Das Dunkle Muster
Mannschaftsmitglieder durchleuchten zu lassen. Er hat nach Leuten Ausschau gehalten, in – oder auf – deren Gehirnen sich schwarze Kugeln dieser Art befanden. Es wird alles nur noch rätselhafter, nicht wahr?«
Mit klopfendem Herzen und zitternden Händen unterbrach Jill die Verbindung.
Firebrass war einer von ihnen gewesen.
Kurz darauf rief sie Graves erneut an.
»Firebrass sagte einmal, er würde uns irgendwann erzählen, weswegen er uns röntgen ließ. Er hat es aber nie getan, jedenfalls nicht in meiner Gegenwart. Kennen Sie seinen Grund?«
»Nein. Ich habe ihn zwar einmal danach gefragt, aber er wimmelte mich daraufhin ab.«
»Dann wissen Sie also auch nicht, ob auch Thorn eine solche Kugel in seinem Schädel hat. Wenn er sterben sollte, müssen Sie ihn öffnen, Doc.«
»Das werde ich tun. Ich könnte sein Gehirn natürlich auch jetzt schon freilegen, aber dazu ist noch nicht die richtige Zeit. Erst muß es ihm besser gehen.«
»Würde ihn das nicht umbringen? Ich habe davon gehört, daß man Patienten operativ den Schädel öffnet, aber heißt das, Sie könnten das auch ohne Grund tun?«
»Es wäre eine meiner leichtesten Übungen, Jill.«
Vierundzwanzig Stunden vergingen. Jill unternahm alles, um die Mannschaft beschäftigt zu halten, aber abgesehen von einigen Reinigungsarbeiten gab es nicht viel zu tun. Sie wünschte, man hätte einige der in Parolando produzierten Filme mitgenommen. Abgesehen von Kartenspielen, Schach und Pfeilwerfen gab es wenig, um die Leute bei Laune zu halten. Sie organisierte mehrere Übungen, damit die Mannschaft auf andere Gedanken kam, aber auch das konnte man nicht übertreiben, und abgesehen davon war diese Art des Zeittotschlagens beinahe ebenso langweilig wie Nichtstun.
Die Finsternis und Kälte schienen allmählich Einzug in die Knochen der Besatzung zu halten, und der Gedanke an die unbekannten Wesen, die für die Existenz dieser Welt verantwortlich waren und sich in ihrer unmittelbaren Nähe aufhielten, trug ebenfalls nicht gerade dazu bei, die Stimmung zu heben. Was planten sie? Warum hatten sie sich bis jetzt noch nicht gezeigt?
Und am wichtigsten von allem: Was war mit Piscator geschehen?
Cyrano de Bergerac schien dieser unerträgliche Zustand am meisten zu treffen. Natürlich konnte seine plötzliche Schweigsamkeit und sein dumpfes Brüten auch auf den Tod Firebrass’ zurückzuführen sein. Jill hatte allerdings den Eindruck, daß ihn irgend etwas ganz gewaltig störte.
Dr. Graves bat Jill in sein Büro. Als sie eintrat, saß er auf der Ecke seines Schreibtisches. Er streckte den Arm aus und öffnete ohne ein Wort zu sagen seine Hand. Auf ihr lag eine winzige, schwarze Kugel.
»Sie waren derart verbrannt, daß ich auf den ersten Blick nicht einmal ausmachen konnte, welchem Geschlecht der Tote angehörte«, sagte er. »Da die Obrenowa die Kleinste an Bord war, untersuchte ich also die kleinste Leiche zuerst. Ich habe dieses Ding sofort gefunden. Ich habe bisher nichts gesagt, weil ich zuerst auch die anderen sezieren wollte. Sie war aber die einzige, die dieses Ding hier besaß.«
»Das macht also zwei!«
»Yeah. Und ich denke ständig an Thorn.«
Jill nahm Platz und steckte mit zitternden Händen eine Zigarette an. Graves sagte: »Hören Sie zu. Der einzige an Bord befindliche Alkohol steht in meinem Giftschrank. Er ist zwar nur für medizinische Zwecke gedacht, aber ich glaube durchaus, daß Sie jetzt einen Schluck vertragen können. Ich bin mir sogar sicher.«
Während er seinem Medizinschrank eine Flasche entnahm, erzählte Jill ihm von der Auseinandersetzung zwischen Thorn und der Obrenowa.
Graves reichte ihr einen Becher mit einer purpurfarbenen Flüssigkeit und sagte: »Sie waren also füreinander mehr als nur Leute, die sich guten Tag sagen?«
»Ich glaube, ja. Aber ich weiß nicht, was das alles bedeutet.«
»Wer weiß das schon? Ausgenommen vielleicht Thorn. – Prosit!«
Jill stürzte den wärmenden, nach Früchten schmeckenden Alkohol hinunter und sagte: »Wir haben weder in der Unterkunft der Obrenowa, noch in denen von Firebrass oder Thorn etwas Verdächtiges finden können.«
Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Eins ist mir allerdings aufgefallen – nicht durch Präsenz, sondern durch Abwesenheit. Wie bei dem Hund in der Sherlock-Holmes-Geschichte, der nicht bellte. Wir haben Thorns Gral weder im Innern des Hubschraubers, noch in seiner Kabine finden können. Ich habe allerdings angeordnet, daß man die Maschine einer weiteren
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