Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Ihr Geleit hatte sie vor mehr als zehn Jahren empfangen. Edeard hatte auf dem Dachgarten der Zikkurat gestanden, als der Skylord auf die Stadt herabgeschossen war, ängstlich besorgt, ob ihre Seele angenommen werden würde. Doch das war sie, dessen war er sich gewiss. Worüber er glücklich war. Auch wenn sie sich niemals ausgesöhnt hatten, so hatte Salrana am Ende doch ihre eigene Erfüllung gefunden.
    Auch Ranalee hatte sie verlassen, voll der Verachtung und Feindschaft bis zum Schluss. Auf ihre eigene Weise hatte sie vieles erreicht und zudem einen ganzen Haufen Nachkommen hinterlassen, deren habgierige Unternehmungen allerorten ihren Einfluss ausdehnten.
    Edeard schloss die Augen, als er sanft in die Höhe gehoben wurde. Dies ist der Moment, in dem ich mich entscheiden muss. Es war ein gutes Leben, das beweist der heutige Tag. Nicht perfekt, aber das konnte es nie sein. Soll ich abermals zurückgehen und es noch einmal leben? Doch was für einen Sinn sollte das haben? Ich weiß ja, dass ich die letzten Jahrhunderte nur dann noch einmal in dieser Weise erleben kann, wenn ich es anders mache. Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, über Owains Todesstunde hinaus in die Vergangenheit zurückzuspringen? Ich könnte direkt nach Ashwell zurückkehren und den Mord an meinen Eltern verhindern. Salrana würde niemals korrumpiert ... Er schüttelte den Kopf, empfand nur ein leises Bedauern. Das wäre kein Leben für ihn. Zu viele schlimme Ereignisse würde er in der einen oder anderen Form noch einmal durchmachen müssen, damit er die letzten zweihundert Jahre so voller Frieden und Hoffnung verleben konnte, wie es ihm in diesem Durchlauf vergönnt gewesen war. Und um diese schlimmen Ereignisse auch nur annähernd erträglich zu gestalten, würde er wiederum zu viel ändern müssen. Das Risiko war immens.
    Ich werde das Geleit empfangen.
    Die zentralen Treppen, die sich den Turm hinaufwanden, waren zu eng für ein großes Gefolge, und so kam Mattuel der ehrenvollen Aufgabe nach, den Vater zur Spitze hinauf zu tragen, begleitet von der Pythia höchstselbst. Honalee trug ihre Großmutter, während der Rest der Familie am Fuße des Turms verweilte.
    »Gütige Herrin, ich war nicht mehr hier oben seit dem Tag, als Finitan sein Geleit erhielt«, sagte Edeard, als sie sich der Turmplattform näherten.
    »Ja, Vater.«
    »Du weißt, dass das hier der gleiche Turm ist, von dem mich Owains Schläger heruntergestoßen haben.«
    »Ich weiß, Vater.«
    Sanft lächelte Edeard in sich hinein, als sie die letzte Biegung nahmen und hinaus in den hellen Sonnenschein traten. Acht lange Dornen bekränzten das Rund, ihre Spitzen leicht nach innen gekrümmt. Wie immer ging der Wind hier auf der offenen Plattform deutlich stärker als unten am Boden. Leise pfeifend blies er um die Dornen.
    Eine Schar Novizinnen und Mütter der Herrin drängten sich um den Treppenzugang, unverhohlen erpicht darauf zu sehen, wie der Waterwalker auf einem Stoß bequemer Kissen abgesetzt wurde. Sie hatten die anderen Geleitsuchenden hinaufbegleitet, von denen sich fünfzig an der Zahl nun auf der Plattform befanden. Die meisten ruhten auf ähnlichen Kissen, doch einige hatten darauf bestanden, der Ankunft des Skylords stehend entgegenzusehen.
    »Wird auch langsam Zeit, dass du hier aufkreuzt«, sagte Macsen.
    Edeard hob zwei Finger, um seinen alten Freund zu begrüßen. Noch während er dies tat, fragte er sich, wie um alles auf Querencia die Mütter der Herrin und die Novizinnen den fülligen Meister von Sampalok die engen Treppen heraufbekommen hatten. Macsen war dieser Tage fast kugelrund. Seit mehr als vier Jahren hatte er es nicht mehr ohne fremde Hilfe aus dem Bett rausgeschafft.
    Edeard ließ den Blick über seine Freunde wandern, voller Demut und Freude darüber, dass sie diese letzte Reise gemeinsam antreten würden. Kanseen, neben Macsen auf einem Bett aus Kissen ruhend, ihr schrecklich gebrechlicher Körper konnte nur mit Mühe noch Atem holen. Dinlay, stehend natürlich, abgezehrt zwar, doch mit geradem Rücken, seine Hauptkonstableruniform tadellos, würdevoll bis zum Letzten. Er war allein; zum Erstaunen aller hatte seine letzte Ehe zweiunddreißig Jahre gehalten (ein Rekord) und dauerte immer noch an, doch seine Frau war siebenundachtzig Jahre jünger.
    »Alle gemeinsam«, sagte Edeard.
    »Was auch geschieht«, antworteten sie ihm im Chor.
    Die Pythia trat heran und verneigte sich vor Edeard. »Waterwalker«, sagte sie, »möge die Herrin selbst Eure

Weitere Kostenlose Bücher