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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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sagte Dengler, blickte sich um und studierte noch einmal die Karte. Olga entdeckte den kleinen Tümpel zuerst. Sie deutete auf die überwucherte Umrandung: Noch immer war deutlich die Kraterform zu erkennen. Das Loch war über zwei Meter breit und mit Wasser gefüllt. An zwei Seiten war der Kraterrand eingeebnet, sodass ein Zugang zu der Wasserstelle entstanden war. Dengler fand einen kleinen Zweig, kniete nieder und hielt den Zweig in die Brühe. Das Wasser stand dreißig Zentimeter tief.
    »Wildschweine«, sagte er. »Wildschweine haben den Krater zu einer Suhle umfunktioniert.«
    Er deutete auf die zahlreichen Hufabdrücke ringsum auf dem Waldboden.
    »Würdest du, wenn du mit einem Fallschirm landest, noch einmal zu deiner abgestürzten Maschine zurückgehen?«, fragte er Olga.
    Sie überlegte.
    »Nur, wenn ich wichtige Sachen zum Überleben in der Maschine hätte, Geld, Lebensmittel, Waffen, meine Schminktasche.«
    »Ja. Andererseits ist das Risiko hoch. Auch die Deutschen sind bestimmt sofort zu der abgestürzten Maschine gerannt.«
    »Hast du nicht gesagt, die Amerikaner hätten am gleichen Tag Bruchsal bombardiert?«
    »Ja, das war ihr Einsatz an diesem Tag.«
    »Da werden die Deutschen mit dem Löschen und dem Bergen der Toten und Verwundeten genug zu tun gehabt haben. Blackmore hätte in aller Ruhe zu den Resten seiner Maschine gehen können.«
    »Dann lass uns mal den Tatort absuchen. Spurensicherung.« »Spinnst du? Jetzt, nach mehr als sechzig Jahren?«
    Doch Dengler hatte bereits die Ärmel aufgekrempelt und fischte mit den Fingern durch die trübe Brühe.
    »Wonach suchst du überhaupt?«, fragte Olga, »nach Kaulquappen? Die haben doch damals alles mitgenommen, als sie hier die Reste der Maschine irgendwann weggebracht haben. Und den Piloten haben sie hier ja nicht gefunden.«
    * * *
    Olga schüttelte sich vor Lachen. Sie saßen zusammen mit Martin Klein und Leopold Harder im Basta.
    »Stellt euch vor, Georg mit hochgekrempeltem Hemdsärmel, fährt mit den Fingern wie mit einer Gabel durch diesen unbeschreiblichen Matsch. Und plötzlich schreit er: Ich hab was. Ich renne zu ihm hin. Er zieht etwas Dunkles, Schlammiges aus der Brühe. Als wir es mit einem Taschentuch abwischen, war es das ..«
    Sie hielt den Hauer eines Wildschweins hoch. »Das arme Tier hatte sicher Zahnweh«, sagte Harder.
    Dann schaute er Olga und Dengler an.
    »Ihr seid ein hübsches Paar, ihr beiden.«Dengler spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss.
    Jetzt werde ich rot wie ein Pennäler.
    Er überlegte einen Augenblick, ob er sich bücken sollte, als ob ihm etwas unter den Tisch gefallen sei, damit niemand sein Erröten bemerkt. Aber dann beschloss er, nichts zu tun. Soll Olga es doch merken. Er sah zu ihr hinüber. Sie hatte den Kopf gesenkt und saß ganz still da. Auch ihr Gesicht kam Georg leicht gerötet vor.
    Als sie aus dem Basta traten, verabschiedete sich Harder. Martin Klein schloss die Haustür auf, und die drei gingen hinein. Im Flur wünschten sie sich gute Nacht.
    Den dunklen Renault vor dem Haus hatte keiner von ihnen bemerkt.

[ Menü ]
    61. Olga und Dengler frühstückten
    Olga und Dengler frühstückten zusammen in Brenners Bistro. Es würde ein schöner Tag werden. Die Wirtsleute vom Brenner hatten Stühle und Tische ins Freie gestellt, an denen bereits einige Kaffee trinkende und zeitungslesende Gäste saßen.
    »Im Grunde haben wir keinerlei Anhaltspunkt dafür, dass der schwarze Soldat je in Gündlingen war«, sagte Olga.
    »Mit Ausnahme der merkwürdigen Reaktion des alten Roth auf meine Frage.«
    »Ja, das ist wirklich merkwürdig.«
    »Wir befragen heute die alten Leute, die ich schon für den Fall Sternberg befragt habe.«
    »O ja, klasse – ich finde Detektivspielen aufregend.« »Leider wird es schlecht bezahlt.«
    »Wenn wir Geld brauchen – du weißt doch –, ich gehe einfach einmal durch das Foyer des Maritim, und dann haben wir genug für einen ganzen Monat.«
    Dengler lachte, und Olga fiel ein. Sie bestellten Weißwürste.
    * * *
    Gegen elf Uhr stiegen sie in Gündlingen aus dem Regionalexpress aus. Mit einem Taxi fuhren sie zu dem alten Mann, der ketterauchend in der Küche seiner Tochter saß und seine restliche Lebenszeit damit verbrachte, dem Gut im Osten nachzutrauern.
    Dengler blieb bei seiner Legende.
    »Sie wissen, ich bin von der Zeitung. Wir machen eine Reportage über die letzten Kriegstage. Sie waren damals doch hier in Gündlingen?«
    Der Mann nickte, hustete und steckte sich

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