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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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eine neue Ernte 23 an.
    »Wir wollen über den abgeschossenen amerikanischen Flieger berichten, der damals mit dem Fallschirm gelandet ist.«
    Der Alte sah sie erschrocken an.
    »Davon weiß ich nichts. Gar nichts.«
    »Aber wir haben gehört, dass Sie den amerikanischen Flieger gesehen haben«, sagte Olga plötzlich.
    Was macht sie jetzt? Sie blufft.
    Der alte Mann bekam einen Hustenanfall. Dengler nahm ihm die Zigarette aus der Hand und drückte sie aus. Olga sprang auf und klopfte dem Alten auf den Rücken.
    »Ich weiß nichts. Ich ... ich habe nichts damit zu tun«, sagte er schließlich.
    »Womit zu tun?«, fragten Dengler und Olga wie aus einem Mund.
    Gehetzt blickte der Mann abwechselnd Dengler und Olga an.
    »Lassen Sie die Finger von den alten Sachen. Da ist kein Segen drauf«, sagte er und erhob sich schwer.
    »Da ist kein Segen drauf«, wiederholte er und humpelte ins Treppenhaus.
    Dengler und Olga blieben allein zurück in der verrauchten Küche.
    »Jetzt glaube ich es: Der Vater deines Freundes war in diesem Ort«, sagte Olga, als sie später wieder auf der Straße standen.
    »Ja.«
    Sie gingen die Straße entlang, die von kleinen Einfamilienhäusern gesäumt war.
    Ein dunkler Renault folgte ihnen.
    * * *
    »Da sind Sie ja wieder«, begrüßte sie Hedwig Weisskopf. Sie saß auf einer Bank im Garten des Altersheimes und las in Illuminati von Dan Brown. Auch heute hatte sich die alte Dame sorgsam angezogen, als wolle sie ausgehen. Sie trug ein beiges Kostüm, eine braune, steif gebügelte Bluse, auf die sie sich wieder die große Gemme gesteckt hatte.
    Vielleicht wäre es nicht schlecht, die alte Lady in die Stadt einzuladen.
    »Trinken Sie doch im Ort einen Kaffee mit uns. Wir möchten Sie gerne einladen«, sagte Olga, die ihm mit der gleichen Idee zuvorkam.
    Hedwig Weisskopf strahlte. Sie wolle sich nur noch schnell einen Mantel holen.
    »Kommen Sie doch mit und warten Sie im Aufenthaltsraum«, sagte sie aufgeregt. Sie knickte ein Eselsohr in die Buchseite, nahm das Buch unter den Arm und tippelte hinüber zum großen Portal des Gündlinger Seniorenstifts. Georg und Olga folgten ihr.
    Im Inneren des Hauses bog sie nach rechts und führte sie in einen Aufenthaltsraum. Der Fernseher zeigte die Wiederholung eines Formel-1-Rennens vom letzten Wochenende. Der Ton war sehr laut eingestellt, doch von den sechs Alten, die um den Tisch saßen, verfolgte kaum einer das Geschehen um Schumacher & Co., die ihre Runden auf einer der Rennstrecken dieser Welt zogen.
    »Kinder, ich gehe mit meinem Besuch in die Stadt. Wir gehen in ein Café«, rief Hedwig Weisskopf der Truppe zu.
    Sie gibt mit uns an.
    Ein paar missgünstige Blicke trafen Dengler und Olga, zwei der Alten starrten trotzig in Richtung der rasenden Ferraris auf dem Fernsehschirm.
    Eine halbe Stunde später saßen sie zu dritt an einem runden Tisch am Fenster des Marktcafés. Den dunklen Renault, der in einer Parkbucht dem Café gegenüber stand, beachtete niemand von ihnen.
    Hedwig Weisskopf beugte sich verschwörerisch zu Dengler hinüber und sagte: »Früher hieß das Marktcafé hier ›Cafe Vaterland‹.«
    Eine junge Bedienung brachte ihnen Kaffee und drei Stücke Käsekuchen. Hedwig Weisskopf aß mit großem Appetit. Sie erzählte von früher. Von ihrer Kindheit und Jugend in Gündlingen, von den Bombennächten im Luftschutzkeller in der alten Volksschule.
    Sie glaubt noch immer, ich schreibe einen Artikel über die letzten Kriegswochen in Gündlingen.
    Sie ließen die alte Frau erzählen. Ihre Wangen bekamen Farbe, ihre Augen strahlten, und je mehr sie erzählte, desto jünger schien sie zu werden.
    »Das ist eine wunderschöne Gemme, die Sie da tragen. Ein Erbstück?«, fragte sie Olga unvermittelt.
    »Ach nein, die hat mir der Albert gemacht, Albert Roth, als er noch nicht das Geschäft in Bruchsal hatte.«
    Sie wurde ganz rot, nestelte verlegen in ihrer Handtasche und wechselte dann schnell das Thema, erzählte von ihrem Mann, den sie in der Nachkriegszeit kennen gelernt habe, und den zwei Kindern, von denen eines in München und eines in Berlin wohne.
    »Sie haben doch sicher die Sache mit dem schwarzen amerikanischen Piloten mitbekommen«, sagte Georg Dengler.
    Hedwig Weisskopf hielt sofort inne und ließ die Kuchengabel sinken.
    »Nein, davon habe ich nichts gehört«, sagte sie spitz und rührte in dem Rest ihres Kaffees.
    Olga wollte etwas sagen, aber die alte Frau wiederholte:
    »Davon weiß ich nichts.«
    Dann schaute sie auf die Uhr.
    »Ich

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