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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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»Haben Sie den Mann kennengelernt? Hat sie sich hier mit ihm getroffen?«
    »Nein.« Er antwortete langsam, als dämmerte ihm zum ersten Mal, dass die nächtlichen Aktivitäten seiner Schwester einen anderen Hintergrund haben mochten als die erste Blüte junger Liebe. Er sah auf den Brief in seiner Hand hinunter. »Glauben Sie wirklich – besteht die Möglichkeit, dass sie sich in echter Gefahr befindet?«
    Russ murmelte etwas Unverbindliches. »Vielleicht ist es ja überflüssig, aber ich denke, es wäre angebracht, diesen Freund von ihr ausfindig zu machen. Wie heißt er?«
    »Äh …« Van der Hoeven legte grübelnd den Kopf in den Nacken. »Michael. Michael McWhorter.«
    »Und wann haben Sie den Wagen in der Einfahrt gehört?«
    »Vor dem Aufstehen. So gegen vier, halb fünf.«
    »Sie haben uns gesagt, dass ihr Bett unberührt war«, sagte Clare. »Könnte sie es gemacht haben, ehe sie ging?«
    »Natürlich. Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, dass Millie … sich davonstiehlt, ohne mir Bescheid zu sagen.«
    Russ hob die Hände. »Wir wollen doch nicht über das Ziel hinausschießen. Die erste Annahme ist vermutlich die richtige. Dass sie sich gestern Nacht verirrt hat und Hilfe braucht, um den Rückweg zu finden.« Er nickte Clare zu. »Die zweite Annahme, der ich nachgehen werde, ist, dass sie aus was für Gründen auch immer beschlossen hat, sich im Morgengrauen mit diesem Michael McWhorter zu treffen, und das Auto, das Sie in der Auffahrt hörten, seines war, mit dem er sie abholte.« Er nickte van der Hoeven zu. »Die Suchmannschaft wird von der ersten Annahme ausgehen. Ich kümmere mich um die zweite.«
    Eugene war jetzt offensichtlich beunruhigt, seine Schultern hingen herab, und er rang die Hände. Russ dämpfte die Stimme. »Wenn sie nicht in den Wäldern ist, stehen die Chancen gut, dass sie sich bei ihrem Freund befindet. Clare hat recht, mit sechsundzwanzig denkt man nicht immer daran, andere Menschen zu benachrichtigen, ehe man etwas Dummes und Romantisches tut.« Er warf einen kurzen Blick zum Esszimmer, wo die Mitglieder des Suchtrupps das Geschirr abräumten. »Warum reden Sie nicht mit John Huggins und sagen ihm, dass die Polizei dieser Möglichkeit mit dem Freund nachgeht.«
    »Richtig. Natürlich. Ich …« Van der Hoeven rieb sich die Hände am Hemd ab. »Ich will einfach nicht, dass ihr etwas passiert.« Er atmete tief durch und richtete sich auf, seine Hände sanken an den Seiten herab, seine Schultern strafften sich. Er verwandelte sich in – wie lautete die alte Bezeichnung? Den Patron. Den Herrn des Anwesens. »Richtig«, wiederholte er mit mehr Selbstvertrauen und ging, um sich Huggins anzuschließen, der mittlerweile Karten auf dem Tisch ausbreitete.
    »Ich muss auch hinüber«, sagte Clare. Sie senkte die Stimme. »Was glaubst du?«
    »Ich glaube, wenn ich mir einen schwer zu verifizierenden Namen einfallen lassen müsste, würde ich Michael McWhorter nehmen. Es gibt Hunderte von McWhorters in Millers Kill, Fort Henry und Cossayuharie. Tausende, wenn man die Gegend zwischen Lake George und Saratoga mit einbezieht. Die Geschichte von dem Auto – die gefällt mir auch nicht.«
    »Glaubst du nicht an eine Verabredung?«
    Er sah sie zweifelnd an. »Sechsundzwanzigjährige Frauen mögen aus Liebe eine Menge tun, aber meiner Erfahrung nach wollen sie gut dabei aussehen. Würdest du dich aus dem Bett quälen, um dich morgens um vier mit deinem Liebsten zu treffen?«
    »Mit wirren Haaren und Mundgeruch und Knitterfalten vom Kissen im Gesicht?« Sie grinste. »Vermutlich nicht.« Ihr Lächeln schwand. »Aber ich würde mich morgens um vier aus dem Bett quälen, wenn ich etwas vorhätte, das niemand wissen darf.«
    »Vielleicht wollte sie zurück sein, ehe ihr Bruder aufsteht.«
    »Eugene sagt, er plante, auf die Jagd zu gehen. Er muss noch vor Morgengrauen aus den Federn gewesen sein.«
    »Das ist sogar noch besser. Er wäre nicht vor zehn, elf Uhr wieder hier gewesen. Das gibt ihr ungefähr sechs Stunden, um zu tun, was sie tun wollte, und unbemerkt wieder ins Haus zu gelangen.«
    »Wenn er heute Morgen nicht bei ihr hineingeschaut hätte, ehe er aufbrach, hätte er gar nicht gemerkt, dass sie fort war.«
    »Was ist mit der Putzfrau?«
    Clare schaute sich um. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Millies Zimmer betreten würde, ohne sich zu vergewissern, dass es leer ist. Und wenn Millie sie bei ihrer Rückkehr zufällig getroffen hätte, na und? Sie muss einfach nur sagen, sie

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