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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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schaute auf, alles innerhalb einer Sekunde.
    »Erik, was ist das?«
    »Es ist mein Haus«, hörte er sich selber sagen, eine ferne Stimme aus dem Abgrund. »Er will mich aus dem Weg haben.«
    Ringmar stürzte auf ihn zu und riss ihm die Karte aus der Hand. Winter war schon im Begriff, das Zimmer zu verlassen, während er Angelas Nummer wählte.
    »Schickt alles, was ihr habt, zum Vasaplatsen!«, hörte er Ringmar über die interne Leitung im Konferenzraum rufen, Winter war schon unterwegs im Flur, das Handy gegen sein Ohr gepresst, keine Antwort, heb ab, zum Teufel! Er stürmte die Treppe hinunter, er hatte keine Zeit, auf den alten, mechanischen rheumatischen Fahrstuhl zu warten, jetzt war er im Empfang, » RUF UNUNTERBROCHEN BEI MIR ZU HAUSE AN !«, schrie er der Rezeptionistin hinter der Glasscheibe zu, sie nickte, verstand, ohne Fragen zu stellen, er war schon draußen, spürte den kalten Wind im Gesicht, am Körper, ihm wurde klar, dass er im Hemd hinausgestürzt war, das Jackett hing noch oben, er fror nicht, das Adrenalin wurde durch seinen Körper gepumpt, Angela hatte sich immer noch nicht gemeldet, gleich hatte er sein Auto erreicht, öffnete es im Laufen mit der Fernbedienung, die Leuchten des Mercedes keuchten in der Kälte, er war drin, startete den Motor bei halboffener Tür, schoss über den Parkplatz, schrammte an einem Streifenwagen entlang, der schräg am Kreisel parkte, war draußen auf der Skånegatan mit eingeschalteter Sirene, den Scheiß hatte er einbauen lassen, als er noch jünger und hochnäsiger gewesen war, die Leute sollten kapieren, dass es ein privates Polizeiauto war und kein Irrer, sie sollten gefälligst Platz machen, er bog nach rechts in die Bohusgatan ein und fuhr geradewegs über die Sten Sturegatan, ohne auf den Verkehr zu achten, auf dem Fahrradweg über Heden, die Sirene in höchster Lautstärke, iiii iiii iiii, es hallte über den offenen Platz, die Töne wurden von den großen alten Häusern zurückgeworfen, die Heden umgeben, Häuser wie meins, dachte er, guter Gott, dachte er, darauf lief alles hinaus, die ganze Zeit ist es um mich gegangen, es ging darum, mich Heiligabend von zu Hause wegzulocken, er wusste, dass ein guter Polizist seine Familie auch Heiligabend allein lassen würde, wenn das Verbrechen entsetzlich genug war, wenn die Bedrohung groß genug war, aber ein guter Papa hätte sich nicht so verhalten, jetzt will der Teufel sehen, ob ich wirklich gut bin, ob es mir gelingt, ihn aufzuhalten, ob ich es schaf …
    Den letzten Gedanken wollte er nicht zu Ende denken. Er war jetzt auf der Vasagatan, raste mit hundert Sachen an einer Straßenbahn vorbei, es war ein Wahnsinn, dass mitten in der Stadt an Schienen gefesselte Biester herumkurvten, mitten im Verkehr, immer waren sie im Weg, er fuhr an noch einer vorbei, vermied einen Frontalzusammenstoß mit einer anderen, nur noch wenige Zentimeter fehlten, es kreischte an der Seite des Autos, das war nur zerkratzter Lack, unwichtig, wen stört das schon, nur ein materieller Schaden, den konnte man beheben, jetzt sah er den Vasaplatsen, den friedvollen Platz, der so viele Jahre sein Zuhause gewesen war, das Heim seiner Familie, ein Heim ist ein Ort der Geborgenheit, Zuhause bedeutet Geborgenheit, wie konnte ich sie nur allein lassen, dachte er, wie konnte ich nur so entsetzlich vernagelt sein, sie allein zu lassen, wie konnte ich nur, wie konnte ich!
    Vor der Haustür sprang er aus dem Auto, sie stand offen, wer zum Teufel hatte sie arretiert, der Fahrstuhl war nicht da, er stürmte die Treppen hinauf, er empfand keine Müdigkeit, darum kümmerte sich das Adrenalin, jetzt hatte er keine Angst, jetzt war er ganz nah, die entsicherte Sig Sauer in der Hand, begegnete niemandem im Treppenhaus, erreichte sein Stockwerk, sah die eigene Wohnungstür weit offen stehen, sah das gesplitterte Holz um das Schloss, er flog durch die Öffnung, landete im Flur, immer noch auf den Beinen, immer noch mit der Waffe in der Hand, er schrie etwas, das er selbst nicht verstand, ein Laut aus dem Abgrund, Tausende von Jahren alt, der Verteidigungsschrei des Höhlenmenschen, Beschützerinstinkt, manchmal hilfreich, manchmal sinnlos.
    Er bekam keine Antwort.
    Er war überall zugleich in der Wohnung.
    Im Wohnzimmer lag das Weihnachtsmannkostüm.
    Das war alles.
    Keine Leichen. Keine Köpfe. Kein Blut.
    Winter war wahnsinnig vom Adrenalin, von der Anspannung, vor Schreck. Er ging rasch auf den Balkon, sah nach unten, eine Straßenbahn hielt und

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