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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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ihn vermissten (es musste ein Mann sein), in diesem Augenblick da und warteten darauf, dass sie an der Reihe waren?
    Er sagte nichts zu Angela, als er nach Hause kam.
    Es war der Tag vor Heiligabend.
    Er hatte noch so viel Arbeit mit dem Essen.
    Er musste noch Weihnachtsgeschenke einpacken.
    Er hatte einen neuen Branntweingrog, den er mischen musste.
    Er hatte eine Familie.
    Es war still im ganzen Haus, ein altes hübsches hundertfünfzig Jahre altes Patrizierhaus mitten in Vasastan, kein solides Einfamilienhaus an einem elenden Stadtrand.
    Ganz still in der Wohnung, Mitternacht. Er hatte gerade die Fleischbällchen gebraten, mit viel geriebenen Zwiebeln im Teig; das machte den Unterschied, verursachte allerdings auch viele Tränen bei der Arbeit. Die Rippchen waren nicht mehr im Backofen, waren zart wie Butter, hübsch wie ein Gemälde.
    Er bereitete das Grillen des Schinkens vor und dachte nur an den nächsten Handgriff, an die Arbeit, absolut nichts anderes: Er mischte ein geschlagenes Ei mit schwedischem Senf, bestrich den abgekühlten gekochten Schinken mit der Mischung, bestreute ihn mit Paniermehl, schob den Schinken in die heiße Röhre, nahm ihn heraus, als er hübsch gebräunt war, ließ ihn stehen, spürte, dass das Erlebnis in diesem Jahr verdorben war.
    »Wollen wir nicht ein Stückchen essen?«, fragte Angela.
    »Klar«, antwortete er.
    »Du bist so still, schon seit du nach Hause gekommen bist«, sagte sie.
    »Das ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Hat sich etwas getan in dem neuen Fall?«
    »Das ist kein Fall.«
    »Ist etwas passiert?«, fragte sie.
    »Nein«, antwortete er.
    Winter hielt es zu Hause nicht aus. Es war kindisch, es vor Angela geheim zu halten, wirklich kindisch. Er brauchte ihr das letzte Bild nicht zu zeigen, das durfte kein Lebender sehen.
    »Er hat sich wieder gemeldet«, sagte er. Es war Viertel nach sieben am Morgen. Die Kinder schliefen noch, oder sie taten so als ob, genossen es, dass heute der größte Tag aller Tage war. Mama und Papa würden mit Saftgrog und Safranteilchen hereinkommen, und vielleicht auch mit einem winzigen Weihnachtsgeschenk.
    »Er kann schon jemanden getötet haben«, sagte er zu seiner Frau. »Wir sind nicht ganz sicher.«
    »Warum nicht?«
    »Zwing mich diesmal nicht zu Details, Angela.«
    »Wirst du den ganzen Tag weg sein? Heiligabend!«
    »Nein, nein. Alle sind heute Morgen im Dezernat, wir müssen den Fall durchdiskutieren. Ich bin vor zwölf zurück. Das Essen ist ja fertig bis auf ›Janssons‹.«
    »Na, wenn du musst, dann musst du, Erik.«
    »Danke, dass du so verständnisvoll bist.«
    »Wenn du nach zwölf kommst, habe ich das Schloss ausgetauscht.«
    Alle hatten sich im Dezernat versammelt, es war die Kerntruppe. Alle hatten das Gefühl, es könnte noch mehr passieren. Alle fühlten sich hilflos. Die Zeit war knapp. Die Feiertage waren zu bedeutend, sie erstickten alles. So empfanden sie es.
    »Irgendwelche Ideen?«, fragte Winter.
    »Es ist wie nach einer Nadel im Heuhaufen zu suchen«, sagte Fredrik Halders.
    »Danke, Fredrik, sehr aufmunternd.«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Ich weiß es auch nicht.«
    »Bald haben wir in allen Stadtteilen Patrouillen«, sagte Ringmar. »Der Polizeipräsident hat uns großzügig Leute zur Verfügung gestellt.«
    »Wenn wir nur das Haus fänden«, sagte Aneta Djanali.
    Sie hörten laufende Schritte im Flur. Die Schritte waren auf dem Weg zu ihrem Konferenzzimmer. Alle standen auf. Ein Kollege vom Empfang betrat den Raum. Er hatte etwas in der Hand. Ein Kuvert.
    Winter ging rasch auf ihn zu und nahm es ihm ab.
    »Es ist gerade von einem Eilboten abgegeben worden.«
    »Woher?«
    »Das wusste der Bote nicht.«
    »Egal, darum kümmern wir uns später.«
    Er riss eine Karte aus dem Kuvert, Scheiß auf Fingerabdrücke, an den anderen beiden Sendungen hatten sich auch keine befunden.
    Er sah ein Bild, auf dem eine Straßenbahn an einem Haus vorbeifuhr, vermutlich ein Foto mit einem Handy aufgenommen, ein aktuelles Foto, es lag Schnee, Tannenbäume, Weihnachtsbeleuchtung, Weihnachtsdekoration über den Geschäften, die die Straße säumten, ein Park. Es war sein Park, der Vasapark, es war seine Straße, auf der die Straßenbahn entlangfuhr. Er erkannte die Linie, sie hielt vor seinem Haus. Es war sein Haus.
    Er drehte die Karte um.
    Heute, Kinder, wird’s was geben
    Welch ein Jubel, nur kein Leben
    Und kein Papa weit und breit.
    Jesus Christus. Er schaute auf, schaute wieder auf den Text, drehte die Karte um,

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