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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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eine Stelle, an der die Masse der Menschen am durchlässigsten schien. »Hängen Sie sich ans Telefon, sobald Sie in Sicherheit sind«, sagte er. »Wir können keine Kabbeleien oder Grabenkämpfe zwischen den Einsatzteams brauchen. Sie könnten uns helfen, das zu verhindern.«
    Der Bürgermeister nickte. »Viel Glück.« Er eilte davon.
    Russ packte Clares Arm. »Warum, zum Teufel, bist du nicht draußen?« Er sprach laut. Es klang, als sei die gesamte Bevölkerung von Millers Kill in der Hotelhalle versammelt.
    Sie lachte. »Ich wusste nicht, dass uns so viel Zeit bleibt«, schrie sie. »Jetzt wünschte ich, ich hätte Hugh den Wein aus dem …«
    Der Ballsaal hinter ihnen explodierte.

21:00 Uhr
    Shauns Handy vibrierte im selben Moment, in dem Russ Van Alstyne das Podium betrat. Er warf einen Blick auf die angezeigte Nummer im Display und klappte das Handy auf. Normalerweise hätte Courtney ihm den Kopf abgerissen, weil er bei Tisch ein Gespräch annahm, aber sie starrte wie in Trance auf Russ, der über irgendwas redete, und schien nichts anderes wahrzunehmen.
    »Hi, Jeremy«, sagte er. »Wo bist du?«
    »Gott, Dad, du hattest recht. Ich bin ihr gefolgt, und sie ist direkt zur Fabrik gefahren.«
    »Zur alten Fabrik? Oder zur neuen?«
    Jeremy klang verwirrt. »Zur neuen Fabrik. Ich meine, vermutlich kann sie die alte Fabrik von ihrem Parkplatz aus sehen, aber es würde ihr doch nichts nützen, dort einen Unfall zu inszenieren. Was ist das für ein Lärm im Hintergrund?« Der Lärm war das Scharren von zweihundertvierzig Stühlen, die krachend umfielen, als die Menschen sich aus dem Ballsaal drängten. Courtney griff nach Shauns Hand. »Komm schon«, forderte sie ihn auf. »Gehen wir.«
    »Dad?«
    Courtney pflügte mit ausgestreckten Ellbogen durch die Menge und zerrte Shaun hinter sich her. »Ich bin noch dran, Sohn«, sagte er in den Hörer.
    »Was ist da los?«
    Himmel, wenn er Jeremy die Wahrheit sagte, würde der mit hundertachtzig Sachen aus der Stadt herüberrasen, um sich um die Krise hier zu kümmern. Und Shaun brauchte ihn in der Fabrik, um die erpresserische Nutte im Auge zu behalten und sicherzustellen, dass sie Millie van der Hoeven nicht aus der alten Fabrik schleppten.
    »Eine kurze Pause«, sagte er. »Alles vertritt sich die Beine, bevor der Tanz beginnt.« Er und Courtney quetschten sich durch den Ausgang, Schulter an Schulter mit mindestens zehn anderen. Die Lobby füllte sich mit rasender Geschwindigkeit. Er legte die Hand über die Sprechmuschel. »Hör mal, geh du raus und hol deinen Mantel. In der Zwischenzeit gehe ich runter in den Flur und beende das Gespräch.«
    »Shaun, der Chief hat gesagt, wir müssen raus.«
    »Schatz, vermutlich handelt es sich um einen Streich. Das ist meistens so bei Bombendrohungen. Ich komme nach, sobald ich kann.«
    Sie sah zweifelnd drein, ließ ihn aber los. Eilig entfernte er sich von dem lärmenden, panischen Aufruhr in der Lobby.
    »Jeremy?«
    »Ja. Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«
    »Ja. Jetzt wird es ruhiger. Die Leute gehen wieder rein. Hör mal, hast du gesehen, ob jemand die alte Fabrik verlassen hat?«
    »Nein.« Jeremy klang halb misstrauisch, halb verwirrt. »Warum auch?«
    »Ich glaube, dass die Frau, die du verfolgst, mindestens zwei Komplizen hat, die sich dort draußen verbergen.«
    »Dad, sind es Angestellte? Denn dann …«
    »Nein, sind sie nicht.« Er sah sich um. Die Leute in der Lobby wanden sich wie ein Lebewesen, einige versuchten verzweifelt, nach draußen zu gelangen, andere waren entschlossen, sich nicht vom Fleck zu rühren. Er sah, wie livriertes Personal die Gäste, die vermutlich ihre Habseligkeiten holen wollten, mit Gewalt davon abhielt, die Fahrstühle zu besteigen. »Aber ich vermute, dass sie mit einem von unseren Leuen zusammenarbeiten. Ehe wir nicht wissen, wer das ist, können wir nicht die Polizei rufen.« Er kaute schwer an diesen letzten Worten. »Ich möchte, dass du …«
    Aber er kam nicht mehr dazu, Jeremy zu sagen, was er wollte. Ein grauenhaftes Geräusch ertönte, der Todesschrei von Holz und Glas, eine donnernde Welle, die gegen seine Ohren brandete und ihn gegen die Wand schleuderte, und dann das gierige Aufheulen eines monströsen Feuers, das alles andere verschlang.
    Er war erstaunt, als er feststellte, dass er das Handy noch immer an seine Schläfe drückte. Jeremy schrie etwas. Er hob das Telefon an. »Was?«, krächzte er.
    »Dad! O mein Gott! Eine Explosion in der alten Fabrik.«

21:00

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