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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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hastig davon. Jeder hat sein Kreuz zu tragen, dachte Jesse, und ich hab ihr gerade eins aufgeladen. Er sah, wie sie in ihren Wagen stieg und davonfuhr. Sie hatte ihren Cider stehen gelassen. Er nahm den Becher und trank einen Schluck. Er schmeckte ihren Lippenstift!
    Er trank den Rest des Ciders, quetschte den Becher zusammen und warf ihn in den Abfallbehälter. Er traf mitten hinein. Er nickte, um sich selbst zu gratulieren.
    »Okay, Jo Jo«, sagte er leise. »Wenigstens zwischen uns gibt es keine Geheimnisse.«

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47
    Jesse saß in seinem Büro, als Suitcase Simpson frisch von der Drei bis sieben-Uhr-Schicht reinkam und Haltung annahm.
    »Ich, äh, möchte Bericht erstatten«, sagte er.
    »Mach die Tür zu«, sagte Jesse.
    Simpson schloss die Tür und setzte sich vor Jesses Schreibtisch. Er zog ein kleines Notizbuch aus seiner Brusttasche, befeuchtete den Daumen und schlug es etwa auf Seite fünf auf. Jesse drehte sich zur Seite und legte einen Fuß auf eine geöffnete Schublade. So konnte er aus dem Fenster sehen, während er zuhörte.
    »Ich, äh, hab versucht, die Sache ganz ruhig anzugehen«, sagte Simpson. »Du weißt schon, damit es nicht so aussieht, als würde ich irgendwelche Ermittlungen durchführen.«
    Jesse nickte.
    »Meiner Schätzung nach dürften sich ungefähr siebzehn Personen in den letzten fünf Jahren um einen Waffenschein beworben und ihn nicht bekommen haben«, sagte Simpson. »Das hab ich nicht alles aus erster Hand, aber ich hab’s von Leuten gehört, auf die es zutrifft, oder von Freunden von Leuten, auf die es zutrifft, oder so ähnlich. Wahrscheinlich hab ich den einen oder anderen nicht gefunden. Aber siebzehn Personen scheint erst mal eine ganz vernünftige Schätzung.«
    »Ist irgendjemand von den Horsemen dabei?«, fragte Jesse.
    »Nein.«
    »Wie überraschend.«
    »Eine andere Sache ist, dass mindestens fünf von den Leuten auf der Liste Juden sind.«
    »Weil die Namen jüdisch klingen? Oder weil du es weißt?«
    »Deswegen habe ich ja ›mindestens‹ gesagt. Ich kenne die fünf Juden.«
    »Hast du eine Ahnung, wie viele jüdisch klingende Namen auf der Mitgliederliste der Freedom’s Horsemen stehen?«
    »Darüber hab ich noch nie nachgedacht.«
    »Ich schon. Ich bin die Liste mehrmals durchgegangen. Rate mal.«
    »Kein einziger«, sagte Simpson.
    »Wie überraschend.«
    Simpson lehnte sich zurück, in der breiten Hand das kleine, blaue Notizbuch, den Zeigefinger als Lesezeichen benutzend.
    »Ach, du Scheiße«, sagte er.
    »Tja.«
    »Ich hasse so was«, sagte Simpson. »Ich hasse es, dass sich so etwas in meiner eigenen Stadt abspielt.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen um die Stadt zu machen. Aber du solltest dir Sorgen um die Horsemen machen.«
    Simpson runzelte die Stirn. Er sah merkwürdig aus. Sein breites, rotwangiges Babygesicht war nicht für Sorgenfalten geschaffen.
    »Was ist mit uns, Jesse? Wir haben keine jüdischen Polizeibeamten.«
    »Und auch keine schwarzen.«
    »Ich weiß, aber, mein Gott, ich glaube nicht, dass es hier überhaupt irgendwelche Schwarzen gibt.«
    »Womit natürlich eine Menge Bewerber von vornherein ausgeschlossen waren.«
    »Aber es gibt eine Menge Juden in unserer Stadt. Mein Gott, es waren jede Menge damals auf der Schule.«
    »Wer stellt die Polizeibeamten ein?«, fragte Jesse.
    »Keine Ahnung. Ich wurde von Tom eingestellt. Der Stadtrat hat zugestimmt.«
    »Das heißt, Hathaway. Die anderen beiden tun nur das, was Hasty sagt.«
    »Stimmt wohl.«
    »Ich hab’s überprüft. Tom hat alle hier eingestellt, der Stadtrat hat immer zugestimmt, außer bei Lou Burke. Lou war schon hier, bevor Carson kam. Kennst du irgendwelche Juden, die Polizist werden wollten?«
    »Oh Mann, Jesse, ich hab keine Ahnung. Ich meine, ich hab nie darüber nachgedacht. Ich hab ja überhaupt nicht bemerkt, dass es keine Juden bei der Polizei gibt, bis zu unserem Gespräch hier.«
    »Was denkst du darüber?«
    »Worüber?«
    »Über all das. Keine Waffenscheine für Leute, die nicht bei den Horsemen sind. Keine Waffenscheine für Juden. Keine Juden bei den Horsemen. Keine Schwarzen. Keine Juden.«
    »Oh Mann, Jesse. Ich bin kein großer Denker. Jesus! Ich bin zu den Cops gegangen, weil ich dachte, dass es ein prima Job für jemanden ohne Collegeausbildung ist. Verstehst du? Ein bisschen Ansehen, du bist jemand. Die Leute respektieren dich. Ich hab keine Ahnung,was ich

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