Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
verstehen«, sagte er. »Aber es braucht Zeit, so ein massives Problem zur Zufriedenheit aller zu lösen. Am besten wäre es, so etwas wie kommunale Durchgangsstationen zu bauen.«
»Dann baut sie«, entgegnete Vintico. »Und lasst uns unser Leben weiterführen.«
»Es würde alles wesentlich einfacher gehen, wenn ihr dabei helfen würdet, die kurzfristigen Probleme zu überwinden. Kommt schon, wir wissen alle, dass wir schwierigen Zeiten entgegenblicken. Ich werde mit dem nächsten Skylord, der nach Querencia kommt, reden und ihn fragen, ob sie nicht auch von anderen Orten Seelen fortgeleiten können, nicht bloß von den Türmen in Eyrie. Außerdem verspreche ich meinen Einfluss beim Bürgermeister wegen eines größeren Bauprojekts draußen vor der Stadt geltend zu machen. Gemeinsam können wir die Krise stemmen.«
»Dann tretet bei uns ein«, sagte Vintico. »Wir würden uns freuen, Euch als Mitglied aufzunehmen. Und Ihr würdet damit zeigen, dass Ihr uns als ernsthaften Partner anerkennt.«
»Euer Blick ist zu verengt«, erklärte ihm Edeard, »das ist offensichtlich. Alles, was ihr befürwortet, bedeutet die Ablehnung von etwas anderem. Ihr müsst lernen, über euren Tellerrand zu sehen und offener zu sein. Wenn ihr euch so abschottet, schiebt ihr das Problem nur auf andere ab und erreicht nichts als Feindseligkeit und Streit. Was für eine Welt soll daraus entstehen?«
Vintico grinste boshaft, eine hämische Belustigung, die sich durch die Gruppe auf dem Platz fortpflanzte. »Ihr meint, wir müssen wie Ihr werden? Uns Euch anschließen? Euren Weg als den richtigen anerkennen?«
»Das ist nicht der Punkt, es geht nicht um ›Wege‹. Wahrhaft leben, heißt andere Menschen verstehen und ihnen helfen, bedeutet Selbstlosigkeit, Barmherzigkeit, Güte.«
»Missbraucht und ausgebeutet zu werden, wollt Ihr wohl sagen«, erwiderte Vintico. »Denn genau das ist in Makkathran geschehen. Wir wurden von diesen Schmarotzern total überrannt. Sie haben uns unsere Gastfreundschaft und unser Willkommen um die Ohren gehauen. Uns reicht's! Wir werden unseren Anspruch auf die Stadt nicht aufgeben, unser Geburtsrecht ist unverbrüchlich. Und bald schon werden sich alle uns anschließen und uns bei unserem Kampf unterstützen.« Kampfeslustig waren Vinticos Stimme wie Longtalk bei seinen letzten Worten angeschwollen, woraufhin seine Zuhörerschaft laut ihre Zustimmung brüllte.
Edeard starrte in die trotzige Miene des Mannes, erforschte die Bewusstseine, die um ihn herum auf dem Platz wütend glommen; erkannte die unbeugsame Entschlossenheit hinter den Worten. Vintico meinte alles genau so, wie er es sagte. Er würde sich niemals umstimmen lassen, würde weder irgendwelche Verhandlungen führen noch ihm auf halbem Wege entgegenkommende Übereinkünfte treffen. Was selbst für einen politischen Anfänger merkwürdig war. Er sah Vintico scharf an, fragte sich, woher der Bursche diese Zuversicht nahm. »Und wieso sollten sich alle der Unsere-Stadt-Fraktion anschließen?«
Ein winziges Aufblitzen von Triumph schimmerte durch Vinticos mentalen Schild. »Das werdet Ihr schon sehen. Selbst Ihr werdet mithelfen müssen, unsere Rechte zu wahren.«
»Oh Herrin«, stieß Edeard kaum hörbar hervor, als ihm klar wurde, was Vintico meinte. »Die Fandine-Miliz ist unterwegs, nicht wahr?«
Vintico grinste. »Nicht nur die. Das Colshire-Regiment und das aus Bural rücken ebenfalls an. Drei Provinzen sind im Begriff, Makkathran anzugreifen. Ihr werdet Euch entscheiden müssen, auf wessen Seite Ihr steht, Waterwalker. Auf unserer oder auf ihrer, wie lautet Eure Wahl?«
Eine schmerzverzerrte Grimasse entstellte Edeards Gesicht. Die, die ihm am nächsten standen, wichen erschrocken einen halben Schritt zurück, als ein fürchterlicher Zorn in seinem Geist aufloderte, ein Flammenmeer der Seelenqual und Kümmernis ausspeiend, das die Körper selbst der Hartgesottensten auf dem Platz erzittern ließ und ihren Mut in seinen Grundfesten erschütterte.
»In der Herrin Namen, was wollt ihr denn von mir?«, brüllte Edeard außer sich. Nun traten sie rasch von ihm zurück. »Jedes Mal, jedes honiousverdammte Mal, wenn ich mir den Arsch aufreiße, um die Dinge zu richten, passiert das hier. Jedes Mal kriecht irgendein Dahergelaufener aus weiß der Geier was für einem Loch und macht wieder alles kaputt.«
Vinticos Mundwinkel zuckten nervös. »Waterwalker, wir wollen nur, dass unsere Kinder die Chance haben, in-«
»Halt's. MAUL!«, schrie
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