Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
Und dafür benötige ich die Hilfe der Leere.«
»Dann wünsche ich Ihnen alles Gute auf Ihrer Reise.«
»Wieso?«
»Weil die Leere Sie auslöschen wird. Das Herz der Leere wird keine Böswilligkeit dulden, ganz gleich, welche Absicht dahintersteckt, Verblendung oder Vorsatz. Sie können ihm nicht entgehen, können sich ihm nicht entziehen. Trotz all der Zweifel, die ich habe, glaube ich doch aufrichtig an die Tugend des Herzens, denn ich bin eng mit den Skylords verbunden, die dessen Edelmut wahrhaftig kennen. Falls nötig, werde ich selbst ins Herz reisen und Sie und Ihre Machenschaften entlarven.«
»Viel Glück dabei.«
»Trotzdem Sie dies wissen, wissen, dass ich auf jeden Fall gegen Sie arbeiten werde: Wollen Sie immer noch mit uns kommen?«
»Ja. Wollen Sie mich immer noch mitnehmen?«
»Ja.«
»So sei es. Unser Schicksal wird sich in der Leere entscheiden.«
»Das wird es.«
Die Sphäre verblasste, und der Solido-Projektor schaltete ab. Araminta stieß einen langen Atemzug aus. Sie grinste nervös, ihrem milliardenstarken gebannten Publikum zuliebe. »Herrin! Ich frag' mich, wie wohl Tag zwei werden wird.«
Darauf war Paula selber gespannt.
»Sie hat irgendwas vor«, sagte Oscar über die ultrasichere Verbindung. »Diese Selbstkrönung ist nur der Anfang.«
»Ich kann nur nicht erkennen, was für sie dort noch zu holen sein sollte«, erwiderte Paula.
»Tja, äh, na ja ... Wenn es offensichtlich wär', würde es ja jeder durchschauen, und es wäre völlig witzlos.«
»Ich liebe Ihren Optimismus, Oscar. Das ist schon immer Ihre gewinnendste Eigenschaft gewesen. Wahrscheinlich glauben Sie auch, dass Ilanthe demnächst einsieht, auf was für einem Irrweg sie war.«
»Sie klingen so verbittert.«
Paula rieb sich mit einer Hand die Stirn und stellte überrascht fest, dass sie zitterte. Andererseits hatte sie seit Tagen nicht mehr geschlafen, und selbst Biononics konnten ihr über einen solchen Zeitraum lediglich die Müdigkeit vom Leibe halten. »Vermutlich weil ich es bin. Wir sind die Guten, Oscar, wir sollten eigentlich nicht verlieren.«
»Wir haben nicht verloren, noch lange nicht. Die Pilgerschiffe sind noch nicht einmal fertiggestellt, ganz zu schweigen von gestartet. Und nun sagen Sie mir, wie viele Möglichkeiten es gibt, sie mittels verdeckter Operationen zu sabotieren.«
»Hunderte, aber das wäre bestenfalls ein Aufschub. Das ist keine Lösung.«
»Ich würde gern weitermachen. Ich möchte sehen, ob Araminta sich bei mir meldet.«
»Das wird sie nicht. Jeder in der Galaxis kann jede Sekunde ihres Daseins verfolgen. Eigentlich ziemlich clever, diese totale Teilhabe der Öffentlichkeit. Das hebt sie über den bloßen Träumer-Status hinaus, sie hat fast schon das gleiche Level erreicht wie Edeard. Jeder Augenblick ihres Lebens ist für ihre Anhänger greifbar, um sie zu idolisieren, genau wie es bei ihm der Fall war. Aber sie werden ihr nur so lange zujubeln, wie sie das tut, was sie wollen, und sie in die Leere führt. Es gibt kein Entkommen.«
»Lassen Sie mir doch den Spaß. Ich glaube ebenfalls an sie. Auf andere Art als alle anderen, aber nichtsdestoweniger glaube ich an sie. Sie ist nicht auf den Kopf gefallen, und sie stammt von Mellanie ab.«
»Wenn das alles ist, worauf Ihr Glaube sich stützt, dann stecken wir wirklich tief in der Scheiße.«
»Ja, hab' ich auch schon gemerkt.«
Paula lächelte schwach. »Also schön, Oscar, ich hab' für Sie jedenfalls nichts anderes zu tun. Bleiben Sie meinethalben dran an Ihrer ursprünglichen Mission und schauen Sie, ob Sie mit dem Zweiten Träumer Kontakt aufnehmen können.«
»Danke.«
»Was halten Ihre Kollegen von der Idee?«
»Sie stehen immer noch auf der Gehaltsliste.«
»Sind sie alle okay? Im Francola-Wald scheint es unnötig brachial zugegangen zu sein.«
»Ich war das nicht, ehrlich.«
»Sie waren dort.«
»Waren wir. Aber ich verstehe immer noch nicht, was da eigentlich passiert ist. Der Pfad wurde irgendwie aktiv. Wir alle wussten das. Verdammt, wir haben es gespürt. Aber sie kam niemals heraus.«
»Und doch ist sie unmittelbar danach in Colwyn City aufgetaucht.«
»Genau. Hören Sie, da steckt mehr dahinter, als wir begreifen. Sie haben doch bestimmt bemerkt, was Araminta um den Hals trägt.«
» Ja .«
»Und sie war im Bilde über Ilanthe. Im Gegensatz zu mir.«
»Es war geheim. Die Navy wusste, dass sie entkommen war.«
»Also bekommt sie von irgendwoher ihre Informationen. Sie kriegt alles mit, was
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