Das dunkle Paradies
Fahrstuhl.
»Nee.«
»Weshalb habt ihr ihn eingelocht?«
»Bewaffneter Raubüberfall. Er und ein anderer Typ haben versucht, eine Bank in einem Einkaufszentrum hochzunehmen, unten in South Douglas.«
»Wie habt ihr ihn festgenagelt?«
»War wohl nicht sein Tag«, sagte der Deputy. »Er ist zwei Kollegen von uns in die Arme gelaufen, die gerade ihre Gehaltsschecks einlösen wollten.«
Charlie Buck grinste.
»Also hat er kaum eine Möglichkeit zu verhandeln.«
»Er hat eine Menge Vorstrafen. Kann sich auf zwanzig Jahre gefasst machen, mindestens.«
Sie traten in den Fahrstuhl und fuhren nach unten.
»Wie heißt er?«, fragte Charlie Buck.
»Matthew Ploughman. Behauptet, er sei aus Denver.«
»Ist er im Vernehmungszimmer?«
»Noch nicht. Ich wusste ja nicht, ob du mit ihm reden willst.«
»Ich geh schon rein. Du kannst ihn holen.«
Das Vernehmungszimmer war klein, die Wände waren verklinkert, es gab keine Fenster, lediglich ein Ein-Weg-Guckloch in der Tür. Die Möblierung bestand aus einem verkratzten Tisch aus Ahornholz und zwei Stühlen. Auf einem Schild an der Wand stand »Bitte nicht rauchen«. Charlie ging bis in die hinterste Zimmerecke und lehnte sich gegen die Wand. Er wartete schweigend, während zwei Deputies Ploughman hereinbrachten, den Raum wieder verließen und hinter sich die Tür schlossen.
Ploughman war klein und hager, hatte einen langen Bart und viele Haare. Seine Augen waren schmal, standen eng beieinander und seine Nase wirkte angesichts der sonstigen Ausmaße des Gesichts irgendwie zu klein. Er blieb direkt vor der geschlossenen Tür stehen, unschlüssig, ob er sich setzen sollte.
»Haben Sie mal ’ne Zigarette?«, fragte er.
Buck deutete auf das Schild an der Wand.
»Setzen Sie sich«, sagte er.
Ploughman zog einen der Stühle unter dem Tisch hervor und setzte sich hin, die Hände auf der Tischkante verschränkt.
»Was können Sie mir erzählen?«, fragte Buck.
»Ich kann Ihnen was zu dem Bombenanschlag auf der Route 59 sagen.«
»Nur zu.«
»Was bekomme ich dafür?«
Buck antwortete nicht.
»He, ich will mich hier nicht für die Pfadfinder bewerben, verstehen Sie? Eine Hand wäscht die andere.«
»Matthew«, sagte Buck. »Sie können mit zwanzig Jahren rechnen, vielleicht sogar mehr. Sie und ich, wir verhandeln hier nicht wie Gleichgestellte.«
»He, das weiß ich doch. Ich sitze in einer Zelle in Untersuchungshaft ohne Zigaretten. Aber ich kann Ihnen helfen, und wenn ich das tue, dann können Sie mir vielleicht ein bisschen Luft vor Gericht verschaffen.«
»Vielleicht.«
»Holen Sie mir einen Anwalt her und wir können einen Deal machen.«
Buck schüttelte den Kopf. »Sie erzählen mir, was Sie wissen, und wenn’s mir gefällt, reden wir mit Ihrem Anwalt.«
»Ich hab das Recht auf einen Anwalt.«
»Sie sind verhaftet worden, Matthew. Sie werden hier nicht verhört. Sie haben darum gebeten, mit mir zu sprechen. Wenn Sie reden wollen, tun Sie es. Wenn nicht, gehe ich wieder nach oben und trinke meinen Kaffee zu Ende.«
Ploughman schwieg, seine Zungenspitze glitt auf der Unterlippe vor und zurück. Buck wartete einen Moment lang, stieß sich gelangweilt von der Wand ab und ging zur Tür. Er klopfte und die Tür wurde sofort aufgezogen.
»Halt«, sagte Ploughman.
»Warum?«, fragte Buck.
»Ich tu, was Sie wollen.«
Buck drehte sich wieder um und ging träge zum anderen Ende des Raums und lehnte sich gegen die Wand. Die Tür wurde geschlossen. Buck verschränkte die Arme vor der Brust.
»Dann mal los«, sagte er.
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49
Jesse widerstand dem Drang zu lächeln. »Soso«, sagte er, »sie geht also fremd.«
»Ja, Sir, und zwar mit mir.«
Simpson benahm sich wie ein braver Junge im Zimmer des Direktors.
»Hör auf, mich Sir zu nennen«, sagte Jesse. »Meinst du, sie macht auch noch mit anderen Männern rum?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wie hat das mit euch beiden angefangen?«
»Herrje, Jesse, tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass dich das was angeht.«
Simpson hatte natürlich recht. Wenn es nichts mit einem Fall zu tun hatte, durfte Jesse ihm keine persönlichen Fragen stellen.
Es gab keinen speziellen Grund, nicht über Jo Jo zu sprechen. Aber Jesse konnte die Situation nicht einschätzen, wusste nicht genau, was hier eigentlich vorging, und wenn er sich in einer solchen Lage befand, befahl ihm sein Instinkt meistens, dichtzumachen, niemandem zu
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