Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)
gut.«
Nach einer Weile verließen sie das Zimmer. Jetzt waren sie allein.
»Lass uns in ein Café gehen«, sagte er. »Ich habe einen Wahnsinnsdurst.«
»Ich kann auch etwas vertragen«, sagte sie.
Auf der Straße war es still. Es roch nach Sonne und Zement, schräg gegenüber wurde gebaut, aber seit er hier war, hatte Winter dort noch nie jemanden arbeiten sehen. Er war noch nicht lange hier. Er schaute an der Fassade hinauf. Das Fenster zu Sivs Zimmer war immer noch angelehnt. Er war davon überzeugt gewesen, dass es diesmal zu Ende gehen würde, und er hatte recht gehabt. Jetzt war er elternlos, aber das war nun einmal so, schließlich war er nicht der wichtigste Mensch.
Einen Häuserblock vom Hafen entfernt fanden sie ein Loch in einer Wand, übrig geblieben nach der Modernisierung von Puerto Banús. Er bestellte zwei Bier vom Fass. Sie setzten sich auf die Holzstühle an den einzelnen Tisch draußen vor der Bar. Sie waren die einzigen Gäste, das Lokal hatte gerade geöffnet. Die Frau hinter der Bartheke schimpfte mit jemandem am Telefon, sie sprach sehr schnell Andalusisch.
»Am anderen Ende muss eine Tochter in jugendlichem Alter sein«, sagte Angela. »Das Mädchen ist nicht zur Schule gegangen. Behauptet, sie habe Kopfschmerzen.«
»Ich höre es«, sagte er. »Cabeza.«
Er nahm einen Schluck von seinem Bier. Sie trank ebenfalls.
»Wie geht es dir, Erik?«
»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Gutes Gefühl, einfach hier zu sitzen.«
»Ja, das finde ich auch«, sagte sie.
»Sie hatte keine Schmerzen«, sagte er. »Aber sie war noch nicht bereit, schon jetzt auszuchecken. Sie hat das Leben geliebt.«
»Das hat sie wahrhaftig.«
Zwei Männer mittleren Alters gingen an ihnen vorbei und betraten die Bar. Sie bestellten Kaffee und Brandy. Der eine sagte zu dem anderen etwas über Fußball. Malaga hatte frisches Geld bekommen, um sich eine richtige Mannschaft zu kaufen, aber das würde auf lange Sicht trotzdem nicht funktionieren.
»Für uns wird sich hier viel verändern«, sagte sie nach einer Weile.
»Wir bleiben nicht für immer«, sagte er.
»Du musst jetzt wohl zurück.«
»Ich komme bald wieder. Nicht nur wegen der Beerdigung.«
»Das weißt du doch nicht.«
Nein, er wusste es nicht. Ständig passierte etwas, ständig lernte er etwas Neues dazu.
Das Handy in seiner Brusttasche vibrierte. Er schaute auf das Display.
»Es ist Bertil«, sagte er. »Ist es okay, wenn ich das Gespräch annehme?«
»Klar«, sagte sie, »wenn du es selber möchtest.«
»Ja, hallo?«
»Wie geht es euch da unten?«
»Jetzt ist es vorbei, Bertil.«
»Das tut mir sehr leid.«
»Danke, ich weiß.«
»Umarme Angela an meiner Stelle.«
»Das tue ich. Wir haben das Hospiz vor einer Weile verlassen.«
»Ich habe Siv sehr gemocht.«
»Sie mochte dich auch, Bertil.«
»Ich rufe später wieder an.«
»Nein, was wolltest du, dich doch nicht nur nach der Lage hier erkundigen?«
»Als ich in Tångudden war … da hat mich jemand beobachtet. Ich bin ganz sicher, er ist abgezischt wie eine Rakete, als ich mich zu erkennen gab. Das muss doch dasselbe Individuum sein, das du im Auto vom Frölunda torg verfolgt hast.«
»Wahrscheinlich.«
»Wieso macht der auf diese Art auf sich aufmerksam? Ich habe viel darüber nachgedacht.«
»Er will uns herausfordern.«
»Nein, ich glaube nicht, dass dieses Individuum entdeckt werden will.«
»Etwas Zwanghaftes«, sagte Winter. »Er will uns einen Schritt voraus sein.«
»Das ist es auch nicht, Erik. Es ist mehr.«
»Weißt du, was ich vor einer Weile getan habe? Ich habe an den Weihnachtsmann gedacht.«
»Oh, Scheiße.«
Winter sah, dass Angela die Augenbrauen gehoben hatte. Er wollte ihr diese Erinnerung nicht ins Gedächtnis rufen. Jetzt hatte er es getan. Sie selber hatte einige Male über das Ereignis gesprochen, das vielleicht der entscheidende Grund war, warum sie vor zwei Jahren mit solchem Enthusiasmus an die Südküste gezogen war. Und jetzt blieb sie mit Enthusiasmus.
»Apropos Selbstexponieren«, sagte Winter.
»Wir bekommen keine Hinweise, wenn man das Foto nicht mitzählt.«
»Robertsson«, sagte Winter.
»Was meinst du damit?«
»Bert Robertsson. Was macht der im Augenblick?«
»Säuft oder ist nüchtern, nehme ich an«, sagte Ringmar lakonisch.
»Versuch heute Kontakt zu ihm aufzunehmen«, sagte Winter. »Er hat mich nicht überzeugt.«
»Hat uns in diesem Fall überhaupt ein Individuum von Schuld oder Unschuld überzeugt?«
»Du benutzt sehr
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