Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
etwas Schreckliches. Er hatte versucht, ein anderes Gefühl dafür zu finden, etwas mehr, aber es war ihm nicht gelungen, und jetzt war er zu Hause und bereitete das Weihnachtsessen vor.
    Hinterher am Abend, als er mit allem fertig war, saß er im Wohnzimmer mit einer kleinen Porzellantasse Branntweingrog seiner Frau gegenüber und erzählte ihr von der bizarren Weihnachtskarte.
    »Wie oft stellt sich heraus, dass so etwas tatsächlich ernst gemeint ist?«, fragte sie.
    »Gute Frage.«
    »Das kommt doch sehr selten vor, oder?«
    »Was meinst du mit ernst?«
    »Dass tatsächlich ausgeführt wird, womit jemand gedroht hat«, sagte sie.
    »Das ist schon vorgekommen«, sagte Winter.
    »Aber doch wohl fast nie?«
    »Wenn es passiert ist, war es ganz furchtbar«, sagte er.
    »Ich möchte in diesem Jahr so gern ein normales Weihnachten feiern.«
    »Natürlich, Liebling.«
    »Ich will es nicht mit einem psychotischen Massenmörder teilen.«
    »Ich auch nicht.«
    »Wir wollen dich nicht mit ihm teilen.«
    »Es wird nichts passieren.«
    »Mir gefällt nicht, dass der Mist an dich adressiert war.«
    »Ich bin vermutlich am bekanntesten im Polizeipräsidium.«
    »Ich mache keine Witze, Erik. Darf man die Karte mal sehen?«
    »Das Original ist natürlich bei der Spurensicherung, aber ich habe eine Kopie.«
    »Kannst du sie holen? Ich möchte sie sehen.«
    »Hast du nicht eben noch gesagt, dass du in diesem Jahr normale Weihnachten feiern möchtest?«
    »Das kann ich ja wohl nicht bestimmen. Hol das Bild.«
    Er stand auf, ging in den Flur und hob die Aktentasche vom Steinfußboden auf, der wie ein Schachbrett gemustert war. Wir sind Figuren in einem Spiel, dachte er, und das dachte er nicht zum ersten Mal. Vielleicht sollte er das Mosaik gegen etwas Einfarbiges auswechseln lassen, etwas, das überhaupt keine Assoziationen hervorrief.
    Er kehrte mit der Aktentasche ins Wohnzimmer zurück. Sie hatte die Balkontüren einen Spaltbreit geöffnet. Es roch nach Schnee und gelbem Licht, Winter und Frost. Es war ein wunderbarer Geruch. Die Stadt war voller Licht; im Norden ist der Winter eine dunkle Jahreszeit, aber zu Weihnachten ist es hier oben bei uns am hellsten auf der ganzen Welt, dachte er und hörte eine Straßenbahn auf dem Vasaplatsen vorbeirattern, ein angenehmes Geräusch, ein nettes Geräusch an den Tagen vor Weihnachten. Ihm ging durch den Kopf, dass er mehr Zwiebeln und Sahne für die Pilze und »Janssons« kaufen musste. Er dachte daran, dass in seiner Aktentasche eine geschmacklose Karte steckte. Die Karte hatte seine Vorfreude auf den frisch überbackenen Schinken verdorben, auf die erste Scheibe. Das machte ihn wütend, er musste darüber hinwegkommen.
    Er nahm die Karte aus der Tasche und gab sie Angela. Sie studierte das Bild. Sie lachte nicht.
    »Was sagst du zu dem Weihnachtsmann?« Sie schaute auf. »Seinem Aussehen?«
    »Er sieht aus wie ein Weihnachtsmann.«
    »Er trägt schwarze Boots.« Sie hielt ihm das Bild hin. Der Weihnachtsmann auf der Treppe vor einem Haus, er trug die traditionelle rote Hose, rote Jacke, Zipfelmütze und einen falschen Bart, er sah aus wie all die anderen Zehntausende von Weihnachtsmännern in der Stadt, aber er hatte die falschen Schuhe an. »Kein Weihnachtsmann trägt schwarze Boots.«
    »Müssen die weiß sein?«, fragte er.
    »Das ist kein Scherz, Erik. Dieser Weihnachtsmann sieht lebensgefährlich aus. Der Schinken in seiner Hand ist kein Witz.«
    »Mir gefällt das auch nicht.«
    »Was will er?«
    »Lies die Rückseite.«
    Sie drehte die Karte um, las und sah auf.
    »Ich geb dir recht, das wirkt verrückt.«
    »Ja.«
    »Er sagt also, dass er drei Leuten den Kopf abhauen will.«
    »Ich bin froh, dass unsere Kinder schlafen«, sagte Winter.
    »Ich bin deine Frau«, sagte sie, »und wie du vielleicht weißt, bin ich Ärztin. Wir sehen eine Menge.«
    Vielleicht nicht so viele abgeschlagene Köpfe, dachte er, aber er sprach es nicht aus. Er hatte einige in einem der schwierigsten seiner Fälle gesehen, ein furchtbarer Fall, der auch Angela fast das Leben gekostet hätte, und Elsa in ihrem Bauch. Er wollte nicht daran denken, er wollte nicht wahnsinnig werden.
    »Mir gefällt nicht, dass sie an dich adressiert ist«, wiederholte sie.
    Der letzte Arbeitsvormittag vor Weihnachten. Er ging Zeugenverhöre nach einem Schusswechsel in den nördlichen Stadtteilen durch; fünf Verletzte, drei brennende Autos, zwanzig beschlagnahmte Waffen. Krieg. Die Zustände da oben arteten mehr und mehr in

Weitere Kostenlose Bücher