Das dunkle Paradies
bringen. Du weißt doch, wie sehr ich dich mag.«
»Und du weißt, wie sehr ich dich mag. Aber du musst mich auch anständig behandeln.«
Er nickte wieder.
»Ja«, sagte er. »Es wird eine Weile dauern, bis ich alles in die Wege geleitet habe. Aber ich werde mich darum kümmern, Tammy. Das verspreche ich dir.«
Sie lachte laut vor Freude und beugte sich über ihn, um ihn zu küssen.
»Wirst du mir einen Verlobungsring kaufen?«, fragte sie. »Einen großen Verlobungsring mit einem dicken Diamanten und vielleicht ein paar Edelsteinen auf jeder Seite?«
»Sobald es geht«, versicherte er. »Sobald ich alles in die Wege geleitet habe. Lass mir nur noch ein klein wenig Zeit und du wirst alles bekommen, was du dir wünschst.«
»Ja.« Sie drehte sich auf den Rücken und sah ihm dabei zu, wie er aufstand, sich anzog und wegging. Nachdem er gegangen war, blieb sie im Bett liegen, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
»Ja«, sagte sie laut. Und in dem stillen Zimmer klang ihre Stimme ungeheuer mächtig.
Dieses eBook wurde von der Plattform libreka! für Till Leffler mit der Transaktion-ID 2949863 erstellt.
35
Jesse saß in seinem Büro und hatte die Liste der Leute mit Waffenschein auf dem Computerbildschirm. In Massachusetts wurden Waffenscheine vom jeweiligen lokalen Polizeichef ausgegeben. Alle fünf Jahre mussten sie erneuert werden. Waffenbesitzscheine wiederum erlaubten dem Inhaber, eine Waffe zu besitzen, aber nicht, sie bei sich zu tragen. Sie wurden ein Mal auf Lebenszeit ausgestellt. Alle Waffenscheine waren vonTom Carson ausgegeben worden. Einige der Waffenbesitzscheine waren viel älter. Aber nur zwei waren von Carson nach seinem Dienstantritt vor fünfzehn Jahren ausgegeben worden. Seit Jesse den Posten übernommen hatte, hatte niemand einen Waffenschein beantragt. Jesse stand auf, ging zur Bürotür und öffnete sie, um mit Molly Crane zu sprechen, die die Telefonzentrale bediente und hinter dem Empfangstresen saß. Außerdem war sie die Gefängniswärterin und die einzige weibliche Beschäftigte der Polizei.
Molly telefonierte gerade.
»Die Müllabfuhr kommt wegen des Labour Days einen Tag später«, sagte sie in den Hörer. »Nein, Ma’am. Einen Tag später … Wann ist der normale Termin bei Ihnen? … Dann wird es diese Woche am Donnerstag sein … Ja, Ma’am. Gern geschehen.«
Sie legte auf und lächelte Jesse an.
»Hat Suitcase heute Morgen Dienst?«, fragte er.
»Er hat die Schicht von sieben bis drei. Soll ich ihn herbeiordern?«
»Wenn es ihm gerade passt. Das ist ja eine nette Aufgabe, die Müllabfuhrdaten rauszugeben.«
»Ich hab viel Übung darin«, sagte Molly. »Das ist nach jedem Feiertag das Gleiche.«
Jesse ging in sein Büro zurück und betrachtete wieder die Liste mit den Waffenscheinen. Er studierte sie eine ganze Weile mit verkniffenem Gesicht, dann gab er den Druckbefehl und sah zu, wie die Seiten lautlos aus dem Drucker glitten. Er sah immer noch zu, als Simpson an die Tür klopfte und eintrat. Er nahm seinen Hut ab und blieb verlegen vor Jesses Schreibtischstehen. Mit zweiundzwanzig war es noch ungewohnt, vor dem Chef erscheinen zu müssen. Auch wenn der Chef selbst nicht sehr alt war.
»Hallo, Boss.«
»Mach die Tür zu und setz dich hin.«
Simpson tat, was ihm befohlen wurde. Er wirkte etwas steif dabei.
»Es geht nicht um dich«, sagte Jesse. »Ich brauche Hilfe, darum geht es, und du scheinst mir der geeignete Mann dafür zu sein.«
Simpson entspannte sich. Er legte seinen Hut auf den Rand von Jesses Schreibtisch und lehnte sich leicht zurück.
»Klar, Jesse.«
»Du kennst doch diese Milizgruppe hier in der Stadt.«
»Die Freedom’s Horsemen, klar. Mr. Hathaway ist der Kommandant, glaube ich. Ehrlich gesagt hab ich nie verstanden, wieso sie so heißen. Von denen kann doch keiner auf einem Pferd reiten.«
»Und du kennst die meisten Mitglieder dieses Vereins?«
»Na klar. Ich hab mein Leben lang hier gewohnt, Jesse. Ich kenne jeden in der Stadt.«
»Deshalb habe ich mir gedacht, dass du der geeignete Mann für diese Angelegenheit bist.«
Jesse griff in dem Korb mit den Ausdrucken nach der Liste mit den Waffenscheinbesitzern und überreichte sie Simpson.
»Nimm dir mal diese Liste vor«, sagte er. »Und streich die Namen von denen an, die auch bei den Freedom’s Horsemen sind.«
»Alles klar. Soll ich es jetzt gleich machen?«
»Ja, bitte.«
Simpson nahm einen Füllfederhalter aus einer Uniformtasche und ging langsam die Liste durch. Jesse sah
Weitere Kostenlose Bücher