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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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wenigstens erschwerte momentan keine volle Blase ihr Denken. Stattdessen wurde sie von der Vorstellung verfolgt, dass ihre unbekannten Entführer jeden Moment wieder auftauchen konnten.
    Die schwere Wolldecke glitt aus dem Haufen Decken hervor. Sie schlurfte zurück, stellte sich auf die hintere Kante und schob sie über den Boden. Als sie sie unter der Schießscharte zu einem Knäuel zusammengeschoben hatte, dachte sie einen Moment nach und ließ sich dann auf die Knie fallen. Langsam von der Decke herunterrutschend, beugte sie sich nach vorn wie ein Bittsteller vor einer allmächtigen Gottheit und schob ihren Kopf so weit wie möglich unter die schweren Falten der Decke. Fest gegen die Steinmauer gedrückt, schob sie sich nach oben. Die Decke glitt mit. Zentimeterweise arbeitete sie sich voran, bis ihre kniende Gestalt ein äußerst unbequemes Dreieck mit der geschwungenen Wand bildete.
    Jetzt kam der schwierigste Teil. Sie drückte sich gegen die Steine, bis sie glaubte, ihr Schädel würde brechen, krümmte die Zehen und schob mit aller Kraft ihrer Oberschenkel. Ihre Beine streckten sich, ihr Hals zitterte, und ihr Kopf glitt mit Hilfe der weichen Decke aufwärts. Sie stand. Sie rutschte an der Wand empor. Die eingeklemmte Decke bewegte sich mit ihr, bis sie unter ihrem Kopf eine Veränderung im Winkel der Steinmauer spüren konnte. Die weite Öffnung. Sie schob, drehte den Kopf, bis ihr Gesicht in der kratzigen Wolle begraben war. Im Kampf um die letzten Zentimeter stellte sie sich auf die Zehenspitzen. Sie spürte, wie die Decke nach oben wanderte, dann hängenblieb. Mit an die Steine gepresster Brust, um die Decke am Hinabgleiten zu hindern, riskierte sie es, den Kopf zu heben.
    Die Decke war in der Schießscharte hängengeblieben. Sie beugte sich wieder vor, schob mit dem Kopf das herabhängende Ende nach oben, zwängte mehr Tuch in die Öffnung. Das Knäuel wuchs. Mittlerweile musste die Hälfte draußen hängen. Einen Moment lang erwog sie, alles so zu lassen, aber dann wurde ihr klar, dass Leute vorbeigehen mochten, ohne den Blick zu ihrem Banner zu erheben. Sie presste ihr Gesicht gegen die Wolle und sprang auf, so gut sie konnte – eine unbeholfene en pointe in Stiefeln.
    Es funktioniert. Die Decke rutschte durch die Schießscharte und war verschwunden. Sie hörte nichts außer einem leisen Krachen, als sie sich in einem dünnen Zweig verfing und dieser brach. Lag sie wie eine ausgebreitete Picknickdecke auf der Erde? Drapiert über ein Brombeergestrüpp? Egal. Sie war groß, sie war weiß und rot und gelb und grün. Sie gehörte nicht dorthin. Sie würde jedem auffallen, der vorüberkam.
    Sie dachte daran, wie sie in der Öffnung gehangen hatte, halb drin, halb draußen. Sie betrachtete eine der übrigen Decken, ein flauschiges, flaumiges Lavendel. Sie stellte sich vor, wie jemand vom Suchtrupp die Wolldecke auf der Erde bemerkte, sich umsah, eine andere Decke aus einer der Schießscharten hoch über dem Boden wehen sah. Stellte sich freundliche Schritte vor, die die Treppe heraufpolterten. Stellte sich vor, wie jemand sagte: Halten Sie durch, ich hole Sie im Handumdrehen hier raus.
    Sie schlurfte zum Deckenstapel und begann zu zerren.

10:30 Uhr
    Clare lauschte gerade Courtney Reids Klagelitanei, als sie eine Frau in der Einfahrt rufen hörte. Die Rettungsmannschaft hatte ihre Beratung beendet, die topographischen Karten studiert und die Aufteilung in verschiedene Abschnitte der Wälder akzeptiert. Die Möglichkeit, dass Millie sich einfach zu ihrem Freund abgesetzt haben mochte, hatte wie ein Dämpfer funktioniert, der es noch schwieriger machte, den nötigen Enthusiasmus für eine weitere stundenlange Suche in den kalten, kahlen Wäldern aufzubringen. Obwohl sie von Russ’ Zweifeln an der Existenz des angeblichen Freundes wusste, begann Clares Eifer ebenfalls nachzulassen. Sie dachte ständig an den Wirbel von Aktivitäten, der sich momentan in St. Alban’s entfaltete. Nach Weihnachten und Ostern war der jährliche Besuch des Bischofs der wichtigste Feiertag des Jahres, zumindest was das Putzen des Silbers und Polieren des Holzes und die Zubereitung des gemästeten Kalbs anging. Oder in diesem Fall der gefüllten Blätterteigpastetchen.
    »Sie sollte Pastetchen aus der Bäckerei holen«, klagte Courtney. »Stattdessen holt sie Blätterteig. Jetzt haben wir Blätterteig für zweihundert Pastetchen, und keine einzige ist fertig. Was soll ich denn jetzt machen?«
    »Bleiben Sie mal eine Sekunde

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