Das dunkle Lied des Todes
schlafen sollten, hätte ich Knoblauch mitgebracht. Jetzt müssen wir uns mit diesen ungesunden Plastikdingern aus der deutschen Süßigkeitenindustrie begnügen, die so schlecht für die Kinder von heute sind.«
Julius öffnete das fünfte Kinderüberraschungsei desTages und warf die Plastikfigur in die Ecke, wo sie zwischen den Kochtöpfen landete.
Eva packte sein Ohr.
»Du räumst das hier weg.«
»Das kann Betty machen. Lass mein Ohr in Ruhe, du überspannte Kuh. Wie oft muss man noch sagen, dass ihr eure Hände desinfizieren sollt, ehe ihr uns körperlich bestraft?«
Eva wurde lauter.
»Besprechung im Esszimmer«, rief sie. »Alle treffen sich im Esszimmer.«
Zehn Minuten darauf saßen alle.
Vibe fragte, ob es hier denn wirklich keinen Fernseher gebe.
Eva antwortete, sie habe überall gesucht, aber es sei kein Fernseher im Haus.
Vibe verdrehte die Augen.
»Wer kommt denn auf die Idee, ein Ferienhaus ohne Fernseher zu vermieten, und das Telefon funktioniert auch nicht.«
»Das ist nur ein bisschen langsam«, sagte Bromsen. »Ich schlage vor, ihr tut euch mit ein paar Brieftauben zusammen.«
Bromsen lächelte zufrieden, und Anders sagte zu Thomas, Bromsen habe einen Humor wie ein ganzes Lehrerseminar.
Tineke beugte sich über den Tisch vor.
»Wie könnt ihr verlangen, dass wir unsere Handys zu Hause lassen, wenn das Telefon nicht funktioniert? Wie ist das nur möglich?«
Eva winkte ab.
»Das ist nur für eine Woche, Tine, das schafft ihr schon.«
»Aber ich habe versprochen, dreimal pro Tag zu Hause anzurufen«, sagte Julius. »Meine Eltern machen sich Sorgen, wenn sie nichts von ihrem wunderbaren Sohn hören.«
»Ich dachte immer, du bist ein Einzelkind«, murmelte Anders.
Eva bat sie alle, den Mund zu halten.
»Wie ihr sicher schon festgestellt habt, ist Pemba ein ganz besonderes Haus. Soviel ich weiß, wurde es in den Dreißigerjahren von einem gewissen Max Savannah errichtet. Er kam zusammen mit seinem Bruder von einer Plantage auf der Insel Sansibar. Und, ja, er ist übrigens hier im Keller begraben. Ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht, vielleicht ja. Uns kann das jedenfalls egal sein.«
»Uns kann das egal sein?«, rief Franz. »Es ist doch krankhaft, dass wir über einem Friedhof schlafen sollen.«
Bromsen blinzelte und sagte, er finde, das klinge einfach bezaubernd.
Franz sprang auf.
»Das ist absolut nicht bezaubernd und einfach zum Kotzen und das lassen wir uns nicht bieten. Kein Fernsehen!Was sollen wir denn machen? Wir sollen eine ganze blöde Woche hierbleiben. Gustav und ich haben fünfhundert Videos mitgebracht und jetzt ist null Flimmer.«
»Ja«, sagte Julius, »wir hatten gedacht, wir könnten es uns mit Franz’ Lieblingsfilm gemütlich machen, mit ›Sex im Nazischloss der Zwerge‹.«
»Du hältst die Klappe, Blumendorph.«
Eva bat sie erneut, still zu sein.
»Und ansonsten müssen wir die Kochgruppen einteilen.«
Johan zeigte auf.
»Unten im Keller ist so ein komisches Becken«, sagte er.
»Das Ganze ist so verdammt widerlich«, Julius legte die Beine auf den Tisch. »Und jetzt sitzen wir hier und sind vom Rest der Welt abgeschnitten.«
»Warum bist du so ein Arsch?«, stöhnte Vibe.
Eva schloss die Augen und lächelte.
»Sonst noch Fragen? Relevante, wenn möglich.«
Johan wollte wissen, ob sie ins Wasser durften, und Tineke fragte, ob ein Bus nach Gormsby fuhr. Vanessa teilte mit, sie brauche einen Ort, wo sie Geige üben könne, und Franz zeigte auf JB und betonte noch einmal, dass er mit keinem Hängebauchschwein zusammen schlafen wolle.
»Dann sag deiner Mutter, sie soll dich holen kommen«, sagte Julius.
»Jetzt haltet ihr den Mund«, rief Eva. »Danke. Nein, es gibt keinen Bus, und ja, ich war im Keller, und ja, da istein Becken, in dem damals, als das Haus gebaut wurde, immer frisches Wasser sein sollte. Glaube ich. Es gab wohl kaum fließendes Wasser, nicht so, wie wir es heute kennen, und deshalb wurde das Wasser in einem Becken im Vorratskeller gesammelt. Vielleicht, ich weiß es nicht, aber es ist ja auch egal.«
»Aber es blubbert«, sagte Johan. »Und das Wasser ist schwarz.«
»Das liegt daran, dass Betty sich darin gewaschen hat«, sagte Franz grinsend.
»Meine Güte, wie geistreich«, sagte Betty. »Darf ich das aufschreiben?«
»Pass auf, dass du nicht in dem Becken endest, Betty Matson«, fauchte Franz.
»Da war ich schon«, seufzte Betty. »Deshalb ist das Wasser ja so schwarz.«
Eva ließ ihren Blick von Betty zu Franz
Weitere Kostenlose Bücher