Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
daraus erwuchs.
Vergiss es, ich kann immer nur einen retten, selbst wenn ich mich dazu durchringen könnte, wieder einem lebenden Owain ins Auge zu sehen. Ich kann immer nur vorwärts weitergehen.
Außer, räumte er düster ein, ich würde beide Leben leben. Ich gehe zurück und rette Salrana vor Ranalee und sich selbst und lebe dieses Leben, bis Salrana zu Odins See geleitet wird. Dann tauche ich, im allerletzten Moment, anstatt selbst das Geleit zu empfangen, zurück in die Zeit, da Burlal lebte, und räume Tathal auf irgendeine andere Art aus dem Weg.
Sinnlos, gestand er sich gepeinigt ein. Es gibt keine Möglichkeit, Tathal anders als auf die bereits erfolgte Weise zu besiegen — ich hab 's jahrelang versucht. Burlal ist für mich jetzt endgültig unerreichbar. Mein armer hinreißender Enkel. Und schlimmer noch: Ein solcher Rettungsversuch würde Kiranan und die neuen Babys der Zwillinge ins Nichts verbannen. Es sei denn, ich würde erst dieses Leben leben, und danach ... O gütige Herrin, warum hast du mich nur mit dieser Gabe gestraft!
Er kam auf dem Regenbogenplatz heraus, der nach den sieben Gebäudefronten mit ihrem pelzartigen Moosbewuchs benannt war. Die eigentliche Oberfläche war porös und gab ständig Nässe ab, wie ein zusammengewrungener Schwamm. Leuchtendes, smaragdgrünes Moos blühte und gedieh aufs Herrlichste in diesem Mileu, die immerfeuchten Kissen von winzigen Tröpfchen benetzt. Hell funkelten sie im Sonnenlicht, das herab auf die Platzmitte vordrang und einen prismatischen Dunstschleier schuf.
Im Gegensatz zu den übrigen belebten Plätzen Ilongos war dieser hier leer. Mit unruhig flatterndem Umhang wartete der Waterwalker vor dem höchsten der Gebäude, dessen Außenmauer nach oben hin vor ihm zurückzuweichen schien. In der Mitte befand sich eine gewölbte Doppeltür aus irgendeinem uralten schwarzen Holz. Eine kleinere, darin eingesetzte Tür öffnete sich.
Zögernd kam die Führungsriege von Unsere Stadt zum Vorschein. Sie waren nervös angesichts des Waterwalkers; einige waren alt genug, um sich noch an die Kräfte der Stadt zu erinnern, über die er an jenem denkwürdigen Tag der Verbannung geherrscht hatte. Edeards Blick fiel auf einen Mann, der zweifellos vergiftet war von Hass auf den Waterwalker und dessen niederträchtiger Tücke.
»Oh herrinverdammte Scheiße«, seufzte Edeard leise beim Anblick des Mannes, der zuerst aus der Tür trat. Wieso hatte Dinlay ihn nicht gewarnt?
Vintico sah den Waterwalker mit herausforderndem Blick an; ein schlaksiger Mann mit den Augen seiner Mutter und der Engherzigkeit und Habgier seines Vaters. Hätte ich mir ja denken können, dass Salrana bei diesem Debakel irgendwie ihre Finger im Spiel hat.
Etwa zwanzig Personen drängten sich hinter Vintico auf den Regenbogenplatz, alle starrten Edeard unverwandt an, angespannt und unruhig, aber auch entschlossen; entschlossen, sich ihren Vorteil und ihre Position von dem Waterwalker, der Verkörperung des »alten« Makkathran, nicht nehmen zu lassen.
Edeard ließ den Blick über sie schweifen, blieb ruhig und gelassen, als er an sie alle das Wort richtete. »Das hier muss aufhören«, sagte er. »Die Menschen draußen vor der Stadt leiden. Das kann nicht richtig sein.«
»Nein, das ist es bestimmt nicht«, erwiderte Vintico. Hinter ihm erklang zustimmendes Gemurmel. »Warum sollte ehrbaren Makkathran-Familien, die Rah höchstpersönlich aus dem Chaos hierher gefolgt sind, ein Platz zum Leben versagt werden? Auch wir haben Rechte. Wann haben wir jemals Euch und Euresgleichen davon im Rat reden hören, häh?«
»Die Herrin selbst hat uns in diese Ära geführt, da die Bewohner dieser Welt Erfüllung erlangen. Sie müssen von den Skylords zum Herzen geleitet werden. Das ist unbestritten.«
»Das bestreiten wir ja auch gar nicht«, entgegnete Vintico. »Wir fordern nur, dass man uns auch Erfüllung erlangen lässt. Doch wie soll das gehen, wenn unsere Familien durch die kalten Straßen irren ohne ein Dach über dem Kopf. Denkt Ihr, das würde sie bereichern, Waterwalker, denkt Ihr das? Bringt ihnen das vielleicht Erfüllung?«
Edeard nickte verständnisvoll, während er sich gleichzeitig an etwas erinnerte, das Finitan einmal in einem unbeobachteten Augenblick zu ihm gesagt hatte: »Den meisten Menschen, die im Leben kläglich gescheitert sind, bleibt noch ein allerletzter Ausweg, sie werden Politiker.« Nun fing Edeard an zu begreifen, was er damit gemeint hatte. »Ich kann euren Unmut
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