Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Haus mit seinen dicken Mauern und kühlen Veranden war u-förmig angelegt, mit einem großen Innenhof und Garten in der Mitte. Beides war eine Art grüne Oase, in der die Farben der vielen verschiedenen Blumen und Sträucher sich an Schönheit gegenseitig zu übertreffen suchten.
Auf dem steinernen Fußweg erspähten die scharfen Augen des Adlers Blut, ein dünnes Rinnsal, das in einer hellen roten Linie über die Steine floss. Dominic landete und nahm seine menschliche Gestalt an, als er sich über den Gefallenen bückte. Der Mann hatte gekämpft, aber der Vampir hatte ihm fast die Kehle herausgerissen. Da er schon tot war, ließ Dominic ihn liegen und beeilte sich, ins Haus zu kommen. Die offen stehende Tür erlaubte ihm einen guten Blick auf den langen, schattigen Raum dahinter.
Dann hörte Dominic ein Fauchen und einen harten Schlag aus einem anderen Zimmer.
»Wo ist er?«, zischte Etienne in einem Ton, der verriet, dass er kurz davor war, die Kontrolle zu verlieren.
»Das werde ich nie verraten.« Eine weibliche Stimme, noch ziemlich jung und sehr verängstigt. So wie Vampire sie gern hatten. Der Adrenalinanstieg in Etiennes Blut würde wie eine Droge seinen ganzen Organismus überfluten.
»Dann würdest du also für ihn sterben.«
»Ja.« Die Stimme zitterte, aber das Wort klang sehr entschieden.
Dominic stürmte so dramatisch wie nur möglich in den Raum, in der Hoffnung, den Vampir vielleicht gerade noch aus dem Konzept zu bringen. Etienne fuhr herum, als er schon den tödlichen Schlag ausführte, seine Krallen in den Hals der Frau schlug und Arterien, Stimmbänder und Fleisch zerfetzte. Blut spritzte durch das Zimmer. Die Frau presste beide Hände an ihre Kehle und ging in die Knie, als Dominic mit einem Satz den Abstand überwand, hart gegen den Untoten prallte und ihn von der Frau wegtrieb.
Ein Brüllen kündigte Zacarias’ Ankunft an. Er warf sich durch das Fenster. Glas und Lehm zersplitterten und regneten auf sie herab. Dominic ergriff mit einer Hand den Vampir und stieß ihm die andere in die Brust. Etienne löste sich auf und versuchte, durch das offene Fenster aus dem Raum zu strömen. Die Spur der Blutstropfen, die er hinter sich zurückließ, verriet ihn allerdings sogar im Nebel.
Zacarias ließ sich neben der Frau auf die Knie fallen und zog sanft ihre Hände von ihrem Hals zurück. Sie war jung, vielleicht Anfang zwanzig, und hatte große braune, von langen schwarzen Wimpern umrahmte Augen. Er konnte das Licht aus diesen Augen weichen sehen, aber sie schien froh zu sein, ihn lebend zu sehen. Aus irgendeinem Grund bewegte ihn dieses kleine Anzeichen des Wiedererkennens nach so vielen Jahren der inneren Leere. Ihre Familie hatte der seinen Generation um Generation gedient. Ihr Vater lag tot im Garten, und diese junge Frau würde in ihrem Schlafzimmer sterben, nachdem sie sich offensichtlich geweigert hatte, Zacarias’ Schlafplatz preiszugeben.
Er legte die Hände um ihren Hals und presste Hitze in ihre Haut, was sehr schmerzhaft für sie war, wie er wusste. Aber er konnte ihr den Schmerz nicht ersparen, so schnell, wie das Leben aus ihrem Körper wich. Ihre Kehle war zerquetscht. Zacarias löste sich aus seinem Körper und drang in ihren ein, wo er arbeitete, so schnell er konnte, um den Schaden an der Arterie von innen zu beheben und den Strom kostbaren Blutes zu stoppen. Er verließ sich darauf, dass Dominic den Untoten von seinem jetzt verwundbaren Körper fernhielt, während er sich um die Frau bemühte, sorgfältig die Arterie kauterisierte und die klaffende Wunde schloss und sie versiegelte.
Ohne einen Gedanken an die Folgen schlitzte Zacarias sein Handgelenk auf, ließ Blut in den Mund der jungen Frau tropfen und streichelte sie, bis ihr Reflex wieder einsetzte und sie schlucken konnte. Er musste das Blut durch ihre zerfetzte Kehle lenken, um es in ihre Adern und Körperzellen eindringen zu lassen. Zacarias ersetzte das Blut, das sie verloren hatte, und verschwendete keinen Gedanken daran, wie sehr er sich selbst damit schwächte. Für ihn gab es keinen Ersatz, da Dominics Blut kontaminiert war. Aber das kümmerte ihn in diesem Moment nicht.
Die Familie dieser Frau war den Brüdern de la Cruz stets treu ergeben gewesen, und auch er würde bis zum Letzten kämpfen, um die junge Frau nicht zu verlieren. Er hatte sie ein paar Mal beim Saubermachen im Haus gesehen, aber immer nur von Weitem und sehr flüchtig. In letzter Zeit näherte er sich nur noch selten jemandem. Der Ruf der
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