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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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nichts mehr wert war.«
    »Sie hatten zu viel eingesteckt«, stellte Jesse fest.
    »Und zu viel Bier getrunken«, sagte Portugal. »Viel, viel Bier.«
    »Immerhin haben Sie ein Arrangement mit der Frau des Fernfahrers«, sagte Jesse lächelnd. »Sieht aus, als würden Sie ein Comeback haben.«
    Portugal sah ihn ausdruckslos an.
    »Das Arrangement bedeutet nicht viel. Wir treiben’s beide gern, das ist alles.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, wer Ihre Exfrau umgebracht haben könnte?«
    Portugals Augen füllten sich erneut mit Tränen. Er senkte den Kopf.
    »Nein«, sagte er.
    Sie unterhielten sich ungefähr eine Stunde lang in dem anachronistisch wirkenden Restaurant. Jesse fragte nach männlichen und weiblichen Freunden der Verstorbenen. Hatte sie jemals irgendwo gearbeitet? Hatte sie Feinde? Hatte er irgendwelche Feinde? War sie verschuldet gewesen? War er? Wie oft hatte er sie getroffen? Wann hatte er sie das letzte Mal gesehen? Als sie fertig waren, bezahlte Jesse die Rechnung und sie verließen zusammen das Restaurant. Das Sandwich mit Ei blieb ungegessen zurück.
    »Wenn ich nicht so ein Verlierer wäre«, sagte Portugal,»dann wäre sie noch am Leben. Sie hat geglaubt, sie würde einen echten Crack heiraten, jemanden, der es weit hinauf schaffen würde. Und jetzt sehen Sie sich an, was ich ihr gebracht habe.«
    »Vielleicht sollten Sie sich nicht an allem die Schuld geben«, sagte Jesse.
    »Oder vielleicht doch.«
    Jesse wusste nichts darauf zu erwidern. Er stieg in seinen Wagen und fuhr weg. Portugal blieb an der Straßenecke stehen und blickte hinter dem Auto her.

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46
    Das Erntedankfest wurde auf dem Rathausplatz gefeiert. Das bedeutete, dass unter freiem Himmel Tische aufgestellt wurden und die Leute selbstgefertigte Kunstgegenstände, Gebäck und Kürbisse im Rahmen einer Benefizveranstaltung des Paradise Women’s Club verkauften. Im Gemeindezentrum war Cissy Hathaway, ausstaffiert mit Hausfrauenhaube und Schürze, damit beschäftigt, Apfelcider und Donuts zu verkaufen. Jesse stand zusammen mit Abby an der gegenüberliegenden Wand neben der Eingangstür.
    »Der Paradise Women’s Club«, sagte Abby. Sie schüttelte den Kopf: »Ich werde direkt rot, wenn ich das sehe.«
    »Vielleicht haben sie sich in eine Speerspitze der feministischen Bewegung verwandelt«, meinte Jesse.
    »Vielleicht können Schweine fliegen.«
    »Und dabei pfeifen«, sagte Jesse.
    Sie stellten sich an, um Cider zu holen. Vor ihnenin der Schlange stand Jo Jo Genest. In der Menge der feiernden Menschen sah er monströs und fremdartig aus. Als er dran war, blieb er vor dem Stand stehen und unterhielt sich mit Cissy. Er ließ sich viel zu viel Zeit. Die Schlange hinter ihm wurde immer länger und alle blickten nach vorne, um die Ursache dafür herauszufinden. Jesse beobachtete Cissy, während sie mit Jo sprach. Ihr Körper schien etwas von seiner Steifheit zu verlieren, ihr blasses Gesicht bekam Farbe. Sie bewegte sich hinter dem Tisch plötzlich mit wiegenden Hüften. Schließlich ging Jo Jo weiter. Die Menge teilte sich, als er schwerfällig zwischen ihnen hindurchstapfte. Er würdigte Jesse keines Blickes. Cissys Augen folgten ihm, bevor sie sich dem nächsten Kunden zuwandte.
    Als sie an der Reihe waren, bestellte Jesse zwei Cider und zwei Donuts, zahlte und trug sie zu Abby.
    »Sie ist gar nicht so eine graue Maus«, stellte er fest.
    »Cissy?«
    »Hmhm.«
    Abby sah ihn an, als sei er verrückt geworden, während sie über den Platz zu der Mauer auf der anderen Straßenseite gingen, dorthin, wo normalerweise die Kids rumhingen.
    »Die soll keine graue Maus sein?«, fragte Abby.
    Sie saßen nebeneinander auf der Steinmauer und betrachteten die Menschenmenge.
    »Genau. Hast du nicht gesehen, wie sie beinahe mit den Hüften gewackelt hat, als Jo Jo seinen Cider geholt hat?«
    »Ach komm.«
    »Ganz bestimmt, die haben was miteinander.«
    »Wie willst du das denn bemerkt haben?«
    »Jede Wette. Ich kenn mich aus mit solchen Sachen.«
    »Wie das denn?«
    »Weil ich mit einem Penis gesegnet bin.«
    »Na klar, du denkst sogar damit. Wie alle Männer, die ich kenne.«
    Jesse aß seinen Donut und nippte am Cider. Die Blätter hatten begonnen von den Bäumen zu fallen und lagen auf dem Boden, die meisten waren gelb, hatten aber genug rote und grüne Einsprengsel, um den berühmten Neuengland-Effekt zu erzielen. Ihr Geruch vermischte sich mit

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