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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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tun konnte. Das Kraftfeld, das der Schwarm der Accelerators aufgebaut hatte, war zu stark, um es mit irgendeiner der Waffen, über die sie verfügten, zu durchbrechen.
    Nachdem er durch etliche schlecht informierte Nachrichtensendungen gezappt war, fiel der Delivery Man in einen unruhigen Schlaf.
    Ruckartig wachte Corrie-Lyn auf, desorientiert und mit der Frage, was sie aus so tiefem Schlaf gerissen hatte. Sie blickte sich in der abgedunkelten Kabine um, spitzte angestrengt die Ohren. Doch da war nichts. Manchmal machten die armen, geschundenen Systeme der Lindau komische Geräusche, es gurgelten und glucksten Rohre und irgendwo hämmerten Wartungsbots in Erfüllung ihres Instandsetzungsplans emsig herum. Sie hätte sogar schwören können, dass einmal die Schiffshülle selbst geknirscht hatte. Doch heute Nacht war alles ruhig, abgesehen von dem konstanten Gebrumme der Energie, die das Schiff am Leben erhielt - und das eine irgendwie beruhigende Wirkung auf sie hatte. Es war zwar laut, aber wenigstens hatten sie noch Leistung.
    Kurz regte Inigo sich neben ihr. Sanft lächelnd sah sie auf ihn herab. Es war so gut, ihn wiederzuhaben, sowohl auf körperlicher Ebene wie auf emotionaler. Auch wenn er nicht mehr der Messias von früher sein mochte, so war er doch immer noch ihr Inigo. Dieser Tage zwar um ganz andere Dinge besorgt, aber nach wie vor so entschlossen und energisch wie damals. Sie war einfach nur froh, dass er da war, um ihr zu helfen, ungeachtet dessen, dass sie nicht in der Lage waren, Aaron zu entkommen.
    Der Name stieß so etwas wie eine Tür in ihrer Wahrnehmung auf. Er war der Grund, weshalb sie aufgewacht war. Jäh wurde sie sich des aus den Gaiamotes des Agenten sprudelnden Aufruhrs bewusst, empfing Bilder, die ihr eigener Verstand instinktiv auszusperren versuchte. Abscheuliche Eindrücke von Schmerz - keine unmittelbaren Impulse, sondern Erinnerungen an beinahe Übelkeit erregendes Leid. Doch am schlimmsten von allem waren die Schuldgefühle und die Gefühle von Angst, welche die Kluft zwischen ihnen überbrückten und sie in Aarons Albtraum aus Pein und Dunkelheit zerrten.
    Würgend fand sich Corrie-Lyn in einer riesigen Kathedrale, wo auf einem rohen heidnischen Altar Männer und Frauen geopfert wurden. Sie stand hinter dem hohen Priester, als der Krummdolch sich von neuem hob. Die Klinge fuhr herab und kam wieder empor, triefend von Blut, und die Schreie derer, die das gleiche Schicksal erwartete, gellten schrill an ihr Ohr. Die Gestalt in der weißen Robe drehte sich um, und es war kein männlicher Priester. Sie lächelte teuflisch, die Vorderseite ihrer Robe war blutgetränkt und klebte an ihrem Körper. Sie hob obszön ihre Brüste und Hüften hervor.
    »Du verlässt mich nicht«, sagte die Priesterin, während sich ihr Lächeln verbreiterte. Ihre Lippen teilten sich und entblößten Fangzähne, die größer wurden und größer, indes die Kathedrale verblasste. Da waren nur noch Finsternis und sie. Die Robe war jetzt fort, und überall auf ihrer Haut glänzte Blut. Der Mund öffnete sich weiter, dann noch weiter. Es gab kein Gesicht mehr, nur Zähne und Blut. »Komm zurück, wohin du gehörst.«
    Er wollte schreien, sein Klagen mit dem der anderen vereinen, die dort irgendwo in der undurchdringlichen Schwärze verloren schrien. Doch als er seinen Mund öffnete, strömte Blut in ihn hinein, füllte seine Lungen, drohte ihn zu ersticken. Jeder Muskel erbebte in dem entsetzlichen Kampf sich zu befreien, von ihr zu befreien, von dem, was sie aus ihm gemacht hatte. Von dem, was er getan hatte unter ihrem Regime.
    »Es ist gut, Sohn«, schaltete sich da eine neue, besänftigende Stimme. »Lass mich dir helfen.«
    Eine sanfte, unwiderstehliche Kraft schloss sich um seinen Körper, ließ ihn erstarren, stellte ihn ruhig. Dann strichen grellrote Laserfächer durch das Dunkel, und er hörte auf, nach Atem zu ringen. Zügig ordneten die Strahlen sich um seinen Schädel herum an zu einem spiralförmigen Netz. Zogen sich eng zusammen und fluteten sein Hirn mit gleißendem Licht. Schmerz explodierte mit unglaublicher Macht.
    »Himmel!« Corrie-Lyn schüttelte heftig den Kopf und riegelte ihre Gaiamotes ab. Die unerträglichen Sinneseindrücke schwanden. Jetzt hörte sie ein Geräusch, einen dumpfen Schrei aus der Kabine des Captains, die auf der anderen Seite des engen Niedergangs lag. »Gütige Herrin«, ächzte sie. Kein Verstand konnte solche psychischen Qualen lange überstehen, nicht, ohne ernsthaft

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