, um schnellstens die Entfernung zu Zacarias’ Schlafplatz zu überbrücken, bevor Etienne ihn fand. Dominic wusste, dass der ältere Karpatianer mehrere richtige Wohnsitze in diesem Gebiet besaß. Es war möglich, dass er sich zu einem von ihnen begeben hatte. Die Brüder de la Cruz hatten schon vor Jahrhunderten eine Beziehung zu einer menschlichen Familie aufgebaut, die sie tagsüber bewachte, sich um die Ländereien kümmerte und mithalf, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass die De la Cruz’ Menschen waren. Sie hatten ein Imperium aufgebaut, und ihre Rinderfarmen waren berühmt, aber ihre Feinde verfolgten oft auch ihre Familienmitglieder. Zacarias würde starke Schutzzauber haben, doch falls die Vampire ihm zu seinem Haus gefolgt waren, würden die Menschen, die dort lebten, in Gefahr sein. Und um diese Zeit war Zacarias sicher auf der Jagd.
Dominic sah den Ort, wo ihr Kampf mit Demyan und seinen geringeren Vampiren stattgefunden hatte. Auf den ersten Blick sah die Stelle unberührt aus, als er aber tiefer herabstieß, konnte er die verwelkte Vegetation sehen, die vor der unnatürlichen Scheußlichkeit zurückgeschreckt war, als Etienne und die anderen Vampire dort nach Demyan gesucht hatten. Selbst einige der unempfindlicheren Sträucher hatten ihre Kraft verloren, wo die Untoten vorbeigekommen waren.
Die Harpyie flog auf direktem Weg auf den Fluss zu. Dominic machte sich plötzlich Sorgen, was er dort vielleicht finden würde. Am Rand des Dschungels lag die weitläufige Ranch der Familie de la Cruz inmitten eines Tals zwischen den sanften Hügeln. Sie war von Wald umgeben, aber sorgfältig gepflegt. Die Rinder konnten auf üppigen Weideflächen frei herumlaufen. Das im spanischen Stil erbaute
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