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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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einen Kriegszustand aus, es gab kaum noch Waffenruhe dazwischen. Menschen kamen um. Wenn das so weiterging, würde sein Dezernat nicht mehr ausreichen, sie müssten die Armee zu Hilfe rufen. Wenn es dazu kam, wäre es vorbei mit der Demokratie in diesem Jahrtausend.
    Es klopfte an seiner Tür, und er schaute auf. Dort stand Ringmar und sah merkwürdig aus, sehr merkwürdig. Er hielt etwas in der Hand.
    »Noch eine Weihnachtskarte?«, fragte Winter. »Auch an mich diesmal?«
    Ringmar nickte schweigend.
    »Dann her damit.« Winter stand auf.
    Er ging Ringmar entgegen und nahm die Karte. Der Text sah genauso aus wie auf der ersten, kräftige Buchstaben, die die ganze Seite bedeckten. Er las:
    Fröhliche Weihnacht überall
    Aber nicht in diesem Fall
    Niemand hält Wacht, niemand gibt acht.
    »Also?« Er schaute auf.
    »Die andere Seite«, sagte Ringmar mit belegter Stimme.
    Winter drehte die Karte um. Er sah ein Bild, konnte jedoch nicht gleich erkennen, was es war, er wolle nicht sehen, was es war, es war … es war … Er schaute Ringmar an.
    »Was zum Teufel?«
    »Scheiße, ja«, sagte Ringmar.
    Er sah wieder auf das Bild. Ein grinsender alter Weihnachtsmann, hö, hö, hö, diesmal ein Brustbild, näher herangezoomt als auf dem ersten Foto, es konnte derselbe Kerl sein oder ein anderer, so gut war die Weihnachtsmannverkleidung, sie verbarg alles, wie gemacht für einen Mörder. Der Weihnachtsmann hielt einen abgeschlagenen Kopf in der Hand, eine perfekte Totenmaske, ein perfektes Schreckensbild. Der Kopf trug eine Weihnachtsmannmütze. Er hielt den Kopf durch die Mütze, anscheinend an den Haaren, aber es war kein Haar zu sehen. Eigentlich war nicht zu erkennen, welches Geschlecht der Kopf hatte, die Züge waren allzu verzerrt, unmenschlich. Der Hals war zerrissen und troff von Blut, es war Wirklichkeit, es war innerhalb eines Hauses, es war nicht zu erkennen wo, wie es aussah, wann es war.
    »Kann das eine Puppe sein?«, fragte Winter.
    »Dann wäre sie verdammt geschickt gemacht«, antwortete Ringmar.
    »Sie sind geschickt«, sagte Winter.
    »Wer?«
    »Die Schreckensmacher. Maskenmacher. Puppenmacher. Der Film. Das Theater.«
    »Das klingt ja hoffnungsvoll«, sagte Ringmar.
    Er hatte sich schon entschieden: kein Wunschdenken, keine Hoffnung auf Monstermacher in der Welt der Fiktion.
    »Niemand hält Wacht, niemand gibt acht«, las Winter wieder. »Meint der uns?«
    »So hab ich es verstanden.«
    »Der Weihnachtsmann sieht verdammt fröhlich aus«, sagte Winter.
    »Er kann auch das Opfer meinen, das Opfer hat nicht aufgepasst.«
    »Wie sollen wir das Opfer identifizieren?«
    Ringmar schwieg. Es gab viele Antworten, aber keine guten, nicht in diesem Augenblick, in dem der Weihnachtsmann vielleicht damit beschäftigt war, den nächsten Kopf abzuschlagen.
    »Wo ist das?«, sagte Winter zu sich selber. »Es ist in einem Haus.« Er sah Ringmar an. »Ist das dieselbe Bude, die auf dem ersten Bild war? Wo ist es passiert?«
    Die erste Karte lag neben Winter auf dem Schreibtisch. Das Haus war nicht in neuerer Zeit gebaut, es sah mehr nach den siebziger Jahren aus, späte Sechziger, in welchen Göteborger Vierteln stehen solche Häuser? Es gibt Luftaufnahmen, es gibt Stadtpläne, es gibt furchtbar viel Information, aber nur ein Haus.
    »Er hat noch zwei Opfer«, sagte Winter. »Eine Familie?«
    »Er spielt mit uns, aber er will uns auch verraten, wer er ist«, sagte Ringmar.
    »Er ist der Weihnachtsmann«, sagte Winter.
    »Sein bestes Weihnachtsgeschenk wäre, wenn wir ihn so schnell wie möglich schnappen«, sagte Winter. »Genau das will er.«
    An jenem Tag ging er über Heden nach Hause, er brauchte frische Luft, alle frische Luft, die die Stadt zu bieten hatte. Er begegnete mehreren Weihnachtsmännern, die Stadt war voller Weihnachtsmänner, mehrere von ihnen wahrscheinlich verrückt, aber einer war verrückter als alle anderen. Die Polizei hatte alle denkbaren Kräfte eingesetzt, hatte in den Karteien nach denkbaren Tätern gesucht, hatte angefangen, die Fotos in Photoshop zu behandeln, nach DNA und Fingerabdrücken gesucht, aber die genauere Spurensuche musste beim staatlichen kriminaltechnischen Labor in Linköping vorgenommen werden. Das würde die Experten aus ihrer Weihnachtsfeier reißen. Die große Frage war außerdem noch offen: Wer war das Opfer? Es war sehr ungewöhnlich, dass sie einen Mord hatten, ohne die Identität des Opfers feststellen zu können. Wer vermisste diesen Menschen? Saßen diejenigen, die

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