Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
gegelt und danach toupiert, geschmückt mit roten Szintillatoren, blauen Szintillatoren, grünen, blau-weißen …
Schließlich – elf Minuten vor Toresschluss – traf sie eine endgültige Entscheidung: Geh ganz normal. Mr Bovey war nicht der Typ, der viel auf Äußerlichkeiten gab.
Seine Kapsel landete draußen auf dem Feld und sie nahm den Lift hinunter in die Lobby. Die Türen öffneten sich zu einem staubigen Raum, in dem sich Gerümpel und vor kurzem angelieferte Kisten türmten. Alles illuminiert von einer viel zu hellen, provisorischen Beleuchtung.
Mr Bovey trug einen schlichten, blassgrauen Togaanzug mit minimalem Oberflächenschimmer. Er lächelte, als die Türen aufglitten, und sagte: »Eine Dame, die pünktlich ist, das ist mal – oh, wow.«
Sie gestattete sich die Andeutung eines billigenden Nickens, während er nur dastand und glotzte. Vor ihrem inneren Auge stieg das Bild plötzlich vernachlässigter Kunden auf, von abrupt zum Stillstand gekommenen Installationen und von Lieferungen, die soeben zur falschen Adresse geflogen wurden.
»Sie sehen«, er schluckte, als versuchte er, seine Fassung wiederzugewinnen, »großartig aus. Einfach toll.«
»Nun ja, vielen Dank.« Sie ließ die Hände auf dem Rücken und hielt ihm, wie ein naives Mädchen, die Wange für einen förmlichen Begrüßungskuss hin. Ihr Outfit schien also die richtige Wahl gewesen zu sein: ein schwarzes, ärmelloses Kleid aus glattem, seidenartigem Stoff mit einem weiten Dekolleté, das von ein paar dünnen schwarzen Kettchen mehr schlecht als recht zusammengehalten wurde und den Anschein erweckte, als würde sie es jeden Moment sprengen. Ihr Haar schimmerte matt kastanienbraun und war zu nur wenigen Wellen frisiert, die ihr anmutig bis über die Schultern fielen. Keine Scales, außer die im Vergleich zu ihrer natürlichen Pigmentierung leicht dunkleren Lippen und smaragdgrüner Wimpernglanz mit dezentem Funkeln. Am entscheidendsten jedoch war das durchtriebene, halb angedeutete Lächeln, das dafür bürgte, das männliche Gehirn vollständig zu vernebeln – ausnahmslos jedes.
Mr Bovey erholte sich wieder. »Wollen wir?«
»Gern.«
Das Restaurant, in dem er reserviert hatte, war das Richard’s. Klein, aber geschmackvoll, nahm es zwei Etagen in einem alten, weißen Steinhaus im Udno District ein. Der Eigentümer war gleichzeitig der Küchenchef, wie Mr Bovey erklärte, und besaß ein kleines Boot, mit dem er ein paar Mal in der Woche die Flussmündung hinabfuhr, um eigenhändig den Fisch für die Spezialitäten des Hauses zu fangen.
»Was ist nun? Haben Sie jetzt schon Verabredungen mit anderen Multiples gehabt?«, fragte sie, nachdem sie bestellt hatten.
»Natürlich«, eröffnete er ihr. »Nicht, dass es auf Viotia noch viele von uns gäbe.«
»Was ist mit Heiraten? Findet das bei Multiples nur untereinander statt?«
»Ich bin ein einziges Mal verheiratet gewesen. Mit einer Multiple namens Mrs Rion. Es war«, er runzelte die Stirn, als würde er nach einer Erinnerung suchen, »ganz nett.«
»Das hört sich ziemlich schrecklich an.«
»Ich tue ihr Unrecht. Wir hatten eine gute Zeit zusammen, solange es dauerte. Der Sex war fantastisch.« Er grinste schamlos. »Stellen Sie sich vor, dreißig von ihr, dreißig von mir. Alle unsere Ichs in Aktion, jede Nacht. Ihr Einzelmenschen vermögt nicht einmal in einer Orgie so nah an das physische Paradies zu gelangen.«
»Was wissen Sie schon über meine Orgienqualitäten.« Kaum ausgesprochen, spürte sie, wie ihre Ohren zu glühen begannen. Aber es war das zweite Mal an diesem Abend, dass sie ihn verblüffte, und dabei währte ihr Date noch nicht einmal eine Stunde. Cressida wäre stolz auf mich.
»Wie auch immer …«, sagte er. »Nach sieben Jahren haben wir die Ehe gecancelt. Keine Feindseligkeiten, wir sind immer noch Freunde. Glücklicherweise hatten wir uns nicht auch geschäftlich zusammengetan. Ich sage Ihnen: Schließen Sie immer einen vorehelichen Vertrag ab, ganz egal, was Sie sind.«
»Wohl wahr. Ich selbst hab das auf die harte Tour herausfinden müssen.«
»Sie waren verheiratet?«
»Ja. Es war ein Fehler. Aber es stimmt schon, was Sie meinten, ich bin noch jung. Meine Kusine sagt immer, Fehler sind die einzige Methode zu lernen.«
»Ihre Kusine hat recht.«
»Und? Werden Sie heute Abend versuchen, mich zu bekehren?«
»Sie zu bekehren?«
»Mir dieses ganze Multiple-Konzept zu verkaufen. Ich dachte, Sie halten Multiples für unausweichlich.«
»So ist es
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