Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
und dünn. »Ich hätte da vier, die Ihnen zusagen könnten«, sagte er zur Begrüßung.
»Hallo«, gab sie bissig zurück.
»Äh … ja?«
»Ich bin Araminta, freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin auf der Suche nach einem Bad für meine Wohnung. Könnten Sie mir vielleicht helfen?«
»Was …?«
»Diese ganze Stille-Post-Tour, die Sie hier abziehen, ist wirklich nicht sehr höflich. Sie könnten wenigstens Guten Tag sagen, bevor Sie auf meine Datei zugreifen, die man sich hier offenbar wild weiterreicht. Ich bin ein lebendes Wesen, wissen Sie?«
»Ich glaube … äh.« Der überraschte Ausdruck auf seinem Gesicht schwand. Araminta fand dies noch viel beunruhigender als die plumpe Vertraulichkeit zuvor.
»Sie wissen nicht, was ich bin, hab ich recht?«, fragte er.
»Was meinen Sie?«
»Ich bin Mr Bovey. Wir alle hier sind Mr Bovey. Ich bin ein multipler Mensch.«
Araminta war sich sicher, dass sie vor Verlegenheit knallrot wurde. Natürlich wusste sie, was ein Multiple war; eine Persönlichkeit, die sich mittels einer Anpassung der Gaiafield-Technologie auf verschiedene Körper verteilte. Diese Methode, behaupteten diejenigen, die sie praktizierten, sei der wahre Evolutionssprung der Menschheit, alle anderen würden nur in Sackgassen münden. Ein multipler Mensch konnte niemals sterben, es sei denn, es wurde jeder Körper getötet, was extrem unwahrscheinlich war. Auf eine stille, unmissionarische Weise glaubten die Multiples fest daran, dass eines Tages alle zu Ihresgleichen werden würden. Möglicherweise würden danach alle Persönlichkeiten zu verschmelzen beginnen, zu einem einzigen Bewusstsein mit Abertrillionen von Körpern – ein weit besseres Ende, als sich in die künstliche Unantastbarkeit von ANA herunterzuladen.
Einen menschlichen Irrglauben, so nannten es ihre Gegner; eine groß angelegte Verschwörung, um es den Prime-Aliens auf Dyson Alpha gleich zu tun. Noch lautstärkere Widerredner warfen ihnen gar vor, dass die multiple Lebensweise auf übrig gebliebene Starflyer-Agenten zurückzuführen sei, die die verdorbene Ideologie ihrer toten Meister fortzuführen versuchten.
»Es tut mit leid«, sagte sie beschämt. »Das wusste ich nicht.«
»Schon okay. Nicht zuletzt mein Fehler, weil ich davon ausgegangen bin, dass Sie Bescheid wüssten. Die meisten Leute in der Branche wissen darüber Bescheid.«
Araminta brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Ich schätze, gleichbleibend guter Service ist ein großes Plus.«
»Schließlich muss ich besser sein als dieser Burt Renik.«
»Definitiv.«
»Also gut. Sind Sie und ich dann bereit, um uns Badezimmer anzusehen?«
»Aber immer.«
Die Sache endete damit, dass Araminta das dritte Badezimmer, das der ältere Mr Bovey ihr zeigte, kaufte. Sie tat es nicht ohne ein leichtes Schuldgefühl. Er unterbreitete ihr ein wirklich gutes Angebot und das schlichte gold-grüne Design war einfach perfekt für die Wohnung.
Nachdem sie erst einmal ihre Befangenheit abgelegt hatte, machte es sogar richtig Spaß, sich mit ihm zu unterhalten. Dennoch konnte sie nicht ganz das komische Gefühl einer gewissen Zerrissenheit abschütteln, das sie empfand, als sie mit Mr Boveys älterem Körper redete und gleichzeitig wusste, dass es sich um dieselbe Person handelte, von der sie begrüßt worden war. Und dass dieser Mensch, der sie gerade so freundlich anlächelte, sich wahrscheinlich soeben parallel mit einem anderen Kunden befasste.
»Sagen Sie uns einfach Bescheid, wann wir liefern sollen«, sagte er, als ihr U-Shadow die Anzahlung überwies.
»Wickeln Sie … ich meine, einige von Ihnen oder einer von Ihnen … auch die Anlieferung ab?«
»Lassen Sie’s gut sein, die Sprachregelung hinkt uns Multiples noch etwas hinterher. Und ja, ich werde derjenige in der Lastkapsel sein und den Bots helfen, falls sie auf der Treppe steckenbleiben sollten. Vielleicht nicht unbedingt dieser Körper in Anbetracht seines Alters, aber definitiv ich.«
»Ich freu mich schon darauf, den Rest von Ihnen kennenzulernen.«
»Ein paar meiner Ichs sind jung und gutaussehend. Nennen Sie es Eitelkeit, aber auch ich bin nicht immun gegen die ganz gewöhnlichen menschlichen Schwächen. Ich werde versuchen, sie für die Lieferung einzuplanen.«
»So gutaussehend wie Sie?«
»Hey, mehr Rabatt gibt es nicht. Sie haben mich ohnehin schon ausgequetscht wie eine Zitrone.«
Sie lachte. »Dann mach ich mich mal besser wieder an die Arbeit.«
Auf dem ganzen Rückflug zu der Wohnung hörte
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