Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
geordert hatte, betriebsbereit zu machen.
»Das krieg ich schon hin«, grunzten quadrophone Stimmen zurück.
Boveys ungesunde Hartnäckigkeit ließ sie kichern. »Okay.«
Es vergingen weitere zwanzig Minuten, bevor einer von ihm in der Küche auftauchte. Es war der Bovey, dem sie zum ersten Mal im Macrostore-Badezimmergang begegnet war, der mit der tiefdunklen Haut und dem alternden Körper. Er mochte zwar in seinem biologischen Spätherbst sein, doch harte Arbeit scheute er jedenfalls nicht. Seine faltige Stirn glänzte von Schweiß.
»Ich hab uns Tee gemacht«, sagte sie und deutete auf den Kessel sowie eine Ansammlung uralter Becher. »Sie sehen aus, als könnten Sie eine Pause gebrauchen.«
»Das kann man wohl sagen, meine anderen Ichs sind alle wesentlich jünger.« Mit einem anerkennenden Lächeln betrachtete er die dampfenden Tassen und das Päckchen mit Teewürfeln. »Sie haben es wahrhaftig ebenfalls geschafft, was?«
»Nicht, bevor nicht meine Kücheneinheit endlich eintrifft«, erwiderte sie mit einem gequälten Seufzen.
»Bei der nächsten Fuhre ist sie dabei, ich versprech’s«, versicherte er ihr und nahm sich eine der Tassen. Seine Blicke musterten den Hydratorherd und die Packungen mit Fertiggerichten. »Sie wohnen tatsächlich hier?«
»Ja. Die Miete, die ich dadurch einspare, macht einiges aus. Ich meine, was soll das? Ich besitze fünf Apartments, und sie sind gar nicht mal so schlecht – es tropft nicht durchs Dach, und der Rest ist bloße Ästhetik. Ein paar Monate werd ich das schon durchstehen.«
»Wissen Sie, ich kann Ihre Einstellung wirklich nur bewundern. Es gibt nicht viele in Ihrem Alter, die ein Projekt wie dieses auf sich nehmen würden.«
Sie zwinkerte mit den Augen. »Und was ist mein Alter?«
»Ehrlich? Ich hab keine Ahnung. Aber Sie kommen rüber wie ein First-Lifer.«
»Na gut, ich geb’s zu.«
»Dürfte ich Ihnen vielleicht eine Alternative zu dem hydratisierten Essen heute Abend anbieten? Ich kenne da ein nettes Restaurant.«
Sie grinste. Ihre Hand schloss sich um ihren eigenen Becher Tee. »Das wäre ganz wunderbar. Oh, bevor ich’s vergesse, ich mag keinen Curry!«
»Das ist in Ordnung, ein paar meiner Ichs mögen ihn auch nicht.«
»Sie haben unterschiedliche Geschmäcker?«
»Klar. Geschmack beruht auf nichts anderem als Biochemie, und die ist bei jedem menschlichen Körper auf subtile Weise anders. Und, seien wir ehrlich, was das betrifft, steht mir eine ziemliche Palette zur Auswahl.«
»Okay«, sagte sie und senkte verlegen ihren Blick. »Jetzt muss ich mal fragen. Ich war noch nie mit einem Multiple aus. Kommen dann alle mit und sitzen mit mir an einem Tisch?«
»Nein, das wäre wohl ein bisschen zu viel des Guten, oder? Abgesehen davon muss ich den Macrostore am Laufen halten, Lieferungen erledigen, Installationen machen, all diese Dinge eben. Mein Leben geht die ganze Zeit über weiter.«
»Oh. Ja.« Es war eine eigenartige Vorstellung. Obwohl auch nicht unbedingt unangenehm.
»Ja, wenn Sie auch ein Multiple wären, wäre es möglicherweise etwas anderes.«
»Inwiefern?«
»Wir würden im ganzen Restaurant die romantischen Zweiertische reservieren und den Laden komplett übernehmen. Überall würden Ichs von Ihnen und von mir gleichzeitig fünfzig verschiedene Unterhaltungen miteinander führen und dabei versuchen, die gesamte Speise- und Weinkarte auf einmal zu probieren. So eine Art Monsterdate im Schnelldurchlauf.«
Sie lachte. »Haben Sie das jemals gemacht?«
»Erzähl ich Ihnen heute Abend.«
»Also gut. Welches von Ihren Ichs kriege ich denn, um mit mir an diesem romantischen Zweiertisch Platz zu nehmen?«
»Sie haben die Wahl. So viele Ichs, wie sie wollen, egal welche.«
»Eins reicht mir, und Sie wären mir schon vollkommen recht.«
Araminta grübelte lange darüber nach, was sie an diesem Abend anziehen und welche Kosmetik-Scales sie applizieren sollte. Sie machte sich genau nach Plan zwei Stunden vorher zurecht. Betrachtete sich anschließend einen Moment lang im Spiegel und verwarf das vollständige Bild. Fünfzig Minuten später schwebten sämtliche Koffer in ihrem Schlafzimmer geöffnet in der Luft. Ausnahmslos alle Klamotten, die sie sich in den letzten zwei Monaten zugelegt hatte, lagen auf dem Boden ausgebreitet oder waren über Möbelstücke geworfen und ließen zum Auf- und Abschreiten nur noch wenig Platz. Sie experimentierte mit vier verschiedenen Stilen von Scale-Membranen. Ihr Haar war erst funkelnd, dann matt,
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