Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
hatten, sie nicht nach Eyrie begleiten.
»Doblek hat allen Ernstes gedacht, er könnte es dir gleichtun«, sagte Macsen. »Alle rauswerfen und ihnen verbieten zurückzukommen, so wie du es am Tag der Verbannung mit Bise und den anderen gemacht hast. Und es gibt genug Hohlköpfe, die das Gleiche glauben, die ihm noch applaudiert haben für seine Unnachgiebigkeit.«
»Ich bin überrascht, dass er überhaupt den Mut hatte, so einen Vorschlag zu machen«, wunderte sich Edeard. »Das ist nicht der Doblek, an den ich mich erinnere.«
»Macht verändert die Menschen«, erwiderte Dinlay nur und sah dabei Macsen scharf an. »Wie auch die Not. Was sonst hätte er tun sollen?«
Edeard begriff, dass es hier um einen alten Disput zwischen seinen Freunden ging.
»Das würde ich ja sogar noch gelten lassen, wenn er wenigstens seitdem irgendwie versucht hätte, was an der Lage zu ändern«, entgegnete Macsen. »Aber das hat er nicht. Er hat keine Ahnung, was er machen soll, und tagtäglich treffen mehr Leute ein. Wusstest du, das inzwischen die ersten Besucher aus den entferntesten Provinzen hier auftauchen. Und das schließt sogar Rulan mit ein.«
»Kleinkram«, murmelte Dinlay.
»Nicht wirklich. Die Zahl der Menschen, die hier eintreffen, steigt nach wie vor. Doblek hat nichts gegen das Problem unternommen. Nichts! Mit dem Ergebnis, dass er noch einen weiteren Miliztrupp losschicken musste, um die Straße nach Makkathran hinein zu sichern. Die Leute, die draußen vor der Stadt festgehalten werden, haben angefangen, Händlerkarren und Karawanen zu überfallen. Und mithin leisten wir uns eine hübsche ständige Milizpräsenz, die sich bis weit in die Iguru hinaus erstreckt, und die Leute in den Auffanglagern verarbeiten derweil unsere Wälder zu Brennholz. Dir ist schon klar, dass diese Bäume von Rah und der Herrin selbst gepflanzt worden sind?«
»Rah hat das Gebiet um Makkathran herum als Waldgürtel ausgewiesen«, sagte Dinlay müde. »Er ist nicht rumgerannt und hat die Schößlinge eigenhändig gesetzt, das ist Propaganda von Unsere Stadt.«
»Wie auch immer«, erwiderte Macsen. »Das Problem sind Dobleks Maßnahmen, oder besser fehlende Maßnahmen. Was glaubt er, was passieren wird? Dass sich alles von selber regelt? Und, Edeard, uns ist zu Ohren gekommen, dass die Fandine-Miliz sich auf dem Vormarsch durch Plax befinde.«
Edeard sah Macsen erstaunt an. »Wieso das denn?«
»Weil wir unsere Miliz gegen ihre Bürger eingesetzt haben. Sie machen das Recht geltend, sie zu schützen.«
»Oh grundgütige Herrin!«
»Es liegt an der Entfernung«, sagte Dinlay. »Das ist unser Problem. Die Gerüchte werden mit jeder Meile abenteuerlicher. Aus der Geschichte um einen aufgeschürften Arm und eine blutige Nase in Makkathran ist, wenn sie Fandine erreicht hat, eine Art Massenmord an Unschuldigen geworden.«
»Also stimmt das mit der Fandine-Miliz?«
»General Larose hat letzte Woche Eilkundschafter ausgeschickt. Wir werden es bald wissen.«
»Milizenkämpfe auf der Iguru«, murmelte Edeard fassungslos. Die Todesopfer während des letzten Feldzugs gegen die Banditen hatten ihn entsetzt. Er hatte gedacht, dass das Grauen damit ein Ende haben würde. Er durfte auf keinen Fall zulassen, dass sich so etwas wiederholte. Auch hatte er das Blutbad, das Owain entfesselt hatte, niemals vergessen. »Ich muss mit Doblek sprechen.«
»Um was zu erreichen?«, fragte Macsen. »Glaubst du etwa, er gibt klein bei und zieht die Miliz wieder hinter die Stadttore zurück?«
»Der Unsere-Stadt-Bewegung hat er überhaupt nur seine Wahl zu verdanken«, sagte Dinlay. »Er würde nie etwas gegen die Sache jener Leute unternehmen, die ihn in den Orchard-Palast gebracht haben.«
Einen Augenblick dachte Edeard daran, Dominierung einzusetzen. In jenen letzten Sekunden hatte er von Tathal und dem Nest genug über diese Technik erfahren, um relativ mühelos irgendjemandes Meinung ändern zu können. Doch der Bürgermeister war bloß ein einzelner Mann. Damit wäre das Problem nicht gelöst, das sie zweifellos haben würden, falls in diesem Moment tatsächlich eine auf Vergeltung sinnende Fandine-Milizarmee auf die Stadt zumarschierte. Es war die ganze Situation, die beruhigt werden musste. Eine Situation, die durch die Skylords geschaffen worden war. Was für eine bittere Ironie!
Er erinnerte sich an das Treffen mit Macsen und Kanseen kurz nachdem Dinlay aus seinen Flitterwochen mit Gealee zurückgekehrt war. Das letzte Mal, als der kleine Burlal
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