Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Gefolgsmänner zu diesem Ort hier führen. Ich sehe sie aber nicht. Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung, Beau.« Langsam wandte er den Kopf, mit einer Bewegung, die an ein Reptil erinnerte und den zweiten Mann veranlasste, einen Schritt zurückzutreten. »Und du, Fabron? Bei dir sehe ich sie auch nicht.«
Ein Erschauern durchlief Beau. »Wir waren an der vereinbarten Stelle, um sie abzuholen, Giles, doch sie waren nicht dort. Wir haben die ganze Umgebung abgesucht. Ein paar Meilen weiter östlich waren Kampfspuren zu sehen. Ich glaube, der älteste Bruder de la Cruz ist hier in der Gegend und hat sie angegriffen.«
Giles stieß zischend den Atem aus. »Dann hat dieser menschliche Wurm, den wir gefoltert haben, uns belogen. Ich hätte ihn länger am Leben lassen sollen. Du sagtest, du hättest sein Gehirn gescannt …«
»Die Brüder beschützen die, die ihnen dienen«, wandte Fabron ein.
Sofort zischte etwas in der Luft und prallte gegen Fabrons Wange. Herabregnende Funken boten ein faszinierendes Schauspiel. Giles schien nicht einmal die Hand erhoben zu haben. Dominic musterte den Vampir noch eingehender. Er war schnell. So schnell, dass die Aktion mit dem menschlichen Auge nicht zu erfassen gewesen wäre, aber Dominic hatte sie immerhin verschwommen gesehen. Für einen Moment hatte er geglaubt, Giles habe nur geblinzelt, doch er hatte sich tatsächlich bewegt und mit einer blitzschnellen Handbewegung die elektrische Ladung auf seine Gefolgsleute gelenkt. Kein Wunder, dass er sie einschüchterte! Er musste ihnen wie ein Magier erscheinen, der Fähigkeiten besaß, von denen andere nur träumen konnten.
»Ihr glaubt, dass Zacarias de la Cruz Demyan und seine Anhänger getötet hat?«
Fabron und Beau nickten beide heftig. »Es hat einen Kampf gegeben. Wir konnten die Spuren allerdings nicht lesen. Der Regenwald holt sich das Seine schon wieder zurück.«
Tief im Körper des Haubenadlers grinste Dominic. Er und Zacarias hatten dafür gesorgt, alle Spuren von Vampirblut vom Boden und den Bäumen zu entfernen, damit der Regenwald sich schnell erholen konnte. Dominic hatte sogar daran gedacht, den Pflanzenwuchs anzuregen, bevor er sich erlaubt hatte, sich seiner Gefährtin zuzuwenden. Sie war so schön gewesen, als sie dort gestanden hatte! Wie eine wilde Kriegerin, die Seite an Seite mit ihm gekämpft hatte. Und doch hatte sie ihn mit den Augen einer verwundbaren Frau angesehen.
Eine solche Flut von überwältigenden Emotionen hatte Dominic nicht erwartet. Er hatte sich nichts mehr gewünscht, als sie in die Arme zu nehmen und an sich zu drücken. Vertrauen war alles bei einer Frau wie Solange. Er musste sich ihre Loyalität und ihren Respekt verdienen, vor allem aber ihre Liebe. Er verstand, was für ein Geschenk sie war, und er schätzte sie umso mehr für ihre Reserviertheit. Auch ihre weiche, verletzliche Seite gehörte ganz allein ihm.
Wieder musterte er prüfend seinen Feind. Dominic hatte erwartet, in dieses Labor zu gehen und dort irgendwann zu sterben. Doch nun war ein Wunder geschehen. Er konnte seinen Körper von den Parasiten befreien und seine Seelengefährtin für sich beanspruchen. Es gab eine Zukunft für ihn – für sie beide –, und das änderte alles. Von nun an würde er viel vorsichtiger sein müssen. Er hatte jetzt einen guten Grund, zu leben. Früher, wenn er in den Kampf gezogen war, hatte er nichts zu verlieren gehabt. Das Leben änderte sich dramatisch, wenn man die andere Hälfte seiner Seele fand. Heute wollte er leben, wollte mit Solange zusammen sein und für den Rest seines Lebens in ihre Augen schauen, wenn er aus dem Schlaf erwachte.
Giles hob plötzlich den Kopf und blickte sich schnell um. Ein schneller, scharfer Blick traf Dominic, ein jäher, harter Angriff auf die nähere Umgebung, ein Anstoß, um den Feind hervorzulocken. Dominic spürte den stechenden Schmerz des Blickes, verdrängte ihn aber und beruhigte den Vogel, während er sein Bewusstsein auf der gleichen Ebene bewahrte wie zuvor, um den Feind nicht auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen. Es dauerte lange, bis Giles den Blick abwandte, doch Dominic blieb tief in seinem Adler und verhielt sich still. Aber dann traf der Blick ihn wieder und drang noch härter, tiefer und schmerzhafter in Dominics Bewusstsein ein. Der Vogel spreizte die Schwingen und beruhigte sich dann wieder, als Giles von ihm abließ, scheinbar überzeugt, dass keine Feinde in der Nähe waren.
»Wo ist Etienne?«, fragte er die
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