Das Dunkle Netz Der Rache
beurteilen.
Parteger schob sich ohne den Wein vom Rücksitz. »Oh, da schau her«, sagte er. »Die Polizei. Welch eine Überraschung.«
Russ ignorierte ihn. »Haben Lisa oder Eugene während der Unterhaltung mit Ihnen irgendetwas davon erwähnt, dass Millie Sachen auf den Besitz oder wieder fortbrachte?«
»Nein«, sagte sie. »Was ist denn los?«
»Eric McCrea hat das Haus in Haudenosaunee durchsucht. Er hat Dutzende leerer Bleicheflaschen entdeckt, Waschpulverkartons und Benzinkanister. Außerdem Sägemehl.«
Sie holte scharf Luft. »Oh, das ist nicht gut.«
»Was?«, fragte Parteger. »Warum nicht?«
»Man kann daraus Sprengstoff mischen«, erklärte Clare, die noch immer Russ ansah. »Man braucht nur einen Auslösemechanismus und – wumm, totales Inferno.«
Parteger blickte Russ skeptisch an. »Und Sie glauben, jemand in diesem … Haudenosaunee hat sich als Chemiker versucht?«
»Das ist nicht schwierig«, sagte Clare. »Es unterscheidet sich nur wenig vom guten alten Molotowcocktail.« Sie trat gegen die Weinkiste. Flaschen klirrten bestätigend. »Man füllt den Sprengstoff in einen Behälter, fügt einen einfachen Zünder hinzu, und …«
Sie sah nach unten auf die Kiste.
Sie blickte hoch zu Russ.
»O mein Gott«, flüsterte sie.
Russ stürzte sich auf die Kiste, riss und zerrte am Deckel, bis die dünnen Nägel, die sie zusammenhielten, aus ihren Löchern glitten und er rückwärts stolperte. Ein schwerer Petroleumgeruch erfüllte die kalte Nachtluft. Clare griff nach einer der Flaschen. »Warte«, sagte Russ. Er rappelte sich hoch und riss dabei sein Taschentuch heraus. »Fass sie nicht direkt an. Du könntest was abkriegen.« Rasch, aber vorsichtig nahm er das Dutzend Flaschen heraus und stellte sie auf das Pflaster.
Clare musterte das Innere der Kiste. »Wo ist der Zünder?« Sie ließ sich neben dem Behälter auf alle viere nieder. »Ich glaube, der Boden im Innern der Kiste ist höher als der draußen.« Russ klopfte seine Jackentaschen ab. »Ich brauche etwas, um ihn hochzustemmen.« Clare erhob sich vom Pflaster, ging zu ihrem Auto und beugte sich hinein. Er hörte, wie das Handschuhfach aufklappte, und dann reichte sie ihm ein Schweizer Offiziersmesser. Er schob die Klinge zwischen die Bretter und stemmte sie hoch. Der falsche Boden glitt geschmeidig nach oben. Darunter waren Drähte, ein ausgeweidetes Handy und eine gleichmäßige Schicht Sprengkapseln zu einem höllischen Kunstwerk arrangiert worden.
»Heilige Maria Mutter Gottes«, murmelte Clare. Er war nicht sicher, ob sie betete.
»Was bedeutet das alles?« Hughs Stimme klang angespannt vor Furcht. »Was, in drei Teufels Namen, hat das alles zu bedeuten?«
»Das sind Bomben«, erklärte Russ. »Die Weinkisten sind Bomben.« Er blickte Clare in die Augen und sah dort sein eigenes Grauen. Sie hatte begriffen. Erst die Explosion. Dann, zu schnell für die menschliche Wahrnehmung, ein Schrapnellhagel, tödliche Splitter, die sich in ungeschütztes Fleisch bohrten, und als Letztes die klebrige, flüssige Flamme, die alles verbrannte, was sie berührte.
»Wir müssen den Ballsaal räumen«, sagte er, wie jedes Mal verblüfft, wie nüchtern seine Stimme trotz seiner Angst klang.
Sie nickte.
»Wir müssen das Ding aus deinem Auto holen«, sagte Hugh und wandte sich zum Rücksitz.
»Lass sie drin«, sagte Clare.
»Aber Clare, wenn sie explodiert …«
»Lass sie drin!«
Hugh stolperte rückwärts. Im Gegensatz zu Russ hatte er offensichtlich noch nie gehört, wie Clare ihren Kommandoton anschlug.
»Das Auto kann man ersetzen. Dich nicht.« Sie wandte sich ab, raffte ihren Rock und rannte zum Hoteleingang.
Russ rannte neben ihr her und versuchte gleichzeitig, die Kurzwahl für Harlene zu drücken. »Harlene«, keuchte er, als er endlich die Verbindung hergestellt hatte. »BA hier im Hotel.« Bombenalarm. »Wir brauchen Feuerwehr, Notarztwagen, alle Einheiten im County sofort hierher.«
»Bestätige, Chief«, sagte Harlene. »Gibt es Verluste?«
»Sie sind noch nicht hochgegangen, aber falls es passiert, wird es schlimm.« Vor ihm schob Clare eine Tür auf und lehnte sich dagegen, um ihn durchzulassen.
»Bombenkommando?«
»Hölle, ja«, sagte er in dem Wissen, dass es nutzlos war. Das nächste Bombenräumkommando war in Troop G, eine Stunde weit weg in Loudunville. Clare war vor der Rezeption schlitternd zum Stehen gekommen und versuchte, einen offensichtlich skeptischen Angestellten zu überzeugen. »Chief meldet sich
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