Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
Vom Netzwerk:
fände, würde ich sagen, dass es hier ein ganz klein wenig unheimlich ist.«
    Bromsen lächelte.
    »Gespenster?«
    »Nein, keine Gespenster. Ich weiß nicht, was es ist. Es ist sicher nichts, aber wenn man ein ganz klein wenig geheimnisvoll sein will, könnte man sagen, dieses Haus sei mehr als nur ein Haus.«
    »Es ist ein altes Holzhaus am Wasser. Das ist alles.«
    »So ist es richtig, Bromsen, ein altes Holzhaus am Wasser. Habt ihr Benzin gekriegt?«
    »Ja, unten beim Kaufmann.«
    »Dem lokalen Charmeur.«
    »Das kannst du wohl sagen, und er hat die Kinder überaus gewissenhaft gezählt.«
    »Gezählt?«
    Bromsen nickte. »Eins nach dem anderen.«
    »Aber warum hat er das getan?«
    »Das habe ich mich auch gefragt, und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass er das getan hat, weil alle in Burgsvig einen Sprung in der Schüssel haben.«
    Eva nickte und versuchte, sich zu erinnern. An etwas,das irgendwo ganz hinten im Gedächtnis archiviert war. Etwas, das wichtig war. Sie ließ sonst immer den Film zurücklaufen, um das Verschwundene an die Oberfläche zu holen. In diesem Fall brauchte sie nicht sehr weit zu gehen, da es im Haus lag. In der Luft hing. Das Geräusch eines tropfenden Wasserhahns. Das Knacken einer alten Tür. Die Gestalt im Spiegel.
    »Die alte Dame«, flüsterte sie, »wir standen oben in der Kammer.«
    Worüber haben wir gesprochen?
    Über alles Mögliche.
    Die Frau hatte vom Haus und von dem Mann erzählt, der es gebaut hatte. Über das untergegangene Schiff. Praktische Informationen, wichtige Tatsachen, aber das war nicht das, wonach Eva suchte. Es war etwas, das sie selbst gesagt hatte. Als Antwort auf eine Frage. Genau. Und da lag es nun, ganz hinten im Gedächtnis, und würde von selbst auftauchen. Wenn die Zeit reif wäre.
    Franz stand vor ihr. Mit hochrotem Gesicht.
    »Hast du etwas gesagt, Franz?«
    »Ich habe gesagt, wir protestieren. Das ist einfach gemein. Anders und Thomas haben sich das geilste Zimmer im Haus unter den Nagel gerissen, während wir anderen in einem Loch sitzen können, wo es feucht die Wände runterläuft. Anders wohnt in einer Suite, wir anderen in einer Jugendherberge. Ich verlange, dass wir auslosen, und ich verlange, dass JB allein schläft. Er ist ein undichter Gülletank.«
    Bromsen klopfte Franz auf die Schulter.
    »Jetzt erst mal mit der Ruhe.«
    »Ruhe gibt’s nicht und ich lasse mir das nicht gefallen.«
    »Die anderen sind zufrieden mit ihren Zimmern.«
    »Ich verlange, dass wir losen. Das verlange ich, Eva.«
    In diesem Moment tauchte Anders auf. Er hatte einen Kompass in der Hand. Sagte, der habe in seinem Zimmer gelegen.
    »Das ist verdammt noch mal nicht dein Zimmer«, Franz bohrte Anders einen steifen Zeigefinger in den Brustkasten, »denn das wird jetzt ausgelost. Wir leben schließlich in einer Demokratie.«
    »Ja, und darüber kannst du dich freuen, Franz.«
    »Und wie soll ich das verstehen?«
    Anders musterte den Kompass.
    »Es gibt wirklich nicht viele Systeme mit so großer Toleranz.«
    »Wir losen aus«, wiederholte Franz.
    Anders zog eine Münze aus der Tasche und ließ Franz eine Seite wählen, warf die Münze in die Luft, schnappte sie und legte sie sich auf den Handrücken.
    »Zahl.« Anders zuckte mit den Schultern. »Du hast verloren, Franz. Außer dem Kompass hat Thomas ein Buch mit alten Fotos gefunden. Geile Bude.«
    Anders verließ die Küche.
    Eva sah Franz an, der so dastand wie immer, wenn es um Anders ging. Mit leeren Händen und offenem Mund. Es war schwer, kein Mitleid mit ihm zu haben.
     
    Franz stürzte aus der Küche und rief, er wolle diese Münze noch einmal sehen.
    JB ließ sich in einen Sessel fallen.
    »Will hier jemand einen Zaubertrick sehen, bei dem ich innerhalb von zehn Sekunden eine Packung Schokokekse wegzaubere?«
    Eva antwortete, diesen Trick habe sie schon oft erlebt.
    »Wie weit ist es bis zum Kaufmann?«
    Bromsen sagte, es seien drei Kilometer hin und drei Kilometer zurück, also genau die richtige Strecke für sportliche Typen wie sie.
    »Sechs Kilometer«, Julius griff sich an den Kopf. »Man kriegt doch Pilze, wenn man so weit laufen muss, und ansonsten liegt unten im Keller eine fiese Karnevalsmaske.«
    Betty lehnte sich an den Türrahmen.
    »Das stimmt, Eva, es sieht hier aus wie in einem Mausoleum.«
    Eva legte den Arm um Betty.
    »Niemand hat gesagt, dass ihr euch im Keller aufhalten sollt.«
    Julius griff zu seiner stockenden Elmer-Fudd-Stimme.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass wir in Draculas Krypta

Weitere Kostenlose Bücher