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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
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erst in dem Moment begriff, als sich die Italia zum zweiten und letzten Mal zu senken begann. Der komplette Text seiner haarsträubenden Erlebnisse soll in der nächsten Donnerstagsausgabe abgedruckt werden. Nun würde normalerweise kein Mensch, der Herr seiner Sinne ist, von einem Mann wie Ettore erwarten, daß er sich ein zweitesmal für einen Lußschiff-Flug zur Verfügung stellt – aber weit gefehlt! Er dürstet nach einer weiteren Polexpedition und wird auch diesmal wieder mit dabeisein. Es ist uns stets gleichgültig gewesen, was die Leute im allgemeinen über Italiener sagen, und wir haben schon früher nichts als Verachtung für die Bevölkerung Tombstones übriggehabt, die der Ansicht war, ein Itaker sei nur mit einer gelbgestreiften Ratte zu vergleichen. Zwar wissen wir aufgrund eigener Erfahrung, daß sie in der Regel mehr Mumm als Köpfchen aufweisen, aber wir sind dennoch sicher, daß Ettore nur ein glänzender Zugewinn für die Mannschaft sein kann.
     
    … zuletzt gesehen, als er in ziemlicher Hast in einem Boot auf die Flußmitte zupaddelte, während Mr. Arduino mehrere Schüsse aus einer neuen Mark-VI-Pistole hinter ihm herfeuerte. Entweder konnte die Waffe nicht halten, was man von ihr behauptet, oder Mr. Arduino hatte einen schlechten Tag.
     
    … hat der neue Herausgeber dieser Zeitung den Vorschlag von Präsident Firebrass akzeptiert, die bisher ausgeübte Praxis der freien Meinungsäußerung mit etwas mehr Zurückhaltung zu verbrämen.
     
    … wurde Mr. Arduino, nachdem er versprochen hatte, in Zukunft etwaige Meinungsverschiedenheiten, seien sie nun ehrabschneidend oder nicht, nicht mehr auf gewaltsamem Wege beizulegen, wieder aus der Haft entlassen. Die neukonstituierte Kommission der Schiedsmänner wird von nun an versuchen, Streitigkeiten dieser Art auf gütliche Art und Weise aus der Welt zu schaffen, wobei Präsident Firebrass als letzte Instanz fungiert. Obwohl wir S. C. Bagg sicherlich vermissen werden, müssen wir doch eingestehen, daß…
     
    … Metzing war Chef der Marineluftschiffdivision im kaiserlichen Deutschland des Jahres 1913. Als der Zeppelin L-1 während eines Manövers am 9. September gleichen Jahres abstürzte, hatte er den Rang eines Korvettenkapitäns inne. Die L-1 war der erste Marinezeppelin, der verlorenging, aber der Absturz war nicht etwa auf die Unfähigkeit eines Mannschaftsmitgliedes zurückzuführen, sondern ganz einfach auf die Ignoranz in jenen Zeiten, was die meteorologischen Bedingungen höherer Luftschichten betraf. Mit anderen Worten: Wetterbeobachtung war damals eine Wissenschaft, die noch in den Kinderschuhen steckte. Eine gewaltige Bö hob die L-1 höher hinauf, als ihre Konstruktion erlaubte, und drückte sie dann nach unten. Während die Propeller noch arbeiteten und jeglicher Ballast über Bord geworfen wurde, prallte sie in der Nähe von Helgoland auf die See. Wie die meisten seiner Mannschaft verlor auch Metzing dabei das Leben… Wir heißen diesen erfahrenen Offizier und beliebten Gentleman in Parolando willkommen und hoffen inständig, daß er sein Pech nicht auf uns übertragen wird.
     
    … Zack! Gerade angekommen: Eine weitere Veteranin der Luftschifffahrt! Sie heißt Anna Karlowna Obrenowa und legte vierzigtausend Kilometer zurück, um flußabwärts zu uns zu kommen. In dem kurzen Interview, das Miß Obrenowa uns gewährte, bevor man sie in Präsident Firebrass’ Hauptquartier brachte, erfuhren wir, daß sie einst als Kapitän auf dem sowjetischen Luftfrachter Lermontow Dienst tat. Sie kann auf 8584 Flugstunden verweisen, was mithin die 8342 Stunden von Jill Gulbirra und die 8452 Stunden Mr. Thorns übertrifft. Eine ausführliche Darstellung von Miß Obrenowa finden Sie in unserer morgigen Ausgabe. Alles, was wir im Moment sagen können, ist dies: Sie ist ein süßer Käfer und wirklich ein Gewinn für uns.
     

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    Es war ein Witz, wenngleich auch nicht zum Lachen. Die ganze Zeit hatte sie sich davor gefürchtet, daß in Parolando ein Mann auftauchen könne, der mehr Flugstunden hatte als sie. Es war einer gekommen, aber der hatte sich als ungefährlich erwiesen, denn seine einzige Ambition bestand darin, zur Mannschaft zu gehören. Es schien ihm völlig egal zu sein, welchen Rang er dabei einnahm.
    Es war Jill niemals in den Sinn gekommen, daß es auch eine Frau geben könnte, die das Zeug hatte, sie in ihre Schranken zu verweisen. Es hatte zu ihren Lebzeiten einfach zu wenig weibliche Luftschiffpiloten gegeben. Und da es in

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