Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
werden ihn bald wiedersehen.«
    »Ja, das werden wir.«
    Edeard lächelte sie abermals an, blendete die elende Demütigung, die ihre wohlmeinend umherwuselnden Bediensteten darstellten, einfach aus. Seine Fernsicht fand den Rest seiner Familie, der sich in den Salons auf den oberen Etagen der Zikkurat versammelt hatte; sie alle waren von widerstreitenden Emotionen erfüllt. Überraschenderweise war ihre Anwesenheit ihm tatsächlich ein Trost. Es waren so viele, und ausnahmslos hatten sie ihre Sache ordentlich gemacht - oder waren zumindest nicht vom aufrechten Weg abgekommen. Das war der wahre Prüfstein, nach denen er sie maß.
    Endlich waren er und Kristabel ohne allzu viel fremde Hilfe in ihre feinsten Roben gekleidet. Er hatte sich gegen den schwarzen Umhang des Waterwalkers entschieden. In seinem Alter hätte er darin nur lächerlich ausgesehen. Abgesehen davon war er der Auffassung, dass, nach elf Legislaturperioden als Bürgermeister, die Amtsroben weitaus angemessener waren.
    Edeard schaffte es auf eigenen Beinen aus dem Schlafzimmer in den ersten großen Salon hinaus, aber das war so ziemlich das Maximum, das seine Muskeln ohne Pause zu bewerkstelligen vermochten. Mattuels dritte Hand stützte ihn, als er sich auf einen hohen Lehnstuhl sinken ließ. Er wollte dem Jungen bereits einen verärgerten Blick zuwerfen, fügte sich dann aber. Er hatte die Hilfe fürwahr gebraucht. Gleich zu Beginn der Zeremonie auf dem Hintern zu landen, war wohl kaum besonders würdevoll.
    »Danke«, sagte er leise. Nicht, dass Mattuel auch nur irgendwie noch als Junge durchgegangen wäre - sein eigener zweihundertster Geburtstag lag bereits einige Jahre zurück. Wie viele genau, konnte Edeard sich nicht mehr ganz erinnern.
    Einer nach dem anderen trat seine Familie für eine letzte Umarmung und ein paar Worte des Trosts an ihn und Kristabel heran. Ein Abschiednehmen, das in den vergangenen hundertfünfzig Jahren zu einer Tradition geworden war. Nicht die schlechteste, wie er fand. Macht reinen Tisch, gibt einem die Möglichkeit zur Aussöhnung nach unüberlegt ausgesprochenen Worten und albernem Streit. Nicht, dass ich den mit irgendwem hätte. Diese äußerst harte Lektion hatte er schon vor zweihundert Jahren gelernt, und er hatte sie gut gelernt.
    Und so durfte er sie nun alle glücklich begrüßen und ohne Reue ihre Wünsche für eine sichere Reise entgegennehmen. Wenn er irgendeine Betrübnis empfand, dann höchstens darüber, zu sehen, wie alt seine Kinder geworden waren. Rolar und Wenalee, die beim nächsten Mal, wenn ein Skylord kam, gewiss selbst schon Geleit begehren würden. Jiska und Natran und deren riesige Nachkommenschaft von elf Kindern, siebenundfünfzig Enkelkindern und wer weiß wie vielen aus diesen hervorgegangenen weiteren Sprösslingen; er wusste nur, dass sie alle an diesem Morgen im achten Stock hatten untergebracht werden müssen und ihm über Longtalk Lebewohl gesagt hatten - auf dem zehnten war einfach kein Platz. Marilee, Analee und Marvane, immer noch zusammen und mit achtzehn Kindern gesegnet. Edeard drückte den Handelskapitän herzlich an sich, als die Reihe an ihn kam. »Du kannst immer noch mit uns kommen, wenn du möchtest«, bot er ihm kichernd an. »Schätze, du könntest eine Verschnaufpause vertragen.«
    »Paps, du bist unmöglich.«
    »Er will keine Verschnaufpause.«
    »Wir behandeln ihn gut.«
    »Wenn er brav ist.«
    »Und noch besser, wenn er ungezogen ist.«
    Marvane breitete seine Hände aus. »Siehst du?«
    »Hab' ich immer«, sagte Edeard liebevoll zu ihm.
    Marakas und Jalwina waren die Nächsten. Glücklich verheiratet, diese letzten vierzig Jahre. Aber andererseits hatte Marakas auch viel Gelegenheit zum Üben gehabt, immerhin war Jalwina seine siebente Frau. Allerdings lag er auch damit immer noch ein gutes Stück hinter Dinlay zurück.
    Taralee, in ihren eigenen Großmeisterinroben, obschon sie vor dreißig Jahren aus dem Rat der Ärztegilde ausgeschieden war. »Fühlst du dich gut?«, fragte sie besorgt. »Ich hab' hier ein Beruhigungsmittel, eins aus Foloxblatt.«
    »Nein«, erwiderte er bestimmt.
    »Du machst das schon«, sagte sie grinsend. »Leb wohl, Paps.«
    »Bis bald.«
    Bis bald, ein Raunen, das sich durch den ganzen Salon fortsetzte, dann ein Chor von Alles-Gute-Wünschen, der bei jenen im neunten Stock seinen Anfang nahm und sich von dort aus hinunter bis zum dritten erstreckte. Und nirgends in der Zikkurat war Burlal. Wenigstens ihm blieb die Demütigung des Alterns

Weitere Kostenlose Bücher