Das dunkle Paradies
übereinandergeschlagen, aber sie waren zu dick. Vielleicht sollte er mehr Gymnastik machen, alles ein bisschen auflockern. Gino Fish kam rein, nickte Vinnie zu, ging an Jo Jo vorbei und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
»Bin spät, tut mir leid«, sagte er.
Aber so, wie er es sagte, klang es für Jo Jo, als wäre es ihm egal, ob er spät dran war oder nicht. Ihn müsste man auch mal ein bisschen auf Vordermann bringen, dachte Jo Jo. Unwillkürlich blickte er Vinnie an, als wüsste Vinnie, was er gerade dachte. Vinnie sah ihn ausdruckslos an oder an ihm vorbei oder durch ihn hindurch. Jo Jo konnte das nie einschätzen.
»Macht nichts, Gino. Hab mich mit Vinnie unterhalten.« Fish lächelte, ohne sich wirklich zu freuen.
»Also, was hast du Interessantes für mich, Jo Jo?«, fragte Fish.
»Ein Typ, den ich kenne, braucht Waffen.«
Fish schwieg einen Moment und ließ seinen Blick auf Jo Jo ruhen.
»Was für ein Typ ist das?«, fragte er schließlich.
»Er möchte gern anonym bleiben.«
»Würde das nicht jeder gern? Ist es die IRA?«
»Nein, nicht so einer.«
»Mit Eiferern sollte man besser keine Geschäfte machen«, sagte Fish.
Jo Jo war sich nicht ganz sicher, was ein Eiferer sein sollte. Aber er wusste, dass Hathaway nicht die IRA war.
»Kannst du uns helfen?«, fragte er.
»Was soll’s denn sein?«, fragte Fish.
»Automatische Waffen, Maschinengewehre, Mörser, Panzerfäuste, Granaten.«
Auf der Liste standen noch andere Dinge, aber Jo Jo hatte sie nicht bei sich tragen wollen. Es war besser, nicht damit erwischt zu werden, außerdem wollte er, dass Gino und Vinnie dachten, er würde sich mit Waffen besser auskennen, als es tatsächlich der Fall war.
»In welchen Mengen?«, fragte Fish.
»Genug, um ein ganzes Regiment auszustatten«, sagte Jo Jo. Genau so war es ihm aufgetragen worden.
Fish lächelte wieder ohne jede Wärme.
»Als ich im Soldatenalter war«, sagte er, »hab ich eine anderen Form von Staatsdienst geleistet.«
»Wusste gar nicht, dass du für den Staat gearbeitet hast, Gino.«
»Ich war im Knast.«
Jo Jo wurde knallrot. Er hasste es, sich in Gegenwart von Vinnie zu blamieren.
»Ich wusste das, Gino. Wollte nur einen Witz machen.«
»Lass das lieber«, sagte Fish. »Vinnie, weißt du, wie viele Waffen man braucht, um ein Regiment auszurüsten?«
»Klar.«
»Kennen wir jemanden, der eine solche Menge auftreiben kann?«
»Sicher.«
Fish sah Jo Jo an.
»Na bitte«, sagte er. »Und nun?«
»Kannst du mir einen Preis nennen?«
»Der Lieferant wird den Preis machen. Ich rechne noch meine Kommission dazu.«
»Klar, Gino, logisch. Das hier sind ja nur, wie sagt man noch, Vorverhandlungsgespräche, du verstehst?«
»Also sag deinen Auftraggebern, dass es ein paar Tage dauert. Ich werde mich dann mit dir in Verbindung setzen. Aber bevor wir zu sehr ins Detail gehen, möchte ich deine Auftraggeber kennenlernen.«
»Das wird ihnen nicht gefallen, Gino.«
»Ist mir egal, Jo Jo. Wir werden es so handhaben. Ich mache solche Geschäfte nicht mit Leuten, die ich nicht kenne.« Er lächelte wieder sein freudloses Lächeln. »Ich hab genug Zeit im Staatsdienst zugebracht.«
Jo Jo wurde wieder rot, weil er sich dafür schämte, das Wort ›Staatsdienst‹ missverstanden zu haben. Er sah seitlich zu Vinnie. Vinnie machte ein ziemlich desinteressiertes Gesicht.
»Ich werd mit ihnen reden«, sagte Jo Jo.
»Prima. Und wenn du uns jetzt entschuldigen würdest …«
Jo Jo stand hastig auf. Er wünschte, er hätte langsamer reagiert.
»Ich warte auf Nachricht von dir«, sagte er zu Fish.
Er deutete Vinnie gegenüber einen Faustschlag an und verließ das Büro. Nachdem er gegangen war, drehte Fish sich zu Vinnie Morris um.
»Was meinst du?«, fragte er.
»Irgendeine selbsternannte Patriotentruppe«, sagte Morris.
»Wie kommst du darauf?«
»Weil ihre Kontaktperson ausgerechnet Jo Jo ist.«
Fish nickte. »Und wir sind seine Kontaktpersonen«, stellte er fest. »Hast du eine Ahnung, wie man ein Regiment ausrüstet?«
»Nicht die blasseste.«
»Hast du irgendwelche Kontakte zu internationalen Waffenhändlern?«
»Die Knarre, die ich bei mir trage, hab ich von einem Typen namens Ralph gekauft, auf der Dorchester Avenue.«
»Glaubst du, er könnte ein ganzes Regiment ausstatten?«
»Ralph arbeitet von seinem Wagen aus.«
»Ja, natürlich. Sehr effizient.«
»Ich könnte mich mal umhören«, sagte Morris.
»Hmhm.« Fish dachte nach.
Morris sah ihn an und sein
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