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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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schwarzen Holster auf dem Tisch neben dem Telefon.
    »Jesse?«
    »Hallo, Jenn.«
    »Du hast mir keine Nummer hinterlassen«, sagte Jennifer. »Ich musste die Auskunft anrufen.«
    »Hier bin ich also.«
    »Du hast mir nicht auf Wiedersehen gesagt.«
    »Nein.«
    »Du scheinst dich nicht gerade über meinen Anruf zu freuen.«
    »Offenbar nicht.«
    Jesse nahm einen Schluck von seinem Scotch.
    »Vermisst du mich?«, fragte sie.
    »Immer weniger.«
    »Ich weiß nicht, ob es mir gefällt, dass du mich immer weniger vermisst, Jesse.«
    »Ich versuche mir möglichst wenige Gedanken darüber zu machen.«
    »Über alles, was mich betrifft?«
    »Ja.«
    »Geht’s dir gut?«
    »Früher oder später schon.«
    »Gefällt dir deine neue Stadt?«
    »Kann ich noch nicht sagen.«
    »Hast du jemanden kennengelernt?«
    »Ich hab eine Menge Leute kennengelernt.«
    »Nein«, sagte Jennifer, »du weißt schon, was ich meine. Du solltest mehr unter Leute gehen, Jesse, dich verabreden, Freundschaften schließen. Hast du nette Mädchen kennengelernt?«
    »Ich glaube, hier sagt man Frauen, Jenn.«
    »Also, hast du?«
    »Alles zu seiner Zeit, Jenn.«
    »Wie spät ist es bei dir?«
    »8 Uhr 45 abends.«
    »Hier ist es Viertel vor sechs.«
    »Hab ich mir fast gedacht.«
    »Morgen habe ich einen tollen Vorsprechtermin füreine neue Serie bei Fox. Ich glaube, das ist genau die richtige Rolle für mich.«
    »Bestimmt ist sie das«, sagte Jesse.
    Er ließ den Revolver um den Zeigefinger wirbeln, während er mit ihr sprach, den Telefonhörer zwischen der linken Schulter und dem Hals eingeklemmt. Mit der rechten Hand schwenkte er das Eis im Glas, dann trank er noch einen Schluck Scotch.
    »Trinkst du, Jesse?«
    »Ein bisschen.«
    »Du solltest damit aufpassen.«
    »Klar.«
    »Bist du immer noch böse wegen Elliott?«
    Jesse versuchte seine Stimme im Zaun zu halten.
    »Wegen Elliott und wegen allem anderen.«
    »Ich möchte dich nicht verlieren, Jesse.«
    »Das lässt du dir aber nicht anmerken.«
    »Ich weiß. Es klingt vielleicht eigenartig. Ich bin mit einem anderen zusammen, wir sind geschieden, und trotzdem kann ich dich nicht einfach aus meinem Leben ausblenden. Ich kann mir kein Leben ohne dich vorstellen, Jesse.«
    »Hmhm.«
    »Werde ich dich verlieren, Jesse?«
    »Die Gefahr besteht wohl, Jenn.«
    »Oh Gott. Aber ich kann jetzt nicht weitersprechen. Ich muss trainieren und zum Friseur. Darf ich dich noch mal anrufen, bald?«
    »Wenn du möchtest.«
    »Das tue ich, Jesse.«
    »Schön.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, blieb Jesse vor dem Tisch stehen, starrte das Telefon an und drehte den Smith & Wesson samt Holster auf dem Tisch immer wieder herum. Schließlich hörte er damit auf, ging zum Büffetschrank und mixte sich einen weiteren Drink. Er ging mit dem Glas zum Kühlschrank und spähte hinein. Ein halbes Stück Pizza mit Pilzen und Paprika lag dort ordentlich verpackt, der Rest seines Abendessens von Montag. Er holte es heraus, machte die Plastikfolie ab und schob es in die Mikrowelle. Als es heiß geworden war, legte er es auf einen Teller und nahm es mit nach draußen auf den Balkon, wo er es, auf einem Klappstuhl sitzend, aß und mit gelegentlichen Schlucken Scotch hinunterspülte, während er zu den Lichtern von Paradise Neck auf der anderen Seite der Bucht hinüberblickte.
    »Ich schätze, ich möchte dich auch nicht verlieren, Jenn«, sagte er laut vor sich hin, »aber ich werd’s vielleicht müssen.«

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14
    Der Notruf kam um 14 Uhr 43 in der Zentrale an. Die Telefonistin stellte ihn zu Jesse durch.
    »Hier ist Simpson, Jesse. DeAngelo und ich sind in Sylvan Road Nummer dreizehn. Ein Kerl namens Genest. Familiäre Auseinandersetzung. Ich glaube, Sie sollten mal rüberkommen.«
    »Brauche ich das Martinshorn?«, fragte Jesse.
    »Ich glaube, Sie sollten sich beeilen.«
    »Bin schon unterwegs.«
    Es war ein großes, weißes Haus und lag von der Straße zurückgesetzt auf einem kleinen Hügel. Weiße Holzverschalung mit dunkelgrünen Fensterläden und einem sehr großen Ahornbaum, der seinen Schatten auf die Vorderseite des Hauses warf. Ein Streifenwagen stand in der Auffahrt. Jesse schaltete das Martinshorn ab, als er dahinter hielt, und stieg aus. Auf seinem weißen Hemd prangte die Marke des Polizeichefs. Er trug eine Oakley-Sonnenbrille mit bernsteinfarbenen Gläsern, keinen Hut, die kurzläufige .38er an der Hüfte. Die Seitentür

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