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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Dann fragte Dengler: »Es gibt kein Spritzenhaus in der Wasenstraße?«
    Der junge Mann dachte nach. »Tut mir Leid, ich musste lachen, weil ... Spritzenhaus – diesen Begriff hab ich schon lange nicht mehr gehört, erinnert mich an meine Kindheit, die Bücher vom Räuber Hotzenplotz, Sie verstehen ... Aber jetzt, wo Sie das sagen: Es gab hier tatsächlich mal ein Gebäude, das Spritzenhaus genannt wurde. Kommen Sie. Ich habe einen alten Ortsplan im Sprechzimmer hängen. Da steht was von Spritzenhaus.«
    Sie erreichten den Kirchplatz und umrundeten ihn. Der junge Pfarrer schritt voran und strebte auf ein großes altes Haus zu, neben dessen Eingangstür ein Messingschild hing mit der Aufschrift »Pfarrbüro«. Die Öffnungszeiten waren mit Klebeband abgedeckt worden. Der junge Pfarrer schloss die Tür auf, sie betraten durch einen Flur einen Büroraum.
    »Sie müssen entschuldigen. Bin hier ganz allein, und bin ja auch nur sporadisch in Gündlingen. Wir haben hier nur noch ein kleines Büro, als Nebenstelle. Das Pfarrhaus wurde umgebaut, in einzelne Wohnungen, alles vermietet. Früher haben hier mal drei Geistliche gewohnt, die alle nur für Gündlingen verantwortlich waren. Das waren noch Zeiten! Davon können wir heute nur noch träumen. Kommen Sie, hier hängt der Plan.«
    Er führte sie in einen Raum mit hohen Wänden, der sich dem Büro anschloss. Ein großer Eichentisch stand dort, mit schweren Stühlen, deren Rückenlehnen hoch geschwungen waren. »Uraltes Mobiliar. Echt antik. Das ist unser Besprechungszimmer, wenn ich hier bin und Sprechstunde halte. Hier hängt der historische Stadtplan. Der Kirchplatz war früher der eigentliche Ortskern. Das hat sich alles etwas verlagert nach dem Bau der Umgehungsstraße.« Er zeigte auf eine bräunlich verfärbte Tafel in einem Glasrahmen, auf dem mit dünnen Linien und in geschwungener Schrift die Topographie von Gündlingen verzeichnet war. Dengler trat näher und entdeckte sofort außerhalb des Ortskerns die Ruine und daneben skizzenhaft die Umrisse eines Gebäudes, das er gut kannte: »Schloßhotel« stand darunter.
    »Spritzenhaus. Ich bin sicher, ich habe das hier mal gelesen auf der Karte. Irgendwo. Da. Sehen Sie! Da steht es: Spritzenhaus.«
    Der junge Pfarrer deutete auf den Plan. »Tatsächlich, Sie haben Recht: Das ist in der Wasenstraße. Aber ich wüsste nicht, dass dort noch ein derartiges Gebäude ...«
    Er überlegte.
    »Warten Sie. Soweit ich weiß, war das früher alles Gelände, das der Kirche gehörte. Wir haben hier noch die Unterlagen über alle Liegenschaften.«
    Er ging zurück in das Büro und kam zurück mit zwei Leitz-Aktenordnern.
    Er legte die Ordner auf den Tisch und schlug sie auf. Es dauerte eine Weile. Olga ließ sich erschöpft auf einem der antiken Stühle nieder.
    Schließlich sagte der Pfarrer: »Die Grundstücke im Bereich Kirchplatz und Umgebung wurden im Laufe der Jahre teilweise verkauft, nach der Neuordnung der Pfarrgemeinden als Verband wurden viele der verbleibenden Grundstücke in Erbpacht bebaut. Zum Beispiel das, wo jetzt das italienische Restaurant betrieben wird.« Er blätterte weiter.
    »Das Spritzenhaus-Grundstück wurde offenbar nie verkauft. Auch nicht verpachtet. Merkwürdig. Ist aber auch nicht besonders groß.«
    Er blätterte hin und her. Dengler trat neben ihn und blickte auf die Seiten.
    »Das Spritzenhaus selbst wurde Mitte der fünfziger Jahre abgerissen, stand nach dem Krieg wohl nur noch leer und wurde baufällig. Hier ist die Abrissverfügung. Das war wohl nur eine Art Schuppen, ohne großartiges Fundament. Ende der zwanziger Jahre errichtet. Meine Vorgänger haben dann offenbar mehrfach versucht, das Grundstück an den Mann zu bringen.«
    Er vertiefte sich in die Akten. Schüttelte wieder den Kopf. »Interessant ... Die Kirchenvorstände haben immer gegen die Veräußerung oder die Bebauung gestimmt und sich sogar gegen den jeweiligen Pfarrer durchgesetzt. Verkauf stand mehrmals auf der Tagesordnung, wurde aber immer wieder verschoben oder abgelehnt. Verstehe ich nicht. Hier steht, dass es mal einen Interessenten aus Stuttgart gab, Anfang der sechziger Jahre, aber der scheint wieder abgesprungen zu sein. Ohne Begründung. Dann eine Versicherungsgesellschaft. Mitte der siebziger Jahre. Wollten eine Zweigstelle dort bauen. Wurde abgelehnt: zu moderne Architektur im ehemaligen Stadtkern. Einspruch des Kirchenvorstands. Ist aber Unsinn. Die Wasenstraße hat kaum historische Gebäude, soweit ich weiß. Mich

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